Review

kurz angerissen*

Dem “Avengers”-Symptom der Maßlosigkeit fallen nun also auch die X-Men anheim, die bislang eigentlich zu den geschmackvollsten Comic-Franchises unter Marvel gehörten. Von der Omnipotenz einiger weniger Charaktere bis zur Verwüstung ostblockartiger Kulissen mit höchsten SFX-Ansprüchen erinnert aber leider vieles an den zweiten Ensemblefilm „Age Of Ultron“, der sich dank seiner Überfrachtung und Defokussierung im Angesicht von CGI-zerfressenen Bildern nicht gerade mit Ruhm bekleckerte. Spätestens jetzt möchte so etwas keiner mehr sehen; insofern ein ungünstiger Zeitpunkt, einen Unkaputtbaren wie Apocalypse zu entfesseln, der im Prolog kurzzeitig alte „Mumie“-Erinnerungen wiederbelebt und dann recht mühe- und gar schwerelos durch den Film spaziert mit seinem gelangweilten, müden, traurigen, zahnlosen Gesichtsausdruck.

Ambivalent fällt der dritte Teil der zweiten Trilogie auch deswegen aus, weil Singer zwei Gesichter zeigt. Die Staffelübergabe zwischen zwei Schauspielergenerationen ist rückblickend besser und weniger plakativ geglückt als beispielsweise in den Star-Trek-Filmen, und so zehrt dieser dritte Teil von den Früchten seiner beiden respektablen Vorgänger. Hin und wieder kann er packende Szenen erzeugen, wenn es ihm gelingt, Ruhe zu schaffen und möglichst viel Farbe und Bewegung von der Kamera fernzuhalten. Ausnahme bleibt die wiederum gelungene und sehr wohl farb- und bewegungsreiche Quicksilver-Sequenz, die zwar keine neue Errungenschaft per se darstellt, aber jene aus dem Vorgänger nochmals verfeinert.

Die 80er-Reminiszenzen wirken nicht mehr ganz so unmittelbar auf die Handlung ein wie Kuba-Krise und Zeit der Revolutionen in den beiden Teilen zuvor, sondern beschränken sich weitgehend auf Äußerlichkeiten wie alberne Frisuren, Computerspielautomaten, Poster und Musik (toll: Angel bekommt zu Metallicas „The Four Horsemen“ Stahlflügel verpasst, und Quicksilver trägt während seiner Rettungsaktion ausgerechnet ein „Rush“-T-Shirt).

Insgesamt der schwächste Film der neuen Trilogie – einfach, weil Allmächtigkeit der Spannung noch nie zuträglich war.
(5.5/10)

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