Kehrt man an einen Ort der Kindheit zurück, werden unweigerlich Erinnerungen wach. Ob Stofftiere, Langspielplatten, oder Comichefte, - im besten Fall werden angenehme Erlebnisse assoziiert. Bei Regisseur Thomas Dekker muss sich das ein wenig anders zugetragen haben, denn inspiriert von Erlebnissen im Elternhaus schrieb er binnen kurzer Zeit das Drehbuch zu seinem Horror-Debüt.
Jack (Rory Culkin) kehrt nach dem Unfalltod seines Vaters ins Elternhaus zurück, um seine verletzte Mutter Teresa (Lin Shaye) zu pflegen. Doch die scheint vom plötzlichen Tod ihres Mannes wenig erschüttert, während Jack eine flüchtige Bekanntschaft mit dem Nachbarsjungen hat und eine Freundin aus Kindertagen trifft. Als er eine Kassette mit Botschaften seines Vaters findet, beginnt Jack in der Vergangenheit zu graben…
Dass Jack etwas zu verdrängen sucht, wird relativ früh deutlich. Gegenüber seiner schwangeren Freundin zeigt er sich wenig über den plötzlichen Tod seines Vaters getroffen. Ein Autorunfall kann nun mal den Tod bedeuten und insgeheim scheint Jack der Gedanke zu gefallen, dass dabei der Kopf seines Vaters nahezu abgetrennt wurde.
Auch die erste Begegnung mit seiner Mutter wirkt unterkühlt, denn auch die scheint nicht wirklich zu trauern. Als Jack beim Tierarzt Bemerkungen macht, die in eine bestimmte Richtung tendieren, deutet sich ein wenig von dem an, was der Titelgebende noch so an Familiengeheimnissen ans Tageslicht bringen könnte.
Dekker lässt sich bei seiner Geschichte viel Zeit, die erste halbe Stunde zieht sich ein wenig, Dialoge beherrschen das Treiben und unheimliche Begebenheiten bleiben zunächst komplett aus. Die beklemmende Atmosphäre kommt indes schleichend, je mehr düstere Details aus Jacks Kindheit aufgedeckt werden. Nach spätestens einer Stunde entfaltet sie vollends ihre Wirkung, wobei im Verlauf nicht immer klar ist, ob Jack bestimmte Situationen tatsächlich erlebt und verdrängte Erlebnisse realisiert werden oder ob sich einige Dinge nur im Kopf abspielen.
Das Finale kommt derweil mit ein, zwei Wendungen daher, die es durchaus in sich haben. Gegen Ende sind zwar einige Aspekte der Interpretationsfreudigkeit des Betrachters überlassen, doch in sich stimmig erscheint die Chose dennoch.
Dank des großartigen Spiels von Culkin und Shaye kommen auch die vermeintlich ruhigen, beinahe dialoglastigen Passagen nicht uninteressant daher, zumal es durchaus das Bedürfnis einer erneuten Sichtung geben könnte, um Details genauer zu durchleuchten.
Handwerklich ohne Makel, nur mit rund 100 Minuten insgesamt ein wenig zu lang geraten, entfaltet der Streifen erst nach einer gewissen Anlaufzeit seine Wirkung, doch allein dafür lohnt sich eine Sichtung.
7 von 10