Review

Turtle-Power oder -Schauer?


Die Zeichentrickserie ist absoluter Kult, wird heute noch gerne geguckt & ist samt dem Turtles-Ohrwurm-Song eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen. Der erste Turtles-Kinofilm aus den frühen 90ern ist mehr als nur nostalgisch gut & selbst seine zwei Fortsetzungen sind trotz absteigender Qualität zumindest irgendwo in meinem Herz. Sogar das Videospiel damals auf dem Sega Mega Drive war genial & der eher untergegangene animierte "TMNT" von 2007 ist viel zu unterschätzt & verdammt gut. Ihr seht - die mutierten Schildkröten stehen, standen & werden immer oben auf meiner Kawabunga-Liste der coolen Superhelden stehen. Diese Euphorie konnte selbst die Steroid-Michael-Bay-Neuauflage von vor 2 Jahren nicht bremsen, sie konnte durch niedrige Erwartungen & meinen Turtle-Bonus sogar noch als ertragbar durchgehen. Trotzdem gab es etliche Punkte, die der nun folgende zweite Teil, "Out of the Shadows", einfach besser machen musste, um nicht eben diesen Bonus bei mir & tausenden anderen Fans zu verspielen.


Die guten Nachrichten (ja, Plural!) zuerst: er ist besser als sein Vorgänger. Ok, das war nicht soo schwer. Aber es wurde stark auf Fans, Kritiker & langersehnte Wünsche reagiert. Die Turtles sind weniger "hulky", der Ton ist wesentlich selbstironischer, die Action abwechslungsreicher, es wird sich endlich auf die 4 Brüder konzentriert & vor allem gibt es etliche Gags, Charakter & ganze Sequenzen, die Fans der Comics, der Serie & des ganzen Franchises mehr als nur ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern werden. Verdammt nochmal, die Trailer verraten es schon: Krang, Rocksteady & Bebop, Casey Jones, der Technodrome, ein besserer Shredder - so weit, so viel Turtle-Power! Man hat wirklich viel getan, um bei den alten Fans anzukommen oder zumindest wieder Punkte gut zu machen & sogar die Chemie (samt altbekannter Streitpunkte) zwischen den Turtles stimmt dieses Mal. Lustig, oft wie direkt aus dem Comic & einfach eine Wohltat, die man sich nach Teil 1 nicht mehr erträumt hätte. Von Kleinigkeiten wie einem schickeren Splinter bis zu einfallsreichen, extrem langen Actionsequenzen.


Das hätte alles so schön sein können, wenn man nicht mit dem neuen Hinterteil gerade Gebautes, sofort wieder zum Teil einreißen würde bzw. zwei Schritte vor & einen zurück geht. Denn die nie neu formierten oder neu gecasteten Bad Guys sehen top aus & verhalten sich meist originalgetreu, doch schießen sie manchmal nicht nur mit Pups- oder Pipiwitzen übers Ziel hinaus, außer viel zu hektisch (vor allem in 3D) geschnittenen Bombast-CGI-Actionszenen haben sie auch nichts zu tun. Vor allem Krang & Shredder verkommen zu Kurzauftritten & gegenseitigen Marionetten. Es bleibt ein viel zu eindeutiger, hirnloser & flacher Michael Bay-Touch, selbst wenn die letzten Transformers locker überholt werden. Über die extrem simple & gleichzeitig stellenweise etwas gehetzt wirkende Story hätte ich noch hinwegsehen können, über denselben miesen Endkampf über den Straßen New Yorks wie im Vorgänger, nur diesmal gegen Krang, schon weniger. Dazu kommt ein leider meiner Meinung nach fehlbesetzter Stephen "Arrow" Amell als Casey Jones & das Team Arnett/Fox, deren Witze nie zünden & auf das man einfach verzichten könnte. Das der Film Kinder (einer neuen Generation) & Kindgebliebene am stärksten anspricht, ist kaum die Betonung wert.


Fazit: besser als der Vorgänger & mit viel Fan-Service gespickt - der Spagat zwischen alte Fans befriedigen & die neue Bumm-Bumm-Transformers-Generation bei Laune halten, gelingt fast. Man muss hier wohl eher mit dem Herzen, dem inneren Kind & komplett ausgeschaltetem Kopf an die brachialen Kampfschildkröten rangehen - dann übersieht man vielleicht, dass es so objektiv wie möglich betrachtet, immer noch lange kein guter Film ist. Trotz des megacoolen Abspanns :)

Details
Ähnliche Filme