Zweimal eine versuchte Wiederbelebung, einmal eine Rückschau auf die Tradition; ganze drei Exempel des einstmals blühenden Subgenre des Triadenfilmes hat es im zeitgenössischen HK - Kino seit 2010 gegeben. Zu unkommerziell die Gattung, unbeliebt und ungeduldet bei der Chinesischen Zensur, dazu auch mit wenig Interesse für das einheimische Publikum, dass lieber in die Zerstreuung von Romantischen Komödien und Komödien allgemein zu gehen pflegt. Young and Dangerous: Reloaded [ 2013 ] gilt als Flop, der nicht wie geplant und nicht wie in der Mitte der Neunziger noch eine ganze Latte an Epigonen, sondern den endgültigen Tod derlei Ambitionen nach sich zog. Triad [ 2012 ] war zu unauffällig, um überhaupt den Gedanken an Mehr zu hegen, und Gangster Pay Day [ 2014 ] galt wenigstens als Kritikerliebling, ist aber als stilles Liebesdrama mit viel Reminiszenz und nicht (hauptsächlich) als handelsüblicher Kampf um Macht und Gefolgschaft angelegt.
Den Drang nach der Austragung um die Herrschaft der Organisationen, das ewige Spiel um die Führung und das Durchsetzungsvermögen zeichnet dann erst wieder The Mobfathers aus, der in seinem Ansinnen, der Produktion, den Darstellern und des Ausdrucks wie als kleiner Bruder des (geplanten) Election 3, als aufmüpfiger Dreikäsehoch mit großer Klappe und so noch recht unreif in seinen Verhaltensweisen und unsicher im Ton zuweilen wirkt. Eine schon willkommene Rückkehr bzw. noch vereinzelte Einkehr eines filmisches Sujets, dass weniger von Veränderungen als Vielmehr von dem Ewiggleichen, dem Geklüngel in der Hak Sek Wui und dem Beseitigen all der Konkurrenz um einen herum, Jung gegen Alt und dann auch Jeder gegen Jeden lebt:
Als der alternde Triadenboss [ Anthony Wong ] an Prostatakrebs erkrankt und von seinem Arzt höchstens noch ein Jahr verbliebene Lebenszeit verkündet bekommt, hat er berechtigtes Interesse an einem würdigen Nachfolger seiner Dominanz, worauf sich bald ein erbitterter Kampf entbrennt. Zwar haben er, sein General [ Wylie Chu ] und die anderen Oberführer Uncle Sky [ Danny Summer ], Uncle Earth [ Lee Chung-kei ] und Uncle Man [ Albert Cheung ] bereits mit den aufstrebenden Wulf [ Gregory Wong ], einem ehemaligen Beamten des Commercial Crime Bureau, und dem überaus loyalen Luke [ Philip Keung ] die zwei in ihren Augen geeigneten Kandidaten für die Wahl zum 'Dragon Head' erkoren, finden sich allerdings noch weitere Anwärter mit der Absicht zum gewinnen. Der diesen Posten noch innehabende Coke [ Tony Ho ] will seine bevorzugte Stellung nicht sang- und klanglos aufgeben, während die in Kürze aus jahrelanger Haft entlassenen und eng miteinander verfeindeten Coffee [ Deep Ng ] und Chuck [ Chapman To ] ebenfalls Gefallen an der Idee finden. Chucks Noch-Ehefrau [ Bonnie Sin ] und bis dato auch alleinerziehende Mutter des eigentlich gemeinsamen kleinen Sohnes ist allerdings wenig begeistert von der Aussicht auf weitere Fehden. Währenddessen sondiert Superintendent Xu [ Kenny Wong ] und sein Assistant [ Carlos Chan ] die Lage von außen aus sicherer Entfernung.
