Haarige Träume
Männer sind Schweine, traue ihnen nicht mein Kind,
das weiß in Deutschland spätestens seit den Ärzten jeder blind.
Doch bei Neil Jordan ähneln wir Dreibeiner eher wilden Wölfen, nur getarnt und gezähmt,
bei diesem in Nebel getauchten Märchen jeder Cinephile ist vor Ehrfurcht gelähmt.
„Zeit der Wölfe“ ist erhaben schön, verschachtelt clever, Rotkäppchen mit Biss,
man ist eher am staunen als man bekommt wirklich schiss.
Unterteilt in ein paar düstere Geschichten,
fällt einem vieles erst auf beim mehrmaligen Sichten.
Im Spiel mit Zeit und Raum und Realität,
habe ich dieses lyrische Kunststück entdeckt viel zu spät.
Mit den besten Verwandlungen jenseits des amerikanischen Werwolfs von John Landis,
hier ist der Alptraum erst der Anfang des Endes.
Stylisch. Sexy. Selbst der alte Sigmund hätte hier seine Freud,
was für eine zauberhafte, heulende, mysteriöse Meut'.
Inhaltlich eher sprunghaft, fasrig und zerbrochen,
verfolgt er mich jedoch unterbewusst schon seit Wochen.
Ist es ein Wunsch, ist es eine Fantasie, ist es der Tod,
noch immer ich die Grenzen ein wenig auslot'.
Werwölfe hatten schon immer eine gewisse Melancholie,
nur wusste man bis dato dies auf Zelluloid zu bannen nie.
Eine Mischung aus grimmschen Geschichten und „Labyrinth“,
hier leuchten die Augen, hier pfeift nicht nur der Wind.
Das Es, uns Unterbewusstsein, Instinkte und Begierde,
selbst wenn manches an diesem Fantasiegrusler dann doch ist nur Zierde.
Wolfshunde in Zeitlupe, im Sprung durch Gemälde und Glas,
das sind Lon Chaneys Erben nach elegantem Maß.
Fazit: zum Heulen schöne Filmpoesie. Von unterdrückten Fantasien und uralten Instinkten, überlieferten Ängsten und zusammengewachsenen Augenbrauen. Einer der feinsten, lyrischsten und fesselndsten Werwölffilme, die bisher gemacht wurden. (Alp)Traumhaft!