Lee Frost, der Regisseur von geschmacklichen Irrlichtern wie „Folterranch der geschändeten Frauen“ oder „Black Gestapo“ schlägt wieder zu. Diesmal im wilden wilden Westen. Doch kaum in einem anderen Western kann man den Begriff „wild“ so wörtlich nehmen wie hier. Und nicht nur überaus wild, sondern vor allem mies und dreckig geht es zu in „The Scavengers“.
Ein im amerikanischen Bürgerkrieg offensichtlich weich in der Birne gewordener Colonel zieht mit seinen letzten verbliebenen Mannen, allesamt heruntergekommene Widerlinge, durch das Land und will nicht so recht wahrhaben, dass der Krieg bereits seit Monaten aus ist und seine Seite verloren hat. Die Soldaten „befreien“ ein heruntergekommenes Kaff in der Wüste und erfahren von einem Goldtransport der Union, der regelmäßig vorbeikommen soll. Um dem Gegner zu schaden und Gold für die eigene Sache einzunehmen, wird kurzerhand ein Hinterhalt vorbereitet. Doch statt dem erhofften Edelmetall fallen als Beute lediglich ein paar gefangene Soldaten und eine feine Dame samt schwarzer Zofe an.
Es ist wahrlich nicht von schlechten Eltern, was Lee Frost hier abzieht. So ziemlich jede negative Eigenschaft, die der Mensch so an den Tag zu legen pflegt, findet sich hier in einem der zahlreichen Charaktere wieder. Ob Rassismus, Habgier, Mordlust oder einfach nur purer Sadismus, man könnte auf der Checkliste menschlicher Abgründe so einige Häkchen machen. Zum einen wäre da schon mal der irre Colonel, den man fast schon als angenehmen und kultivierten Gesprächspartner wahrnehmen könnte, wenn er nicht gerade Diskussionsteilnehmern mit abweichender Meinung eine Kugel durchs Hirn jagt. Hartnäckig seine Männer über den verlorenen Krieg belügend, verteidigt er seine verrückte Ideologie mit allen erdenklichen Mitteln und schickt jeden Störenfried freundlich lächelnd in die nächste Welt. Doch auch seine Untergebenen sind alles andere als Lichtgestalten. Ungewaschen, mies gelaunt und mit schlechten Zähnen fallen sie lüstern über die örtlichen Huren (u. a. Uschi Digart) her, denen das aber ganz gut zu gefallen scheint. Die gefangenen Nordstaatler zeichnen sich vor allem durch übertriebenes Ehrgefühl und Gutmenschentum aus. So kommen diese dann auch bald dahinter, dass es für Leib und Leben nicht unbedingt zuträglich ist, wenn man der verlotterten Konförderiertenbande seine aufrichtige Meinung als Offizier der Union zuteil werden lässt.
Noch extremer gezeichnet ist eigentlich nur noch die Gruppe entflohener bzw. entlassener Sklaven. Diese hassen alle Weiße wie die Pest und posaunen immerzu heraus, wie viele sie in den vergangenen Wochen getötet hätten. So werden sie dann auch ganz kribbelig, als die schwarze Zofe, des Colonels bösen Buben entkommen, ihnen schildert, dass im hiesigen Kuhkaff eine Gruppe ganz besonders grausamer Herrenmenschen residiert. Kurzerhand macht man sich auf die Jagd – nicht aus Rache oder um die Chefin der Zofe zu befreien – sondern rein zum Spaß.
Der darauf folgende finale Shootout ist gar nicht mal so schlecht inszeniert. Zwar werden die offensichtlich durch Meister Peckinpah abgeguckten Zeitlupen etwas unbeholfen eingesetzt, aber ansonsten geht es recht actionreich und blutig zur Sache.
Neben dem Peckinpah-Stilmittel lässt sich auch eindeutig eine Beeinflussung durch den Italo-Western erkennen. Die agierenden Gestalten wirken um einiges dreckiger und negativer als in den klassischen amerikanischen Genrekollegen, die Kulissen wirken zwar teilweise billig, aber in angemessener Weise vermodert und über allem liegt eine gewisse Düsternis, wie man sie von Werken wie „Django“ oder „Satan der Rache“ kennt.
Wirklich anzukreiden wäre dem Film höchstens die über weite Strecken grassierende Langeweile. Sowohl Folter- Diskussions- und besonders die Sexszenen werden dermaßen ausgewalzt, dass man währenddessen mit den Gedanken überall ist – nur eben nicht mehr beim Film. Zwar sind die Frauen größtenteils recht nett anzusehen und es ist auch von vorneherein klar, dass der Film seinen Schwerpunkt auf Gewalt und Sleaze legt, doch diese überlangen Fummeleien auf Lederhosenniveau gehen dann doch gehörig auf den Geist. Dies versetzt dem Film eine deutlich spürbare negative Schlagseite, dass man beinahe gewillt ist, das ein oder andere Mal die Fernbedienung walten zu lassen. Ein k.o.-Kriterium für einen Film, der ohnehin nur auf primitive Unterhaltung ausgelegt ist.
Interessant zu erwähnen wäre auf jeden Fall noch die deutsche Synchronisation. Denn diese kann sich trotz aller Unseriösität des eigentlichen Werkes durchaus hören lassen da einige prominente Stimmgrößen wie Thomas Danneberg (Arni), Arnold Marquis (Bud Spencer), Jürgen Thormann (Michael Caine) und Wolfgang Hess (auch Bud Spencer) am Werk sind.
Fazit: überbrutaler Siff-Western mit allerlei herumfleuchendem menschlichem Kroppzeugs und jede Menge sinnlosem Sex. Für den Mainstream-Gucker eher ungeeignet, für den Exploitation-Fan aber durchaus interessant.