Review

Fressen für die (Kritiker-)Haie


Schon der Kapitän aus „Jaws“ hatte die legendäre, gruselige und emotionale Geschichte drauf: ein US-Kriegsschiff geht auf einer geheimen WWII-Mission im Pazifik nach japanischem Beschuss unter - und die hunderten überlebenden Soldaten treiben tagelang im Wasser. Umgeben von nahezu ebenso vielen hungrigen Haien... Und Mario Van Peebles, der am Ende des gescholtenen vierten „Jaws“ selbst das Gebiss zu spüren bekam, drehte mit „USS Indianapolis: Men of Honor“ überraschend spät den ersten größeren Film zu dieser tödlichen und lange Zeit verdrehten, fast etwas geheimgehaltenen Militärkatastrophe - das nenne ich mal Schließung eines Kreises...

Zugegeben: die Effekte sind näher an SyFy-Channel-Niveau als am Kino, einige Darsteller verfallen dem Overacting, viele Dialoge triefen vor Pathos und Schmalz, an Cages' Haaransatz ist etwas faul, oft wirkt das Werk sehr kreuz, quer und fehlerhaft, fast etwas überambitioniert und alles andere als fehlerfrei. Von sprunghaften Voice Overn bis zu der Epoche unpassendem Verhalten oder Mutmaßungen. Auch der Look wirkt aalglatt, das Drehbuch mag chaotisch anmuten und insgesamt stimmen viele Kritiken vielleicht teilweise zurecht den Ton an, dass dieses dunkle Kapitel einen noch (viel) besseren Film verdient gehabt hätte. Doch jetzt kommt endlich mein fettes ABER, mit dem ich einfach dagegen halten muss: mich hat „Men of Courage“ trotz (oder zum Teil auch gerade wegen?!) all seinen Makeln gut unterhalten und zwischendurch sogar mal echt berührt. Ich war bereit, den Film zu hassen und zu zerreißen - kann das aber beim besten Willen nicht. Ich hatte mir bei den Bildern, Kritiken und Vorurteilen schon sowas wie „Das ist ein böser Bärendienst für diese mutigen Soldaten“ und Ähnliches bereitgelegt. Aber nein. Das wäre gelogen und maßlos übertrieben. „USS Indianapolis“ kann nicht nur grundsätzlich sehr spannend unterhalten, er hat auch einen sympathischen 90er-Appeal, eine einfache, aber effektive Weltanschauung und allgemein eine Naivität und positive Plakativität, die in mir durchaus etwas ausgelöst hat, das an Bewunderung streift. Kein perfektes Denkmal - aber ein verdammt gut gemeintes. Das muss ich ihm hoch anrechnen, selbst wenn handwerkliche Holperer Größeres verhindern. 

Fazit: Kriegsfilm, Schiffuntergangsfilm, Überlebenskampf, Liebesschnulze, Pathosbombe, Kitschkoloss, Gerichtsdrama, Tierhorror, Gerechtigkeitsnachlese - „USS Indianapolis: Men of Courage“ ist vieles ein wenig und nur wenig ganz. Zudem trägt er in vielerlei Hinsicht unangenehm dick auf, sodass manchmal selbst „Pearl Harbour“ oder „Midway“ dagegen aussehen wie realistische Abhandlungen. Und dennoch: die Geschichte, die Situation, die Absichten, die Helden, die Emotionen hinter all dem, kann das nie auch nur einen Meter in die Tiefe ziehen! Kein Cage-Trashfest für mich. 

Details
Ähnliche Filme