Eine Geschichte, die schon dutzende Male erzählt wurde, Charaktere und Situationen, die man aus zahlreichen Filmen kennt – die Bankräuber mit den "guten" Absichten, die brüderliche Dynamik zwischen fürsorglichem Familienvater und dem Knastbruder als "Wild Card", die ungleichen Cop Buddies, dazu der Hintergrund der texanischen Kleinstädte...es grenzt an ein Wunder, dass HELL OR HIGH WATER sich im Rahmen all dieser Klischees seine Eigenständigkeit bewahren kann. Das liegt unter anderem an den starken Performances, überraschenderweise auch von Chris Pine. Es liegt am Genre – ausnahmsweise kein "Texas Noir" wie NO COUNTRY FOR OLD MEN oder COLD IN JULY sondern ein Post-Western voller archetypischen Szenen, von den Banküberfällen über die Verfolgung durch den schießwütigen Lynchmob bis zum Shootout bzw. Verbalduell am Ende. Und es liegt am Zeitkolorit: HELL OR HIGH WATER ist ein Finanzcrash-Film aus Trump Country, dem Land der Vergessenen und Verschuldeten, in denen nicht die Bankräuber die Bösen sind – sondern die Banken.
Auch wenn es also im amerikanischen mittleren Westen nichts Neues gibt, bleibt doch ein gut gemachtes, unspektakuläres Drama mit einem trocken-melancholischen Soundtrack von Nick Cave und Warren Ellis als treffende politische und wirtschaftliche Bestandsaufnahme.