Review

Staffel 4.1 - 9/10

Staffel 4.1


Nightmare on Netflix Street

„Stranger Things“ startet in sein viertes und voraussichtlich vorletztes Jahr. Die Jungs und Mädels sind deutlich gewachsen, gereift, etwas auseinander gedriftet und spätestens jetzt voll in der Pubertät. Und die neueste Bedrohung (eine Art erbarmungsloser „Traumdämon“?) aus dem Upsidedown bedroht viel mehr als nur ihre Kleinstadt…

„Stranger Things 4“ hat lange auf sich warten gelassen. Die Pandemie, ein aufwändiges Drehbuch, mehr Effekte denn je, deutlich und flott gewachsene Kids. Die Erwartungen und Hindernisse waren/sind hoch, der Hype nicht mehr ganz der von damals, die Retrowelle zumindest etwas abgeebbt, Fans wie ich aber immer noch gespannt und sofort am Start. Und wenn ich vielleicht an diesen sieben Folgen mehr kleinere Dinge zu kritisieren habe denn je und es sich auch gehörig unfertig anfühlt durch die erst in ca. einem Monat kommenden finalen zwei Episoden der Staffel, muss ich insgesamt immer noch eine verdammt gute Note, hohe Klasse und ein tolles Gesamtpaket attestieren. Das Warten hat sich also durchaus gelohnt - zumindest für all die Leute, denen Dustin, Nancy, Max und Co. mittlerweile echt an's Herz gewachsen sind und die von der 80er-Nostalgie immer noch nicht genug haben…

Um direkt mal meine Contras aus dem Weg zu haben: es gibt hier drei parallele Handlungen und zwei davon haben durchaus das Potenzial und machen manchmal den Eindruck, dass sie sich etwas ziehen oder gestreckt wurden. Sowohl Elfis „Backtracking“ zu ihren Wurzeln und ihren Superkräften als auch Hoppers Ausbruchsversuche im russischen Camp hätten meiner Meinung nach schneller und knackiger zum Punkt kommen können. Nicht, dass beide Wurzeln der Handlung total schwach sind. Sie sind sogar gut im Kern und zudem eminent wichtig (vor allem Elfies Entwicklungen und Entdeckungen). Aber sie wirken einfach etwas zu breit getreten und hindern den Flow. Desweiteren sind es mittlerweile halt schon echt viele Figuren und man kann nun nicht mehr jeder komplett gerecht werden. Und der ganz große Wow-Effekt seines Retrostyles ist natürlich mittlerweile fast Gewohnheit gewichen. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau. 

Denn auf der Habenseite stehen unendlich viel mehr Dinge. Z.B. sind die Jungs und Mädels zum Großteil nun sichtbar bessere Darsteller geworden und haben Erfahrung auch außerhalb von Netflix sammeln können. Der Soundtrack ist weiterhin on fire. Wie geil und gebührend wird bitte Kate Bush benutzt?! Zudem sieht die Serie besser und hochwertiger aus denn je, kann nun mit den fettesten Hollywoodblockbustern mithalten. Chameos wie von Robert Englund sind passend und pures Gold. Und der neue Hauptbösewicht „Vecna“ ist ein Highlight. Allgemein ist die wesentlich düstere, brutalere und bösere Stimmung richtig fein. Für Kinder ist hier fast gar nichts mehr. Während „Stranger Things“ zu Beginn noch „Gremlins“ und „E.T.“ war, ist man nun bei Krueger und Cronenberg angekommen - ungefiltert, ungeniert und ungekürzt! Das rockt und ist beeindruckend. Für Genrefans wie uns natürlich noch mehr in etlichen Details und Esster Eggs als für den Gelegenheitsmainstreamgucker. Desweiteren ist mindestens ein Neuzugang (Eddie) ein direkter Publikumsliebling. Insgesamt spüre ich mittlerweile auch schon deutlich, was für einen enormen Wiederguckwert „Stranger Things“ haben könnte und wieviel Bock mir die Serie einfach macht. Ein paar minimale Ermüdungs- und Abnutzungserscheinungen hin oder her. „Stranger Things“ bleibt ein Favorit von mir, eine All-Time-Serie jetzt schon und das größte Netflixzugpferd - und enttäuscht nicht! Jetzt muss mit der fünften Staffel nur noch ein episches und würdiges und rechtzeitiges Finale auf die Beine gestellt werden, sodass man fast wie einst bei Harry Potter mit Elfie, Steve und Co. gealtert und gereift ist! 

Fazit: weiterhin eine Speerspitze der Retro-, Streaming- und Serienunterhaltung. Die richtige und stylische Mischung aus liebgewonnenen Charakteren, diesmal erstaunlich harter Horrorhommage und 80er-Nerdgasmus. Und in dieser Staffel 4 reifer, fieser und düsterer denn je. Wes Craven wäre stolz, Freddy Krueger schmunzelt! Gefühlt leichte Längen und Streckungen inklusive. (9/10)

P.S.: Dass die Staffel aufgeteilt wurde und die letzten beiden (langen) Folgen erst am 1. Juli kommen mag ich absolut nicht. Aber wenn die Zeit für bessere Effekte und die Endbearbeitung genutzt wird, ist das okay. Hätte dennoch lieber alles am Stück gesehen. 

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