Was wäre, wenn man "Fargo" bereits in den späten Sechzigern produziert und dem Ganzen noch ein bisschen Speed beigefügt hätte? Diese Antwort wird uns auch "The Erotic Circus" nicht geben - ein Film, der wie eine Mischung aus frühem Slasher und surrealem Dauer-Gruppensex daherkommt. Künstlerische Ambitionen sind zwar durchaus vorhanden, doch löst sich die seichte Story in Nullkommanix in Luft auf und landet irgendwo im Nirvana.
Fangen wir am besten mal hinter der Kamera an: Dort agierte ein gewisser Henri Pachard, der Zeit seines Lebens zu den Größen der amerikanischen Porno-Industrie gehörte. Allerdings war auch bei ihm nicht immer der Weg das Ziel, denn Pachard begann seine Laufbahn mit billigen Grade-Z-Roughies wie diesem: Einfach gehaltener Schlock, der schon damals mit reichlich Sex, Titten und etwas Gewalt seine Aufwertung erfahren sollte.
Hier geht es ein wenig in die Richtung des Psycho-Thrillers, wobei Pachard in erster Linie bewegte Bilder ablieferte während das Storytelling sehr frühzeitig über Bord ging. Soviel kam allerdings dann noch zustande: In einem verschneiten Haus in der Einöde treffen sich einpaar Pottheads und Swinger zum dauerhaften Stelldichein, das gegen Ende in Mord und Totschlag ausufert...
Draußen liegt der Schnee und drinnen klimpert die indische Musik. Alle machen sich nackig, wobei einem der endgültige On-Screen-Sex dann doch erspart bleibt. Statt dessen entfremdete Bilder, denn der Stoff wirkt und ein blutiges Slasher-Finale, bei dem schon mal die Säge zum Einsatz kommt. Sieht man vom totlangweiligen Einstand ab, so hat sich Pachard zumindest darum bemüht, ein surreales Flair zu gestalten, was ihm manchmal sogar gelingt.
"The Erotic Circus" ist bestimmt keine Weltrevolution von einem Film, sondern billigst produzierter, garantiert nicht immer unterhaltsamer Sexkäse, der sich in gewissen Kleinigkeiten allerdings vom Standard abhebt. Zuerst wird gevögelt, dann gekillt. Und ganz am Ende darf einer der dubiosen Redneck-Gastgeber ein merkwürdiges Kunstwerk einweihen. Und auch die Umwandlung eines männlichen Protagonisten zur Transe wirft Fragen auf...
Deshalb: Knappe wie wohlwollende vier Punkte. Ein gewisses Basisverständnis für budgetlosen Grade-Z ist aber die Grundvoraussetzung beim Anschauen...