Jemand wie Kevin Costner hat sich noch in den Neunzigern mit Erfolg einen Wolf getanzt, dann folgte 1997 „Postman“, der seinen Abstieg in die B-Liga einläutete, bis er sich schließlich für Fischkonserven hingab. Dabei kann der bekennende Western-Fan deutlich mehr, wie vorliegender Streifen veranschaulicht.
CIA-Agent Bill (Ryan Reynolds) stirbt während einer wichtigen Mission und behält Informationen, was sein Vorgesetzter (Gary Oldman) nicht hinnehmen will. Er beauftragt einen renommierten Neuro-Wissenschaftler (Tommy Lee Jones), Teile des Gehirns in einen „Empfänger“ zu implantieren. Dieser ist der Schwerkriminelle Jericho (Costner), dem jegliche Empathie fehlt und der zunächst einigen Schaden anrichtet, bevor gewisse Erinnerungen zutage treten…
Um in der ersten Hälfte einigermaßen Spannung zu erzeugen, ließ sich das Drehbuch einige wahrlich hirnlose Aspekte einfallen: Warum ein Risikofaktor mit einem Kriminellen eingehen, der zu keiner sozial angemessenen Interaktion fähig ist? Weshalb wird der nicht wenigstens gechipt und wo wandert im Verlauf Jerichos ursprüngliche Identität hin?
Dank Costner wird von einigen Fragen ein wenig abgelenkt, denn wenn sein Jericho etwas will, nimmt er es sich einfach, was minimal zu einer gebrochenen Nase führt.
Anbei mischt noch ein Hacker mit, bei dem im Grunde kaum erläutert wird, worin dessen Aktionen bestehen, hinzu kommt ein spanischer Anarchist, der sämtliche Regierungen der Welt abschaffen will, während Bills trauernde Witwe (Gal Gadot) schmerzhaft mit den Fakten der Transplantation konfrontiert wird, da Jericho Dinge ausplaudert, die ausschließlich Bill gewusst haben kann.
In diesen eher ruhigen Momenten vermag die Erzählung zu punkten, wenn dem eigentlich unbarmherzigen Jericho positive Emotionen offenbart werden, mit denen er zunächst nichts anzufangen weiß, mit glücklichen Erinnerungen umgeben ist, die er nicht zuordnen kann und anderweitig drei Leute plättet, nur um an ein Fahrzeug zu gelangen.
Diese Ambivalenz der Hauptfigur gestaltet das Treiben unterhaltsam, während die Anteile des Thrillers mit merkwürdigen Verschwörungen, befremdlichen Überwachungsmethoden und unorthodox handelnden Kriminellen etwas altbacken und gleichermaßen unterentwickelt daherkommen.
Immerhin hat der israelische Regisseur Ariel Vromen handwerklich einiges auf dem Kasten. Die Kamera bringt ordentlich Drive ins Spiel, die wenigen Actioneinlagen mit einigen Blechschäden und brennenden Fahrzeugen benötigen keinerlei CGI und sobald es ein wenig härter zur Sache geht, punkten die Effekte nebst Make-up.
Darstellerisch fallen gegenüber Costners Glanzleistung nahezu alle ab. Oldman kann zwar als cholerischer Agent überzeugen, doch Tommy Lee Jones kommt kaum über einen Hundeblick hinaus, während Nebenrollen mit Leuten wie Alice Eve und Scott Adkins völlig verschenkt werden. Demgegenüber setzt Gal Gadot innerhalb der emotionalen Momente Akzente, während Antje Traue die kaltschnäuzige Bitch recht glaubhaft verkörpert.
Alles in allem also ein mit 113 Minuten Laufzeit recht durchwachsener Streifen, der zwar kaum Längen, jedoch jede Menge Logiklöcher zulässt. Costner hält das Treiben am Leben und performt mit voller Hingabe, wogegen die Geschichte größtenteils an den Haaren herbei gezogen ist und nicht allzu viele Spannungsmomente vorzuweisen hat.
5,5 von 10