Ach ja, die Ehe!
Man muss sie leben, man muss daran arbeiten, sie macht es einem nicht immer leicht.
Und wenn dein Mann von Kevin Bacon dargestellt wird, weißt du, du wirst wohl ein Problem kriegen.
Wobei: der Vielgescholtene für die fiesen Rollen spielt in „The Darkness“ einen wackeren Familienvater, der versucht Ehe, Job und zwei Kinder, davon auch noch eins im autistischen Spektrum, unter einen Hut zu bekommen. Das ist nicht immer einfach, weswegen seine Verbindung mit Radha Mitchell jetzt nicht eben die lodernste geblieben ist.
Sobald ich in so einer Produktion „Autismus“ entdecke, ahne ich schon, dass es hier dramaturgisch gleich mit Augenrollen weitergeht, aber David Mazouz als Sohn Michael macht das sehr gut. Allerdings ist er auch komplett verantwortlich für die ganze Grütze, die in der Folge passiert.
Familie Taylor ist nämlich mit für einen Familienurlaub irgendwo am Grand Canyon unterwegs, dabei sind noch andere Familien, als David einen eigenen Turn macht, im Boden einbricht und in einer Höhle landet, wo neben beachtlichen Felsmalereien auch noch 5 verzierte Steine gelagert sind. Die er sich natürlich prompt einsteckt und mitnimmt. Um niemandem davon zu erzählen, denn er ist ja Autist. Ihr wisst, wie das läuft mit diesen Plots…
Daheim ist auch schon so genug im Argen, denn Töchterlein Stephanie hat pünktlich zu Teenagerzeit eine gesunde Eßstörung entwickelt und lagert ihr wieder Hochgewürgtes in Behältern unter dem Bett. Wie das mit dem Zerfleischen nun mal so läuft in einer gesunden amerikanischen Familie, werden sich die Eltern immer weniger grün und die holde Teenagerin ist auch nicht eben auskunftsbereit.
Und dann sind da plötzlich die seltsamen Phänomene im Vorstadtheim und die freundliche und kompetente Produktion verwandelt sich plötzlich in eine etwas preisgünstigere Variante des originalen „Poltergeist“ von 1982, nämlich „übernatürliche Home Invasion“ auf Kosten der „Familienzugehörigkeit“.
Überall tauchen Flecken und Handabdrücke auf, Schatten tanzen über die Wände und das Mobiliar entwickelt ordentlich ungewollte Beweglichkeit.
Irgendwann kriegen die Taylors dann auf die Reihe, dass das kein Fall für den Kammerjäger ist und wohin wendet man sich dann? Genau, an irgendwen, der sich damit auskennt. Also tauchen in der „Dieses Haus wird jetzt gereinigt!“-Rolle irgendwann endlich zwei recht kompetente Geistervertreiber-Latinas auf, die mit Gong und spanischen Beschwörungen den Dämonengöttern auf die Pelle rücken, auch wenn sie bald konstatieren müssen, dass das über ihr gewöhnliches Kompetenzspektrum hinaus geht.
Dass das alles nur an diesen fünf Steinchen hängt, kommt irgendwie nie recht raus, denn bis es soweit ist, hat sich Kevin Bacon schon in den Jobeth-Williams-Modus zum Thema Dimensionsübergang geworfen und selbst der autistische Sohn entwickelt gegen Ende mal eine praktikable Idee: einfach mal zurücklegen, weil Papa dann doch wichtiger ist als die Zwänge des eigenen Zustands.
„The Darkness“ ist eine – wie ich finde – hübsche, altmodische Produktion, die noch den Geist der 80er atmet und nichts am Hut hat mit den typischen Horrorbedrohlichkeiten moderner Tage. Mystischer Grusel paart sich mit ein paar schön düsteren Effekten, wenn die Familienzwistigkeiten auch sehr breit getreten werden. Dass den Machern wenig mehr eingefallen ist, außer den Appell an die Liebe in der Familie aus „Poltergeist“ zu recyceln, ist so offensichtlich und inzwischen dennoch so rar, dass man ihnen gar nicht böse sein kann.
Greg McLean, der vorher „Wolf Creek“ drehte und nachher „Das Belko-Experiment“, war hier noch spot on, wenn er seitdem dann auch in Richtung TV-Thriller gewechselt hat.
Natürlich ist das kein wirklich origineller Filmdiamant, aber eine handwerklich runde und sogar fertig erzählte Produktion, die ohne den Extratwist auskommt und einen quasi erleichtert zurück lässt. Ein wenig mehr zum mystischen Seite wäre noch schön gewesen, aber bei gerade mal 90 Minuten wollen wir mal nicht so sein. (6/10)