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Das Debüt von Autor und Regisseur Nicholas Pesce wurde von Kritikern und Filmfans reichlich über den Klee gelobt und ja, einige seiner Kompositionen in Schwarzweiß sind durchaus eindringlich ausgefallen. Doch wie so häufig bei ambitionierten Arthouse-Filmen ergibt sich am Ende überwiegend Style over Substanse.

Die kleine Francisca wächst mit ihren Eltern auf einer abgeschiedenen Farm auf, als sich ein Fremder Zutritt verschafft und die Mutter tötet. Kurz darauf wird der Killer vom Vater überwältigt und vegetiert daraufhin in Ketten in der Scheune, während das Mädchen die Wunden versorgt. Als ihr Vater einige Jahre später stirbt, wiegt das Trauma Franciscas immer mehr nach…

Unterteilt in die drei Kapitel Mutter, Vater, Familie zeichnet Pesce ein überaus nihilistisches Bild über Einsamkeit, Isolation, Trostlosigkeit und die hoffnungslose Suche nach Nähe und Geborgenheit, die der Protagonistin mit dem frühen Tod der Mutter verwehrt bleibt. Moralische Vorstellungen kehren sich ins Gegenteil um und aufgrund der Ausgangslage ist durchaus nachvollziehbar, warum Francisca zu einem Monster mutiert, was entfernt, nicht zuletzt aufgrund der Schwarzweißbilder an „Frankenstein“ erinnert, allerdings deutlich hübscher erscheint.

Leider fühlt sich die Laufzeit von nur 74 Minuten deutlich länger an. Der beinahe meditativ wirkende Score verstärkt diesen Eindruck und auch die langen Einstellungen, oftmals aus Distanzen von rund 50 Metern, lassen das Geschehen nicht gerade flüssig vonstatten gehen.
Aufgrund inhaltlicher Leere macht sich rasch eine Distanz breit, zumal die emotionale Kälte eben auf Dauer kalt lässt, selbst als eine grausame Tat im dritten Akt ohne Wimpernzucken vollzogen wird.

Das Grausame wird allerdings vehement ausgeklammert und spielt sich allenfalls im Kopf des Betrachters ab. So muss eine Blutlache als Indiz eines unmittelbaren Mordes betrachtet werden, das systematische Entfernen von Augen wird noch nicht einmal andeutet und auch die Tötung der Mutter ist aufgrund einer ganz kurzen Einstellung nur erahnbar. Da sich das Geschehen über mehrere Jahre erstreckt, ist der bemitleidenswerte Zustand einiger Figuren am ehesten das, was emotional berührt.

Psychologische Tiefe sucht man leider vergebens, der Streifen versucht es mit schick komponierten Einstellungen, während ansonsten kein Thrill zu erwarten ist, zumindest nicht handlungstechnisch. Darstellerisch ist nicht viel zu tun, die Stimmung und die Gesichtsausdrücke sind latent leer, einige Körperhaltungen sind indes beachtlich und unterstreichen die weltfremde und in sich naive Einstellung.
Viel Arthouse und Isolationsdrama, wenig Horror und mit der Zeit ermüdend statt berührend.
Knapp
4 von 10

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