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1982 kam „E.T. – Der Außerirdische“ von Steven Spielberg ins Kino, im selben Jahr erschien Roald Dahls „Sophiechen und der Riese“. Beide Geschichten handeln von Andersartigen und Kindern, die sich derer annehmen. Dahls Vorlage gibt allerdings nicht allzu viel her, so dass Spielberg mächtig in die sprichwörtliche Trickkiste greifen musste.

Die zehnjährige Sophie (Ruby Barnhill) lebt in einem Londoner Waisenhaus, als sie eines Nachts von merkwürdigen Geräuschen aufgeschreckt wird. Kurz darauf greift die Hand eines Riesen (Mark Rylance) nach ihr und entführt sie ins Land der Riesen. BFG (Big Friendly Giant) lebt hier mit neun weiteren, alles andere als freundlich gesinnten Riesen, so dass Sophie kurzerhand einen Plan ausheckt, die Unholde in ihre Schranken zu verweisen…

Der Einstieg zur Geisterstunde (für Sophie ist das drei Uhr nachts) in Londons dunklen Gassen fällt unerwartet düster aus und beim ersten Anblick des Hünen dürften besonders die jüngeren Zuschauer ein wenig zusammenzucken. Dieses relativiert sich bei der Ankunft in der Höhle des Giganten nur bedingt, denn zunächst landet Sophie in der Pfanne des sensiblen BFG. Erst danach stellt sich heraus, dass der Riese im Gegensatz zu seinen Kollegen Vegetarier ist.

Bemerkenswert ist, mit welcher Detailverliebtheit Spielberg zu Werke geht. Die Animationen sind über weite Teile grandios, Motion Capturing erschien selten so perfekt umgesetzt, denn primär die Mimik des Riesen sieht rein gar nicht nach Computereinsatz aus. Und ausgerechnet die magischen Momente sind es, in denen ebenfalls CGI punkten, etwa, als Träume in Form von huschenden Lichtkugeln ins Spiel kommen.
Untermauert von John Williams ausgefeilten Score ergeben sich zuweilen wahrlich träumerische Erlebnisse.

Wäre da nicht die im Kern beinahe belanglose Geschichte mit minimaler Handlung.
Gut und Böse sind von vornherein klar definiert, nur treten die fiesen Riesen zwischenzeitlich zu sehr in den Hintergrund, während im letzten Drittel ein Break vollzogen wird, der das Magische komplett beiseite fegt. Bei der Queen geht es zwar teils recht lustig zu, doch mit Ankunft im Buckingham Palace enden gewisse Träume relativ abrupt und auch die Lösung des Problems hinterlässt einen merkwürdigen Beigeschmack.

Das zeitweilige Kauderwelsch des Riesen (Leberwesen statt Lebewesen, Eure Mayonnaise statt Ihre Majestät) heitert immerhin auf, Tarnungen als Baum oder Lampe zeugen von unglaublicher Kreativität und besonders in ruhigen Momenten untermauert Mark Rylance, warum er bereits einen Oscar gewinnen konnte. Ruby Barnhill müht sich zwar redlich, doch wirklich sympathisch kommt ihre Figur nicht rüber.

Im Gegensatz zum Gesamteindruck des Streifens, denn der schafft es trotz kleinerer Längen innerhalb der rund 117 Minuten in eine Märchenwelt zu entführen, phasenweise zu bezaubern und ab und an zum Schmunzeln anzuregen. Ein überwiegend ruhiger, trotz Computertechnik fast altmodisch anmutender Film, der aus der mäßigen literarischen Vorlage noch relativ viel herausholt.
7,5 von 10

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