Nicht bloß das Thema hat von vornherein keine Chance auf eine Auswertung im Chinesischen Markt, auch die Zutaten von Gewalt, die Glorifizierung von Kriminellen und das bisschen Sex im Bild widerspricht allem, was der Zensur in der Volksrepublik und in den Augen des Staates hoch und heilig und in der Bewahrung von Moral und Anstand wichtig ist. Auch die Darsteller selber, gerade To auch als Presenter und Anthony Wong als noch Oberhäuptling in der Bande, sind im Mutterland derzeit alles Andere als gern gesehen, hat man sich doch mit Kommentaren zur Hochphase der Regenschirm - Revolution als Vertreter der Occupy Central-Bewegung und somit als "ausländischer Separatist" auf die Schwarze Liste gebracht – bei To war es die Unterstützung der taiwanesischen Sonnenblumen-Studentenbewegung; Darsteller Gregory Wong war einer der Laudatoren für den bei der chinesischen Obrigkeit äußerst unbeliebten Ten Years, als Ersatz, nachdem der geplante und wesentlich berühmtere William Feng aus Angst vor Konsequenzen abgesprungen ist – und ist nun die lokale Begrenzung sowohl Fluch als auch Segen.
Denn der Film selber ist allzu viel Gewese abseits des Einzelgängertums allein auf weiter Flur leider nicht wert, schwankt er doch trotz oder auch wegen der Regie von Routinier Herman Yau, der sich theoretisch mit dem Genre in allen Belangen sicher fühlen sollte und auch mit als letzter aufrechter Kämpfer für die Bereichung des Metiers gilt [ siehe Rebellion (2009) oder Turning Point (2009) ], in seiner Ausgestaltung und der Kraft der Aussagen regelrecht zwischen den Stühlen hin und her. Zuweilen wirkt man wie als Parodie, in der gerade der eingestreute voice over auch zur humoristischen Durchbrechung der Vierten Wand, der zum Publikum hin offenen Seite also genutzt wird, und auch sonst wie keinerlei Blatt vor den Mund genommen oder richtiges Maß, Mittel und Methode gefunden wird. Da rauschen die Gangster mit ihren Heerscharen in Reisebusse zum vereinbarten Treffpunkt heran, wird vom Oberboss der weiße Pudel als ständiger Begleiter herumgetragen und spazieren geführt, und wirkt das Stelldichein der noch amtierenden Gangsterbosse mehr wie ein Kaffeekränzchen der Altherrenriege, von denen keiner in dem letzten Jahrzehnt einen Friseur gesehen hat und die Sextanerblase mehr plagt als die Polizei und überhaupt schon der Pflegeplatz im Altenheim, wenn nicht gar im Hospiz winkt.
Die Geschichte von der Vorauswahl zum "Dragon Head" und dem baldigen vollmundigen Geschreie und dann auch dem Hauen und Stechen ist und bleibt milde interessant, hat man aber mittlerweile schon viel zu häufig gesehen und wird hier nur marginal abgeändert. Eine Analogie auf realpolitische Wahlen und Zugeständnisse soll es laut den Verantwortlichen sein, was man an der wenig interessiert wirkenden Regie vom (für dergleichen Belange durchaus aufgeschlossenen) Yau allerdings nicht merkt. Eine 08/15 - Leistung, wobei die meisten der neuen Details wenig beachtet werden – einer der Kandidaten ist ein ehemaliger Undercovercop, der nun tatsächlich nach den Regeln der Untergrundbewegung selber spielt – und so recht in der Standardhandlung untergehen. Action fällt gänzlich aus, es sei denn, man rechnet ein paar Messerstechereien mit horrenden CGI - Bluteffekten mit; und diese nicht in der Graphic Novel artigen Überstilisierung wie im Finale von Hong Kong Bronx [ 2008 ], sondern einfach nur schlampig gearbeitet, und ein weiteres Fragezeichen angesichts von Yaus bisheriger Arbeitsweise, die eher spröde trocken und ohne solch Kinkerlitzchen ist. Darstellerisch ist eine ganze Palette an Nebenakteuren aktiv, die ständige Semiprominenz, die hier wie erwartet recht grob und chargierend agieren und von denen Keiner das wahrhaft große Licht der Begeisterung ist.