Review

Eher auf seine Art interessanter als gelungen zu beschreibender Actionfilm der äußert preiswerten Klasse, der in seinen besseren Momenten, die so viele nicht vorhanden sind, an einige Arbeiten des kürzlich verstorbenen David A. Prior, allen voran dessen Rapid Fire (1989) und ansonsten doch recht an einen Amateur- bzw. äußerst preisgünstigen Independentfilm mit dafür überraschend bekannten Gesichtern wie u.a. William Forsythe, Fred Williamson, Bill Goldberg, Ricky Harris, Kane Hodder und Kenny Johnson  erinnert. Pluspunkt des eigentlichen Geschehens, dass sich recht schleichend entwickelt und auch mit Wiederholungen von Bild und Ton und darüber hinaus mehr als nutz- und sinnlosen Gerede angefüllt ist, ist vor allem die Idee des Ganzen, die Geschichte, die von einem A.J. Perez ausgedacht und von diesem und Regisseur Thomas J. Churchill geschrieben ist. Schauplatz ein theoretisch beschauliches und zutiefst provinzielles und konventionelles Amerika, in der Tiefe der Mitte, dem Heart of Dixie, bei dem anfangs auch der Natur und den Schönheiten der eigentlichen ruhigen Landschaft um Wilmington gehuldigt wird, bevor das Geld für Außenaufnahmen ausgeht und man lieber im örtlichen Diner stecken bleibt:

Der ehemalige Elitesoldat Roy Boyle [ Kenny Johnson ] ist nach einer privaten Tragödie als Tagedieb in Port City, North Carolina auf der Strasse gelandet, wo er zwar noch Hilfe vom auf der Sonnenseite des Lebens stehenden früheren Kameraden TJ [ Bill Goldberg ] angeboten bekommt, bis auf Essensrationen von Suzie [ Michelle Lee ], der Ehefrau des Diner-Bsitzers Kenny [ Ricky Harris ] allerdings alles ablehnt. Als sein einziger Weggefährte, der Simpleton Grant [ Stephen Geoffreys ] eines Tages in der Kleinstadt spurlos verschwindet, und kurz darauf als Opfer eines vermeintlichen Terrorkrieges im Nahen Osten in den Nachrichten als Propagandavideo wieder auftaucht, wendet sich Roy an den örtlichen Sheriff [ William Forsythe ] und dessen Untergebenen Deputy Stacks [ Tyler Mane ] & Parks [ Niko Foster ], die mit der Mitteilung allerdings nichts anfangen können oder wollen.

"War is Hell and Hell comes home at the Check Point."
Veröffentlicht im März 2017, also nach der Wahl des Mannes mit den güldenen Haar zum Oberhaupt des Landes, gedreht vorher und in den Wirren vom Wahlkampf, dem wechselseitigen Populismus und seiner Aufgeregtheit wird hier analog zu bspw. dem Mike Norris Rohrkrepierer AmeriGeddon ebenfalls mit den Urängsten des vornehmlich weißen Mannes aus der Mittel- und Unterschicht, mit dem verlorenen Bild vom "Father, Husband, Friend and Hero" und dem sich Stellen Müssen der bitterbösen Realität gespielt. Allerdings ist der Feind nur scheinbar von außen kommend, auch wenn die Nachrichten dies andeuten wollen, sondern hat sich der Domestic Terrorism  in seiner Definition längst im Zentrum der Gesellschaft breitgemacht und wütet quasi von Innen heraus, ein Wühlen in den Eingeweiden der bis dato arglosen Gesellschaft im "Norman Rockwell Way of Life", die sich eigentlich auch blind zu verstehen glaubt und man sich teilweise vom Kindergarten aus schon kennt.

So, wie sich einige Figuren hier am Tarnen und Täuschen üben und die Bedrohung der Sicherheit des Landes schon kurz und ahnungslos von all den Umherwohnenden bevorsteht, so verhält sich auch die Dramaturgie; jedenfalls die Art der Erzeugung von Spannung und Erregung, zu denen Filmemacher Churchill fähig ist (oder nicht), und was er darunter versteht bzw. am missverstehen ist. Denn so bis etwa zur Hälfte der Handlung ist nichts passiert, sondern wurden nur Andeutungen gemacht, scheinbar improvisierte Dialoge eingesprochen und um das Eigentliche des Filmes eher herumscharwenzelt. Auf den Busch geklopft quasi, oder hier eher wortwörtlich die (Müll)Tonne durchsucht, auf der Spur nach etwas Nahrhaften, nach etwas Würze, nach etwas Energie, die über die Runden hilft und durch den Tag und den äußerst holprigen Schnitt bringt.

Die Rolle des Fährtenlesers wider Willen, der die Verschwörung als erstes riecht, aufdeckt und auch schlagfertig an Verhindern ist, wird hier von Kenny Johnson gegeben, den die Meisten noch als Urgestein von The Shield kennen, auch wenn er sich dort schon recht aus dem ganzen Trubel heraushielt und nicht die Präsenz von etwa Chiklis oder gar Goggins aufzubringen vermochte; ein Eifer des Spieles, dass ihm hier auch nicht so liegt und dann recht zum Verzweifeln ist. Seine Figur auch ein Gescheiteter, der wie der Waschbär durch Abfall und Schmutz streift, mal auch am Strand am Weinen ist, und mit einem Kumpel abhängt, der gemeinhin als der Dorfdepp gilt.

Johnson hat dabei schon die Sympathien auf seiner Seite, aber ein Actionheld ist er nicht; ein Eindruck, den der Film leider schon in den ersten Bildern, einer Szene aus dem Showdown nämlich, einem Zweikampf in der Schlafstatt auf engsten Raum und so dem mano-a-mano zweiter austrainierter 'Free Fighting Spezialisten' voranstellt. Davor kommt noch ein Zitat von Reinhold Niebuhr, das Gelassenheitsgebet "God, give us grace to accept with serenity the things that cannot be changed, courage to change the things which should be changed and the wisdom to distinguish the one from the other" nämlich, und danach kommt noch das obligate "Inspired by True Events", sowie ausklingend Reagans "The price for this freedom at times has been high, but we have never been unwilling to pay that price.", dass angesichts des gebotenen White Trash Szenarios in der Billigstvariante samt Allmachtsphantasien, Welteroberungsplänen und Kleinkriegsspielen auf der Grünen Wiese eher zum Kichern, aber eben doch ein klitzekleinesbisschen interessant doch ist. Churchill hat dabei, und das muss man ihm dann doch zugute halten, einer ausgesucht guten Geschmack für den lokalen Countrysender, der mitsamt einigen Ohrwürmern aus der Dudelabteilung für den Roadmovie, vor allem mit Lynyrd Skynyrds “Simple Man“ als Leitthema sowie noch ihr “Tomorrow's Goodbye“  hoch und runter läuft und bessere Worte findet, als es das Drehbuch verdient und die Darsteller erzeugen.

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