Für mich, der ich seit frühester Kindheit (ich bin mit der 80/90er Zeichentrickserie und den ersten Turtles Kinofilmen aufgewachsen) ein Turtles Fan bin ist auch diese neue Reiheund speziell dieser Film ein Fest.
Fand ich den Erstling schon gut (auch dazu habe ich ein Review verfasst) legt dieser zweite Teil die Messlatte noch einmal höher.
Die teils düsteren Töne aus Teil 1 hat man weitestgehend fallen lassen-was nur konsequent ist, da man diese Düsternis nie erfüllen konnte (wirkliche Gewalt gibt es in diesen Filmen nicht; auch keine Toten).
Der zweite Teil bringt uns endlich Bebop und Rocksteady. Beide ganz ordentlich getroffen (ich hätte vielleicht etwas weniger Bierbauch dazugegeben aber ok) und gut eingeführt. Dass es Logiklöcher gibt bei dem Mutagen-Subplot (z.B. Warum sollten die Turtles zu Menschen werden mit dem Antiserum statt sich in Schildkröten zurückzuverwandeln? Warum sollen Menschen Nashorngene in sich tragen bzw. sogar Gene unterschiedlichster Tierarten, die sie unterschiedlich verwandeln[hier war die Serie besser wo die beiden explizit zusammen mit echten Tieren und dem Mutagen zusammengebracht wurden usw.) lasse ich mal außen vor. Dies ist auch verzeihlich wenn man bedenkt wie wenig Screentime diesem Subplot gewidmet wird und dass diese Logiklöcher einen zwar als denkenden Menschen zum schmunzeln bringen, den Film aber keinesfalls kaputt machen.
Die Mischung würde ich inhaltlich so sehen: 75% Action (besonders gelungen sind hier die Befreiung Shredders und der Endkampf im nicht ganz fertigen Technodrom), 20% Humor und 5% Gefühle.
Dagegen ist nichts zu sagen, das ist eigentlich ziemlich turtlestypisch.
April wird mal wieder verdammt sexy von Megan Fox gespielt (die Umziehszene, die unnötig aufgesetzt wirkt hätte sie nicht gebraucht). Casey Jones und Baxter haben mir nicht so gefallen.
Jones war in der ersten Kinoreihe einfach viel cooler-hier wirkt er einfach nur wie ein Schwächling mit Borderline, woraus er bei Wutausbrüchen seine Kraft zieht. Bei Baxter habe ich einfach immer den fast zwergwüchsigen blonden, dusseligen und gutgläubigen Halbirren aus der Serie vor mir. Hier im Film ist Baxter ebenfalls feige, aber ansonsten eigentlich nur ein Nerd (und von beachtlicher Statur)-gemein ist die Gutgläubigkeit (die ihm genau wie in der Serie zum Verhängnis wird. Ich hoffe in einem der Folgeteile auf seine Verwandlung).
Schredder kommt zum Glück mit etwas weniger Panzerung daher wie im letzten Teil-trägt über weite Strecken sogar keine bis wenig Rüstung (ohne dass dadurch etwas verloren geht[die charakteristischen Handkrallen hat er aber fast immer an außerhalb des Gefängnisses)-hat aber auch keine wirklichen Kämpfe; die Screentime gehört den vielen neueingeführten Figuren.
Gelungen ist auf jeden Fall Krang (außer in der kurzen Sequenz wo er seinem Roboter befiehlt ihn wieder in den Anzug zu stopfen; das wirkt aufgesetzt komisch und damit lächerlich und passt auch nicht wirklich zu Krang). Merkwürdig darf anmuten wie leichtgläubig Shredder Krang vertraut (und prompt ausgenutzt wird).
Shredders Schicksal bleibt auch erst einmal offen. Das Technodrom wurde zu meiner großen Freude dem der alten Serie sehr ähnlich gestaltet. Positiv zur Serie und den alten Filmen heben sich die Fußsoldaten ab, die hier wirklich nützlich erscheinen und nicht nur wandelnde Sandsäcke für die Turtles sind.
Die Beziehungsebene der Turtles bekommt etwas Raum. Wie immer gibt es einen Disput zwischen den beiden eher kopfgesteuerten Turtles Leonardo (Anführer und Verantwortungsträger) und Donatello (Erfinder) und den beiden gefühlsbetonten Turtles Raphael (Choleriker und Dickschädel) und Michelangelo (Lebemann und Sprücheklopfer), der am Ende zu Gunsten des Teams und der Brüderlichkeit aufgelöst wird.
Das Ganze kommt der alten liebgewonnen Serie aus den 80er und 90ern sehr nahe (auch wenn die Turtles weiterhin den Look der Red Sky Staffel haben-was aber absolut ok ist und sie von den 90ern Filmen absetzt). Man erreicht zwar beim Humor nie deren Humor (die alte Serie war gespickt mit Anspielungen auf alte Filmklassiker etc.), aber die Figurencharakteristik kommt dem sehr nahe.
Optisch gibt es viel zu sehen und das hohe Tempo lässt auch bei Ungeduldigen keine Langeweile aufkommen.
Mehr kann man mit der jetzigen Altersfreigabe und den gewählten Darstellern wohl nicht erwarten. Natürlich wäre eine Nackedeiszene (oder eine halbe) mit Megan Fox nett, z.B. wenn die Turtles das Appartment stürmen und April am duschen ist (dafür gab es in der Serie sogar eine Vorlage-nur das April da noch ein Handtuch um hatte), aber ich glaube nicht das Megan Fox das mit trägt :D Mehr Härte wird bei dieser Altersfreigabe auch ein frommer Wunsch bleiben-ist aber auch nicht zwingend nötig (die Serie und die alten Filme waren hier auch zurückhaltend).
Leider blieb wohl auch der zweite Teil mit den Einnahmen hinter den Erwartungen zurück (obwohl wohl bisher schon 100 Millionen Gewinn gemacht wurden-und darauf kommt ja noch die Heimkinoauswertung, die sicher nochmal so viel bringen wird so dass das Ganze Paramount schon einen schönen Schnitt beschwert hat)-somit bange ich etwas um weitere Fortsetzung (obwohl zumindest Teil 3 wohl schon bestätigt ist), die ich äußerst gerne wieder in ähnlicher Pracht sehen würde.
Optisch und von den Effekten auf jeden Fall ein Leckerbissen für alle, inhaltlich auf jeden Fall für Fans ein Highlight.
Von mir gibt es 8/10 Punkten und damit hat dieser Teil die erste und beste 90er Verfilmung in meiner Gunst eingeholt. Dort war Schredder zwar besser getroffen, aber dafür musste man auf alle anderen wichtigen Charaktere verzichten, die hier weitestgehend gut umgesetzt wurden. Meine absolute Empfehlung für Fans der vier Grünen. Cawabunga!