Review zu „Jason Bourne“ (2016)
9 Jahre nach „Ultimatum“ arbeiten Greengrass und Damon nun zum 4. Mal zusammen und erzählen die Geschichte über den Agenten mit Amnesie weiter. Nachdem eine Vertraute Bournes der CIA brisante Daten und damit unbekannte Details aus der Vergangenheit von Bourne und noch mehr entwendet – wird sie zur Zielscheibe und Bourne ist wieder mittendrin in einer großen Verschwörung.
Zunächst einmal ist der Film mit Matt Damon, Julia Stiles, Tommy Lee Jones, Alicia Vikander, Vincent Cassel und Riz Ahmed richtig genial besetzt. Matt Damon ist Jason Bourne und Jason Bourne ist Matt Damon – so einfach ist das ! Wie er hier durchprügelt und via Motorad und Auto durchjagt ist wirklich toll anzusehen. Seine Physis ist krass – physical acting ist auch das Stichwort. Denn er hat nur den notwendigsten und kompaktesten Textanteil des Films. Es hat mich gefreut zu sehen, dass Julia Stiles wieder mit dabei war und einen sehr wichtigen Part eingenommen hat. Tommy Lee Jones ist über jeden Zweifel erhaben. Vincent Cassel ist genau der Richtige für einen harten, routinierten Auftragskiller, der eng mit Bournes Geschichte verbunden ist. Alicia Vikander hat sich durch viele ihrer Filme in den letzten Jahren zu einer meiner Lieblingsschauspielerinnen entwickelt – wie sie hier extrem intelligent und zwielichtig eine CIA-Analystin und IT-Expertin spielt ist sehr gut, auch wenn diese Rolle nicht ihr volles Potential ausschöpft.
Wer die vorigen Filme gesehen hat wird schnell feststellen, dass sich am eigentlichen Plot über die Jahre nichts geändert hat und nur in Actionsszenen und Locations sowie kleinen Nebenplots variiert wird. Das ist auch bei „Jason Bourne“ der Fall – und hat mich absolut nicht gestört. Der Nebenplot mit dem Thema der absoluten Überwachung über Social Media ist absolut zeitgemäß, funktioniert hier prima, auch wenn dieser nicht vollends aus erzählt wird. Ich finde es stellenweise gut, dass ein Film seine Meinung nicht mit dem Holzhammer präsentiert, sondern den mündigen Zuschauer selbst entscheiden lässt, wie er dazu steht.
Man kann zu Wackelkamera und schnellen Schnitten stehen, wie man möchte. Es gibt genug Momente, in denen eine solche Vorgehensweise totaler Bullshit ist – Wenn die dargebotene Action verschleiert werden (wie z.B. in Young Adult-Buchverfilmungen um Gewalt zu präsentierten, ohne sie zu zeigen) oder der Zuschauer manipuliert (wenn die Darsteller keine Action können und gewackelt und geschnitten werden muss, um nur dann den Eindruck zu erwecken, dass es sich um die echten Darsteller und nicht um Stuntman handelt.) Der einzige Regisseur unserer Zeit, der damit umgeht als wäre es eine Kunstform ist Paul Greengrass. Die Action in diesem Actionfilm ist absolut krass und total hektisch – auch in der Inszenierung. Hervorheben möchte ich die erste große Actionsequenz in Athen während einer Demonstration. Hektisch, unruhig, absolut atemlos bekommen wir hier auch mit Wackelkamera und schnellen Schnitten die genial geplante und choreographierte Sequenz zu sehen. Im Mittelteil in Berlin und London bekommen wir klassische Bourne-Spannung und Action zu sehen – In Las Vegas wartet dann auch eine der krassesten Autoverfolgungsjagden des Jahres auf uns. Die Action ist wirklich handgemacht und mir gefällt das sehr gut. Untermalt wird dies vom Score von John Powell, die mit ihren Themen auch an die Musik der ursprünglichen Trilogie erinnert und so den Bogen schlägt.
Der Film soll 124 Minuten lang sein ? Für mich war er so spannend, unterhaltsam und hektisch, dass es sich knapp halb so lang angefühlt hat. Wie bewerte ich den Film ? Ich habe eine 9/10 prognostiziert – Sehr gute Actionfilme mit hohem Replay Value oder auch Spionagethriller haben bei mir immer einen extrem guten Stand (mein Topfilm 2014 – Edge of Tomorrow / mein Topfilm 2015 – Mad Max Fury Road) und so muss ich am Ende des Jahres abrechnen und mal schauen, ob sich „Jason Bourne“ im Kampf meiner Topfilme des Jahres am Ende zum „Film des Jahres 2016“ gegen einen Survivalthriller, einen Kammerspielwestern und ein Entführungs- und Resozialisierungsdrama durchsetzt.
„Jason Bourne“ bekommt von mir 10/10 Punkte.
Mein Rating der Bourne-Reihe sieht demnach wie folgt aus:
1. „Das Bourne Ultimatum“ / „Jason Bourne“ ( jeweils 10/10 Punkte )
2. „Die Bourne Identität“ / Die Bourne-Verschwörung“ ( jeweils 9/10 Punkte )
3. „Das Bourne Vermächtnis ( mit 8/10 Punkten )