Review

Staffel 2

Nostalgie zum selber pflücken 

"Stranger Things" war meine Lieblingsserie des letzten Jahres, der Grund warum ich jetzt Netflix habe und ein Hype, der ausnahmsweise mal berechtigt war. Dementsprechend hoch waren Erwartung und Vorfreude auf dieses Halloween, die zweite Staffel der Nostalgiebombe. Und um es gleich vorweg zu nehmen: das zweite Jahr hält das enorm hohe Niveau der Premierenstaffel nahezu durchgehend und ist ganz besondere Serienunterhaltung. Die 9 neuen Folgen wirken wieder wie aus einem Guss, fast wie ein Siebenstunden-Film. Perfektes Halloweenfutter mit seiner Kreuzung aus Jugendabenteuer, Mystery, Horror und Kindheitserinnerungen von den Gremlins bis Indiana Jones. Es bestand Risiko, dass die zweite Staffel unter dem Druck zusammenbricht oder zu gehetzt wirkt, doch dem ist zum Glück kein bisschen so. Leute wie ich, die letztes Jahr zu Fans wurden, werden das auch dieses Jahr bleiben. Das neue Abenteuer hat es in sich und ist eine hervorragende Fortsetzung der Geschehnisse rund um Will, Dustin, Elfi, Hopper und Co. 

Dieses Jahr bekommen es die Jungs und Mädels nicht nur mit einem weitaus größeren und böseren Monster aus der Schattenwelt zu tun, ebenso setzen ihnen die ersten Anzeichen der Pubertät zu. Außerdem erforscht Elfie ihre Fähigkeiten und es gibt sowohl an der Schule wie im Privatleben Neuzugänge, Herausforderungen und spannende Entdeckungen. Worin ist Staffel 2 noch besser als die spektakuläre erste? Die Bedrohung ist größer, die Sache scheint ernster und dunkler denn je. Das komplette Setting wirkt erwachsener und gerade hinten raus gibt es Horroreinschübe, die sogar einen Hauch von Alien versprühen. Zudem ist der Soundtrack noch heißer und die Chemie aller Beteiligten noch greifbarer. Die letzte Folge hat mir Gänsehaut auf den ganzen Körper gezaubert und macht wieder absolut jückisch auf Jahr 3. Jeder der Charaktere entwickelt sich logisch, dramatisch und wundervoll weiter, die Neuzugänge wie Max(ine), ihr Bruder oder Sean Astin sind mehr als willkommen und gelungen. Außerdem zieht der größte Punkt der Kritiker bei mir nicht, die Anspielungen auf Filme unserer Jugend, von Karate Kid bis zu den Goonies, empfinde ich als nie störend oder zu abgekupfert. Ganz im Gegenteil: die 80er-Atmosphäre zwischen Terminator und Ronald Reagan, Farrah Fawcett und Michael Jackson lasse ich mir auf dem Herzen zergehen. 

Dem zweiten Jahr in Hawkins gehen zu keinem Zeitpunkt die Ideen aus, selbst wenn der ganz große Frische- und Wow-Faktor natürlich nun wegfällt. Trotzdem ist es schön, mit den Jungs und Mädels ein neues Abenteuer zu bestehen und diese in vielerlei Hinsicht wachsen zu sehen. Von mir aus kann es nächstes Jahr noch wesentlich dunkler und böser zugehen. Ein paar Highlights (unter vielen) von Staffel 2 waren für mich die Flucht aus dem Labor, die Halloween-Episode und der Epilog samt Winterball. Charakterlich der Konflikt zwischen Lucas und Dustin oder auch die aufkeimende liebe zwischen Nancy und Jonathan. Schade war, dass Elfie die meiste Zeit von der Gruppe getrennt war und ihre Soloepisode irgendwie nicht in die Staffel passt und wie ein Fremdkörper (Mix aus "Chappie", "The Lost Boys" und "X-Men: First Class") wirkt. Zudem wurden manche Muster wiederholt und nicht jeder Charakter bekam ausreichend zu tun (Winona?). Insgesamt gesehen war die zweite Staffel trotzdem ein spaßiger, emotionaler und hinreißender Trip, der mir Halloween dieses Jahr kaum schöner hätte versüßen können. Das ist Spielberg auf seinem Höhepunkt, nur eben als Serie und nicht von Spielberg. 

Fazit: düsterer, erwachsener, gruseliger - Season 2 der Netflix-Überserie steht seinem Debüt kaum nach und ist wieder ein Serienhighlight des Jahres. Weit mehr als nur Nostalgieporn. Ich habe dieses Jahr bisher keine bessere Staffel Serienfutter vor mir gehabt. (9,5/10)

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