kurz angerissen*
Einer dieser Stoffe, die auf dem Papier durchaus interessant klingen, denen aber mit der Realisierung einiges an Sexappeal verloren geht. Vielleicht ist damit erklärt, weshalb sich hinter einem Actionthriller mit eher sterilem Look, Allerweltstitel (der originale Titel ist allenfalls orthografisch weniger eine Katastrophe, aber auch nicht viel einfallsreicher) und allgemeinem TV-Movie-Erscheinungsbild ein derart prominenter Cast verbirgt. An der Order of Appearance kann man sich vielleicht die Überraschung vorstellen, wenn ein alter Bekannter nach dem anderen ins Spiel eingreift: Ryan Reynolds wird mal kurz für den Prolog verbraten, bevor mit Kevin Costner der eigentliche Hauptdarsteller ins Rampenlicht tritt. Und dann war da doch noch einer von diesen Altstars dabei... ach ja, Gary Oldman. Oder doch Tommy Lee Jones? Nein, gleich beide! Die meist auf irgendwelchen Industriestraßen stattfindende Handlung führt manchmal auch zurück ins traute Heim zur diesmal als Wonder Housewife herausgeputzten Gal Gadot, ein Rückblendenstrang zaubert mal eben noch Michael Pitt aus dem Hut, Jordi Mollà spielt auch irgendwie mit und das Gesicht von dem stummen Agenten aus der dunklen Ecke in dem Raum voller Männer in Anzügen kennt man doch auch irgendwoher... Moment, das ist doch Scott Adkins.
So wie die vertrauten Gesichter stoßweise aus den Drehbuchseiten purzeln, wird es fast ein wenig schwierig, sich in die Handlung einzufinden, die nun logisch betrachtet wirklich nicht kompliziert ist, vom empathischen Standpunkt her betrachtet aber doch irgendwie sperrig bleibt. Ein proletenhafter Krimineller, in dessen Gehirn die Erinnerungen eines unentbehrlichen Agenten verpflanzt werden, ja, man versteht, was Costner an dieser Rolle gereizt haben muss. Den Grummelpeter atmet er auch mit Freude, einen Zugang in sein Inneres erlaubt er aber kaum; selbst, als dies von der Handlung verlangt wird.
Alle anderen sind spröde Parteien in einem von den eigenen Interessen gesteuerten Spiel, dessen Regeln für einen größeren Film gemacht scheinen; einen, der sich nicht völlig auf Plot und Besetzung fokussiert, sondern vielleicht auch technisch ein paar Akzente setzt. Ariel Vromen legt zwar ständig Holz nach, doch der beständig blasende Wind macht es dem Feuer schwer, einmal richtig aufzulodern.
Insgesamt erhofft man sich mehr Schauspielqualität von der hübsch drapierten Kopf-Collage auf dem Cover und eine tiefere Beleuchtung der spannenden Aspekte des Drehbuchs, als letztendlich geliefert wird. „Das Jerico Projekt“ ist besser als sein alberner, nichtssagender B-Movie-Titel, hält als Ganzes aber nicht mit der ambitionierten Verknüpfung von neurowissenschaftlicher Science Fiction und Agentenjagd mit, auch weil er in der Regie zu einfallslos bleibt.
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