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1.Staffel

Eddie (Aaron Paul) und Sarah (Michelle Monaghan) scheinen ein ganz normales, glückliches Paar mit zwei Kindern zu sein und doch gibt es einen gravierenden Unterschied: sie sind Mitglied der Sekte (oder „Bewegung“, wie sie selber lieber sagen) „Meyerism“ nach den Lehren des Sektengründers Steven Meyer (Keir“2001“ Dullea), der schwer an Krebs erkrankt in Cuzco, Peru, auf seinem Sterbebett liegt. Eddie hat nach einer turbulenten Jugend Sarah getroffen, die ihn gewissermaßen gerettet hat. Sie ist die Tochter eines der Mitbegründer der Sekte und somit von klein auf mit dessen Thesen indoktriniert worden bzw. aufgewachsen. Der Meyerism basiert auf der Lehre von einer zehnsprossigen Leiter, deren letzte Sprossen zu einer vollkommenen, glücklichen Existenz und zur Entdeckung des wahren Lichts führen. Dieses Licht ist ein Leben, das harmonisch und einheitlich mit der Natur ist, friedvoll und tolerant. So weit, so vermeintlich gut, denn Eddie hat seit einer Pilgerreise in das Glaubenszentrum in Peru schwere Zweifel an der Richtigkeit der Lehre von Meyer. Diese Zweifel werden durch die Begegnung mit einer ehemaligen Angehörigen der Sekte forciert, die davon überzeugt ist, dass ihr Mann von den Meyer-Leuten getötet wurde. Zudem verliebt sich sein Sohn Hawk in eine atheistische Mitschülerin, die seinen Glauben sehr prüft.

„The Path“ ist mir auf Grund einer sehr positiven Kritik im „Hollywood Reporter“ aufgefallen und da mich das Thema Sekten eh interessiert und ich Aaron Paul seit „Breaking Bad“ sehr mag, war es fast selbstverständlich, dass ich mir mal die US-Serie des Senders Hulu anschaue. Und ich war sehr, sehr angetan. Den Machern um Jessica Goldberg gelang eine faszinierende, spannende Auseinandersetzung um Glauben, persönliche Freiheit, Entscheidungen und Verantwortung, die mich sehr gefesselt hat. Dabei erscheint diese Bewegung/Sekte nicht unbedingt dämonisch, im Gegenteil: sie erscheint in manchen Momenten als realistischer und bewusster als die andere Welt… viel ökologischer, solidarischer und fürsorglicher. Und doch hat Hauptfigur Eddie immer stärkere Zweifel, die auch seine 100%ig überzeugte Ehefrau spürt. Er versucht mit allen Mitteln der Sekte, diese Bedenken zu bekämpfen und auch der charismatische, aber labile Sektenführer Cal (Hugh Darcy) versucht zu helfen, aber zu viele Risse sind in dem vermeintlich heilen Bild der Bewegung aufgetaucht. Cal selbst hat so viele Brüche und Abgründe in sich, dass er an sich nicht wirklich geeignet erscheint, mehrere tausend Menschen zu führen, aber er ist auch charmant, willensstark und vorsichtig und kann so die Sekte gut nach außen verkaufen.

Eine Sekte kann nicht nur negativ sein, sonst würde man sich ihr nicht freiwillig anschließen. Diese positiven Seite vernachlässigen die Macher von „The Path“ nicht, dennoch erscheint die Meyer-Bewegung in immer mehr Facetten als indoktrinierender, die persönliche Freiheit einschränkender Kult… ideal für schwache Menschen, die sich nach Sinn im Leben sehnen.

Ich muss nicht extra sagen, dass die Schauspieler alle hervorragend sind, die Ausstattung perfekt und der Soundtrack passend. Eine zweite Staffel ist angeblich schon bestellt – freue mich schon, denn „The Path“ ist eine der besten und spannendsten Serien, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Nicht so düster wie „The Leftovers“, aber ähnlich gut.

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