Review

Ganz eigenartiger Film.
Warum?
Na ja, weil man es bei "Die Stunde des Jägers" mit einem Film zu tun hat, der eigentlich keinen Storyaufbau hat. Da gibt es eigentlich auch keine Klimax, der Film läuft einfach schnurstracks durch. Das mag dann zwar vielleicht nicht langweilig sein, aber frag- und merkwürdig allemal.

Zu Beginn gibt’s erstmal einen Rückblick in den Kosovo-Krieg, damit man wenigstens die Charaktere einführen kann. Hier trifft man auf Aaron Hallam, gespielt von Benicio del Toro. Aaron ist Soldat, kaltblütig und sehr brutal. Man sieht, wie er einen Feind übel mit einem Messer zurichtet und dann auch tötet. So, dann wird der Schauplatz und auch in die Gegenwart gewechselt. Jetzt wird der Charakter des L.T. Bonham eingeführt (Tommy Lee Jones). Der ist Wildhüter und Ex-Nahkampfausbilder. Er wird vom FBI beauftragt, Aaron zu stoppen, den er damals ausgebildet hat und der mittlerweile sein Unwesen als grausamer Mörder treibt. Nun kommt’s zur Jagd quer durch die Stadt und die Wildnis.

Ich weiß, die Story klingt echt viel versprechend, hat man zwar schon zigmal gesehen, aber wenn zwei solch gute Schauspieler mitwirken und William Friedkin immerhin Regie führt, kann’s ja gar nicht schlecht sein. Doch irgendwie ist das Drehbuch völlig verhunzt, der Film könnte nach ein paar Minuten schon vorbei sein, aber dann passiert wieder ein Unfall, Aaron entkommt und alles geht wieder von vorne los. Und was die beiden am Ende veranstalten, kommt schon fast an "Das komabrutale Duell" ran, um es mal übertrieben zu sagen. Die schlitzen und schneiden aneinander rum, dass es nur so eine Freude ist, aber so richtig ausmachen scheint das niemandem von beiden. Doch klar, das liegt daran, dass beide Kampfmaschinen sind und ein Wort wie Schmerz kennen die natürlich nicht.

Trotz aller Filmdehnungen, durch die der Film allerdings nicht langweilig, sondern einfach viel zu vorhersehbar wird, schafft er’s doch nur auf knappe 84 Minuten und wenn man mal ehrlich ist, das Wort Showdown hat das Ende garantiert nicht verdient. Man erahnt es natürlich schon, dass das jetzt der Endkampf sein muss, aber man hat immer noch die Hoffnung, dass irgendwas Unvorhersehbares, aber dennoch Realistisches passiert. So wird’s aber leider nicht, vielmehr bleibt's vorhersehbar und wird unrealistischer.

Eine große Logiklücke ist für mich auch die lange Verfolgungsjagd der beiden Protagonisten. Da baut man schon mal eine recht interessante und rasante Verfolgung ein, die einen durchaus fesselt und dann wird die aber wieder in ihrer Qualität gemindert, weil Tommy Lee Jones anscheinend immer weiß, was del Toro denkt, selbst wenn der noch so weit weg ist. Und diesen Fakt kann man nicht einfach damit begründen, dass der eine mal den anderen ausgebildet hat. Und wenn doch, dann wäre Aaron ziemlich dumm, weil er dann wiederum einfach das machen könnte, was ihm nicht beigebracht wurde und schon hätte Bonham keine Chance mehr, ihn zu bekommen. Und der Sprung von diesem Turm da lässt auch an Realität zu wünschen übrig, finde ich. Wenn man da die Hubschraubereinstellung mit der Flugzeit Aarons vergleicht, bis dieser ins Wasser eintaucht, da tun sich schon Fragen auf, ob da jetzt alles gepasst hat.

Teilweise kommen auch Szenen vor, die wirklich völlig unsinnig sind, wie z.B. die mit Aarons Ex-Freundin. Sie und ihre Tochter kommt mal kurz vor, es wird ein Riesenaufstand gemacht und im restlichen Verlauf kommen die nicht einmal mehr vor. Es scheint teilweise so, als ob der Film ursprünglich viel länger gegangen wäre und gewisse Sachen einfach rausgeschnitten wurden. Also Handlungsszenen. Denn in Sachen Gewalt hat "Die Stunde des Jägers" wirklich einiges zu bieten, die FSK 18 Freigabe geht somit schon in Ordnung, finde ich. Es fließt auf jeden Fall recht viel Blut.

Als Schauspieler hätte man locker andere nehmen können, denn es wird viel zu wenig auf die Charaktere eingegangen und wieso verpflichtet man dann solch gestandene Größen wie Benicio del Toro und Tommy Lee Jones? Letzterer erlebt sowieso irgendwie den dritten Teil der "Auf der Flucht"-Trilogie, kann man sagen. Ich kann vorn und hinten nicht verstehen, dass die beiden mitspielen. Da hätte man sicher locker Geld sparen können. Aber andererseits sind diese beiden ja auch der einzige Grund, wieso man sich den Film ansieht.

Kurzweiliger, ganz interessanter, aber völlig überflüssiger, teilweise missratener Film um zwei Ex-Soldaten, von denen der eine den anderen mehr oder weniger beseitigen muss. Blutig, aber beileibe noch nicht gut. 4/10 Punkte

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