Jedem Feiertag wohnt etwas Böses inne, dachten sich neun Regisseure und erdachten prompt sieben Kurzgeschichten für sieben Feiertage, die sich hier zur Anthologie "Holidays" vereinen. Was den Zuschauer vor ein schwieriges Rätsel stellt: Was ist eigentlich der beste Zeitpunkt des Jahres, um sich so etwas anzusehen?
Hat man sich einmal auf ein passendes Datum geeinigt (ich empfehle als Kompromiss die kalten Januartage; wer ganz hart drauf ist, macht es vielleicht im feiertagslosen Juni), so trifft man auf eine recht traditionelle Ansammlung von Erzählungen, deren stumpfe Pointen typisch sind für die weniger liebevollen Vertreter dieser Filmgattung. So versuchen die meisten Beiträge, den symbolischen Grundgedanken des jeweiligen Feiertags auf pervertierte Art und Weise wörtlich zu nehmen. Die sture Übersetzung des Symbolischen ins Reale soll dabei für den Horror sorgen. Ausgerechnet der "Valentine's Day"-Auftakt ist dabei besonders plump geraten. Das ist allerdings auch dem wenig ergiebigen Thema anzurechnen, muss das Herz doch die wohl älteste Metapher der Menschheitsgeschichte sein. An dieser ersten Episode reizt allenfalls das völlig überzeichnete Mobbing im Sinne altbekannter High-School-Klischees; die Auflösung dagegen kündigt sich durch seinen Aasgeruch bereits lange vorher an.
"St. Patrick's Day" macht es da mit einer kreativen Regieleistung und vor allem einer teuflischen Jungdarstellerin etwas besser, könnte durch seine surreale, mit Wischeffekten und Doppelbildern versehene Inszenierung allerdings auch den ein oder anderen Zuschauer abschrecken, spätestens wenn er schließlich in einem esoterischen Heidentanz mündet.
Nicholas McCarthy hat mit "Easter" ohne Zweifel das coolste Monster der Sammlung zu bieten. Die Mischung aus Jesus-Zombie und Man-Bunny, die hier bei Nacht durch ein Wohnzimmer stolpert und kleine Küken aus den Wunden in seiner Hand verliert, bietet einen wahrhaft verstörenden Anblick, zumal nächtliche Aussichten auf mannsgroße Hasen in dunklen Wohnzimmern die Erinnerungen an "Donnie Darko" wachküssen. Dramaturgisch ist dieser Kurzfilm allerdings weniger ausgereift, fühlt er sich doch an wie ein aus dem Kontext gerissener Schnipsel aus einem Langspielfilm, der nie die Ehre hatte, gedreht zu werden.
Auch "Mother's Day" nimmt sein Sujet sehr wörtlich, bleibt aber dem mütterlichen Grundgedanken fern. Er konzentriert sich auf den biologischen Vorgang der Schwangerschaft, driftet allerdings am Ende ähnlich wie "St. Patricks Day" zu sehr in kultische Gefilde ab und hat überdies so wenige Schauwerte zu bieten, dass sich zumindest der finale Schockeffekt ein wenig hervorhebt.
Dem Muttertag gleich den Vatertag folgen zu lassen, liegt natürlich nahe (hoch lebe die Gleichberechtigung), das Resultat indes weicht stilistisch deutlich ab: Keiner der anderen Feiertage ist näher dran an den klassischen Twilight-Zone-Stories. Es gibt Audiobotschaften, Paralleldimensionen und jede Menge Farbfilter, ganz nach alter Hausmannskost. Eine metaphorische Lesart wird immerhin angeboten, jedoch nicht allzu spannend verpackt: Unter dem Strich bleibt die Suche einer Tochter nach ihrem Vater in Bezug auf die Handlung doch recht öde.
Dann hätten wir da noch "Halloween", zurechtgeklopft mit dem Holzhammer, der geschwungen wird vom wohl prominentesten Regisseur an Bord, Kevin Smith. Jenen scheint Halloween als solches nicht sonderlich zu interessieren (warum auch, mit "Tales Of Halloween" kann man sich ohnehin nicht messen). Seine Geschichte hätte ebenso gut vor dem Hintergrund jedes anderen Feiertags spielen können, was ihr durchaus eine interessante Meta-Stellung verleiht. Das karge Milieu-Setting mit Tarantino-Reißbrettcharakteren und unflätiger Gossensprache sammelt allerdings keine Sympathiepunkte. Entsprechend der Geschwätzigkeit dieses Kurzfilms basiert dann auch die Auflösung auf der Doppeldeutigkeit eines Oneliners, den man wahlweise schlagfertig oder primitiv finden kann.
Um Weihnachten kommt natürlich keine Feiertagssammlung herum, also läuft Seth Green in bester "Turbo Man"-Schwarzenegger-Manier am heiligen Vorabend durch die Gegend, um ein ganz besonderes Geschenk aufzutreiben - und sich dabei die Hände ordentlich schmutzig zu machen. Eine passable Folge, die zwar auf altbekannte Weise den wahren Sinn hinter dem Geschenkewahn hinterfragt, dabei aber auf visuell interessante Weise mit virtueller Realität experimentiert.
Den Schlusspunkt setzt logischerweise "New Year's Eve" mit einem Jahreswechsel, der zur Showbühne für Lorenza Izzo und Andrew Bowen wird. Ein richtiger Knaller ist auch diese Dating-Episode nicht, zumal man den Twist erneut Meilen gegen den Wind riecht, aber doch ein netter Kommentar zum Thema Einsamkeit - mit einem Schuss Psycho-Wahnsinn, der ironischerweise in so mancher Einstellung fast normaler wirkt als das sogenannte "perfekte Date".