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Mit Die Stunde des Jägers schuf Regiealtmeister William Friedkin (Der Exorzist) einen wohltuenden Old School-Actioner mit zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern. Traumatisierte Soldaten, die nach ihrer Heimkehr immer noch im Kriegsmodus agieren, sind zwar seit Rambo keine Neuheit mehr, doch Friedkin schuf hier eine Alternative zu diesem. Bis auf ein paar Schönheitsfehler kann der Streifen genauso uneingeschränkt unterhalten.

Eigentlich hat sich L.T. Bonha (Tommy Lee Jones) von seinem Beruf als Elite-Ausbilder von Einzelkämpfern und Fährtenlesern der US Army zurückgezogen, um in der Wildnis Kanadas die Abgeschiedenheit der Natur zu genießen. Doch als in den fernen Wäldern von Portland zwei Jäger brutal ermordet werden, bittet ihn das FBI um seine Hilfe. Gemeinsam mit FBI-Agentin Abby Durrell (Connie Nielsen) nimmt Bonham die Fährte des Killers auf, der sich schnell als Aaron Hallam (Benicio Del Toro) entpuppt - ein Profi der Tarnung und des Tötens, den Bonham einst zum Elite-Soldaten für schmutzige Aufträge der Armee ausbildete. Das Duell zwischen Lehrer und Schüler erweist sich als ultimatives Katz- und Maus-Spiel, denn so schnell der gespenstische Hallam ausfindig gemacht wird, so mühelos scheint er seinen Händen auch immer wieder entwischen zu können. Je mehr er jedoch in die Enge getrieben wird, desto raffinierter und brutaler schlägt Hallam die Schneisen seiner Fluchtwege - bis für einen der beiden Männer zwangsläufig die Sackgasse erreicht ist und die Grenzen zwischen Gut und Böse längst nicht mehr so klar sind, wie es zunächst schien...

Tommy Lee Jones (Alarmstufe: Rot) kann hier eine seiner besten Leistungen der letzten Jahre absolvieren und gibt den bärtigen Lehrmeister gewohnt routiniert, kann ihm dabei aber immer noch den nötigen Charakter verleihen. Nicht minder schwächer agiert neben ihm Benicio Del Toro (Way of the Gun), der als traumatiesierter Kosovosoldat an Jones' Leistung anknüpfen kann. Natürlich muss Connie Nielsen (Gladiator) bei solch zwei tollen Hauptmimen etwas zurück weichen, spielt aber dennoch recht passabel den Part der FBI-Agentin.

Statt wie einst Rambo immer größere Kaliber a'la M16 und M60 zu verwenden, verbleibt Hallam bei seinem Jagdmesser. Auch L.T. sind Schneidewerkzeuge lieber als Projektilwaffen. Beide erweisen sich als fähig im Umgang mit dem Messer, so, dass ein Seagal nur noch blöd aus der Wäsche gucken würde. Actionmäßig verfährt man hier also größtenteils auf Nahkämpfe mit dem Messer. Lediglich in der Eröffnungssequenz im Kosovo wird brutal und großspurig rumgeballert. Das dort gezeigte Szenario wurde mit der passenden Atmosphäre in Szene gesetzt. Auch die Szenen, wo sich L.T. und Hallam auf den finalen Kampf vorbereiten und sich ihre eigenen Stichwerkzeuge basteln wurde recht interessant gestaltet. Zudem zeigt Friedkin in einer Rückblende, wie die Beziehung zwischen Schüler und Meister zustande gekommen ist. Im ziemlich brutalen und blutigen Finalkampf erweist sich dann der bärtige Meister mit Mühe und Not als der Überlegene. Rücksichtslos gehen hier beide Kontrahenten aufeinander los und verpassen ihrem Gegner heftige Stich- und Schnittwunden. Ein normaler Mensch wäre während des Gefechts schon längst verblutet, weshalb man hier die Logik etwas zurück hält. Der restliche Film gestaltet sich dann überwiegend aus der Hatz, wobei Hallam zwischendruch auch mal gefasst werden kann. Natürlich muss ihm die Flucht gelingen, da der Film ansonsten ein relativ langweiliges Ende gehabt hätte. Bei seinem familiären Kurzbesuch drückt Friedkin dann noch kurzfristig auf die Emotionstaste. Selbstverständlich ist die Handlung an sich nicht gerade das Gelbe vom Ei, da die lokalen Autoren schon in Collateral Damage inhaltlich noch schlimmeren Humbug verzapft hatten, doch Friedkins temporeiche und kurzweilige Inszinierung kann das gekonnt kaschieren, weshalb der Film einen nahezu ununterbrochen unterhalten kann. Mann muss sich nur auf den Stoff einlassen. Punkten kann Die Stunde des Jägers zudem noch mit tollen Landschaftsaufnahmen und einer soliden Musikuntermalung.

Alles in allem ein schöner und harter Actioner im Old School-Stil der 80er Jahre. Den Löwenanteil daran tragen die beiden Hauptdarsteller sowie die sichere Regie Friedkins, der hier glücklicherweise keinen PG-13-Bullshit fabriziert hat. Davon gibt es gegenwärtig schon mehr als genug. 

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