George Clooney spielt den Moderator eines Wirtschaftsmagazins und als solcher gibt er seinen Zuschauern regelmäßig Tipps, wie die ihr Geld gewinnbringen anlegen können, wobei er sich mitunter etwas weit aus dem Fenster lehnt. Das hat nun bittere Konsequenzen für den eingebildeten Showmaster, als ein Bewaffneter, gespielt von Jack O´Conell, seine Sendung stürmt. Dieser nimmt den Moderator als Geisel, zwingt ihn, eine Sprengstoffweste anzuziehen. Sein Motiv: Er will Antworten. Er hat auf Anraten des vermeintlichen Börsenexperten Aktien eines ominösen Unternehmens gekauft, die kurz darauf ins Bodenlose gefallen sind. Während die Geiselnahme andauert, versuchen die Mitarbeiter der Sendung, den Kurssturz aufzuklären, wobei sich zunehmend der Verdacht erhärtet, dass es sich nicht, wie die offizielle Lesart nahelegt, um einen Computerfehler gehandelt hat.
Zwar hat Oliver Stone vor allem durch die Person von Gordon Gekko bereits in den 80ern mit dem Großkapitalismus abgerechnet, doch erst mit dem Börsencrash 2008 ist die Kritik an der Wall Street in der Mitte der US-Gesellschaft und damit auch in Hollywood angekommen. In „Der große Crash“ und „The Big Short“ wurden seitdem in gelungener Weise Rücksichtslosigkeit und Inkompetenz bis in die obersten Führungsetagen der großen Banken angeprangert, die Hintergründe des Börsencrashs erläutert. In seinem weniger differenzierten Actionfilm „Assault on Wall Street“ erklärte Uwe Boll die Investmentbanker gar zu legitimen Opfern von Selbstjustiz, indem er seinen bis an den Hals bewaffneten Protagonisten auf einen Revenge-Trip im Süden Manhattans schickte. Jodie Fosters „Money Monster“ laviert irgendwo zwischen diesen beiden Polen und verbindet die Börsen-Kritik mit einer Geiselnahme a la „Hundstage“.
Damit setzt sich Foster, die bereits das Drama „Der Biber“ und zuletzt bei den gefeierten US-Serien „Orange Is the New Black“ und „House of Cards“ einzelne Folgen inszenierte, leider ein wenig zwischen die Stühle. Die Geiselnahme als solche nimmt einen erwartbaren Verlauf, zumal auch bei „Money Monster“ der Trailer allzu viel vorweggenommen hat. Der junge Mann, den vor allem Wut und Verzweiflung treiben, will Antworten und gibt sich nicht damit zufrieden, dass ein komplizierter Algorithmus dafür verantwortlich sein soll, dass er sein Geld verloren hat. Im Laufe der Entführung wächst ihm die Situation dann - wie sollte es auch anders sein - über den Kopf. Seine Antworten erhält er letztlich vor allem deshalb, weil sich seine Geisel mit ihm verbündet. Das ist alles weder neu, noch sonderlich überraschend, aber durchaus unterhaltsam, weil Jodie Foster narrativ gute Arbeit leistet und permanent aufs Tempo drückt. Außerdem bewegt sie sich kaum auf Nebenschauplätzen, zeigt ohne große Erklärungen fokussiert das Wesentliche, setzt am Rande auch auf eine Brise Humor. So kommt durchaus eine gespannte Atmosphäre im Fernsehstudio zustande.
Zudem kann sich Foster, die selbst zwei Mal mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde, auf ihre Darsteller verlassen. George Clooney, der sich unter anderem in „The Ides of March“ bereits für überhebliche Charaktere empfohlen hatte, ist für die Rolle des Moderators natürlich prädestiniert, zumal der sonst so sympathische Oscar-Gewinner dann auch den Wandel seiner Figur zum investigativen Anwalt des kleinen Mannes glaubhaft zu verkörpern vermag. Die Leistung von Jack O`Connell, der außer seiner Hauptrolle in „Unbroken“ kaum prominente Auftritte vorzuweisen hat, steht der von Clooney jedoch in nichts nach. Er ist als verzweifelter und mit der Situation zunehmend überforderter Geiselnehmer glaubhaft, stößt beim Zuschauer aufgrund seiner sympathischen und durchaus Mitleid erregenden Art schnell auf Verständnis. Vielleicht ist das sogar die größte Stärke des Films, der so einem vom Finanzmarkt direkt Betroffenen ein Gesicht und eine Stimme gibt. Julia Roberts, welche die Produktionsleiterin des Börsenmagazins verkörpert, macht ihre Sache gut, hat aber einen eher verzichtbaren Part übernommen.
Die Kritik am Finanzsystem, die vor allem zum Ende hin zum Tragen kommt, ist derweil eher plakativ. Man versucht, dem großen Monster mit Dominic West ein Gesicht zu geben, das ohnehin eher auf Bösewichte und Unsympathen festgelegt ist, kratzt aber doch eher an der Oberfläche. Die Auflösung, wie es zum Einbruch des Aktienkurses kommen konnte, ist auch entsprechend banal. Das macht „Money Monster“ freilich noch nicht zu einem schlechten Film, sorgt aber doch für einen eher mäßigen Abgang. Kritisch sei zudem noch angemerkt, dass das Wirtschaftsmagazin in seiner Aufmachung, mit den leicht bekleideten Tänzerinnen und dem permanenten Einspielen kurzer und schriller Filmchen, vollkommen unseriös erscheint. Welcher Zuschauer würde schon sein ganzes Geld in eine Firma investieren, die ihm in einer solchen Show empfohlen wird? Oder sollte das etwa eine verunglückte Satire auf den schrillen Finanzzirkus sein?
Fazit:
„Money Monster“ ist ein konventioneller Film über eine Geiselnahme, der selten überrascht, aufgrund des schnellen Tempos und der explosiven Stimmung im Fernsehstudio aber durchaus gelungen zu unterhalten vermag. Über das Mittelmaß kommt Jodie Fosters Thriller trotz der guten Schauspieler aber nicht hinaus, dafür ist die Kapitalismuskritik zu plakativ und der Mangel an wirklich zündenden Ideen zu offensichtlich.
60 %