Filme aus dem Hause Disney. Entweder man liebt sie oder man hasst sie und nur selten gibt es einen Mittelweg. Doch genau diesen beschreitet Auftragsregisseur Charles Jarrot mit seinem familiengerechten Abenteuerfilm „The Last Flight Of Noah`s Ark“.
Noah Dugan (Elliott Gould) hat es nicht leicht. Wieder einmal kein Job, dafür aber einen Haufen Schulden bei einem zwielichtigen Buchmacher am Bein. Da kommt ihm ein lukrativer Auftrag gerade Recht – theoretisch. Denn dieser besteht darin, die junge Missionarin Bernadette (Geneviéve Bujold) mitsamt einer stattlichen Anzahl an Nutztieren mit einer vermoderten B-29 zu einer abgelegenen Insel im Südpazifik zu befördern, um den dortigen Bewohnern Gott und die Vorzüge von Ackerwirtschaft näher zu bringen. Auch wenn Dugan erst ablehnt, ändert sich seine Meinung mit dem Auftauchen seiner Gläubiger abrupt.
Während der überhektischen Verlade- und Startprozedur schmuggeln sich auch noch zwei Waisenkinder an Bord und los geht es in Richtung Südsee. Dummerweise wirkt sich ein kleines Radiogerät ungünstig auf den Kompass aus, sodass man mangels Treibstoff auf einer unbekannten Insel notlanden muss. Doch so ganz unbewohnt wie es anfangs scheint, ist das Eiland nicht. Zwei vergessene Soldaten der kaiserlich-japanischen Marine, die nie vom Ende des zweiten Weltkrieges erfahren haben, halten noch immer die Stellung...
Was habe ich den Film als Kind geliebt. Schließlich ist ja auch alles vorhanden, womit man junge Zuschauer begeistern kann: ein Flugzeug, viele nette Tiere, zwei Kinder als Identifikationsfiguren, eine kernige Vaterfigur, die alles im Griff hat und sogar ein Hai. Doch wenn man mit den Jahren ein wenig weiser und reifer wird, beginnt man hinter die dünne Fassade aus Abenteuer und sorgenfreien Urlaubsspaß zu blicken, wo sich doch so einiges an Negativfaktoren tummelt.
Mal abgesehen davon, dass sämtliche Unannehmlichkeiten, welche beim wochenlangen Aufenthalt auf einer unbewohnten Insel halt so anfallen, konsequent nicht erwähnt werden, macht schon die technische Umsetzung teilweise einen unguten Eindruck. Zwar gibt es wunderschön gefilmtes Morgenrot, Traumstrände und eindrucksvolle Bilder aus der Vogelperspektive zu bestaunen, doch wirkt die Optik durchaus angestaubt und ihrer Zeit hinterher. Auch die glücklicherweise nur selten zum Einsatz kommenden Spezialeffekte wie sie Notlandung oder das Auftauchen des Hais dürften schon bei der Kinoauswertung ein wenig belustigend gewirkt haben.Darstellerisch gibt es nichts groß zu beanstanden. Die Figuren bewegen sich zwar innerhalb gewisser bekannter Schemata, funktionieren aber im Kontext der Handlung und des Genres. Die beiden Japaner kommen trotz ein paar unvermeidlicher Klischees noch angemessen würdevoll daher und wirken entgegen der an den Tag gelegten tollpatschigen und schrillen Art nie wie typische Komödientrottel. Die Kinder glänzen erwartungsgemäß durch irrationale Handlungen, bilden aber auch einen moralischen Gegenpol zu Dugans eigennützigen und rechthaberischen Allüren. Elliott Gould bringt seinen typischen raubeinigen Charme ein, was besonders in den zahlreichen Streitgesprächen zwischen ihm und seiner weiblichen Begleitung zum tragen kommt. Geneviève Bujold spielt dagegen eine sich stets über Dugans selbstgefälliges Verhalten empörte und absolut arglose Gutmensch-Missionarin, die einem mit ihrer weltfremden Art und Weise, an Probleme heranzugehen, schon an den Nerven zerren kann. Umso schlimmer, dass sie mit ihren Ansichten auch noch Recht behält und den sehr viel rationaler denkenden Dugan in seine Schranken verweisen kann.
Und genau das ist dann auch der eigentliche Sargnagel für diesen an sich sehr unterhaltsamen Abenteuerfilm. Gefühlsduselei und der Einsatz des moralischen Zeigefingers wirken sehr viel aufdringlicher als in anderen Disney-Produktionen. Alles gipfelt in einem unfassbar schmalzigen Ende und man wünscht sich beinahe, Piti die Ende wäre doch nach China geflogen.