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Im Paranoiakino der 70er gehörte es eine Weile zum guten Ton, dem Zuschauer ein deftiges Downer-Ending zu präsentieren, bei dem der Held dann überraschend im Kugelhagel starb und die Bösen triumphierten oder die Welt trotz aller Bemühung doch noch oder zumindest teilweise unterging. Die Übermächtigkeit des Schweinesystems könnte man das wohl nennen.

Heute ist die Welt in einigen Bereich mal so richtig am Arsch, wie zum Beispiel in Sachen Tierschutz und Biodiversität und deswegen finden das auch heute noch Regisseure ganz gut. Wer also mal einen gepflegten Tierhorror sehen möchte, der auf den „final hero“ oder das „final girl“ hinaus läuft, der sehe sich „Unnatural“ um, in dem irgendeine obskure Organisation, die angeblich die Welt retten will, Gen-Experimente mit Tieren durchgeführt hat. Ray Wise – die Inkarnation übler Typen - gibt in einem in der Mittagspause eingespielten Werbespot-Cameo den Firmengründer, womit die Pferde natürlich schon gesattelt sind.

Leider kann der dann folgende Film nicht so brillieren, wie das ältere Werke vorgemacht haben. Das liegt hauptsächlich daran, dass es abgesehen von dieser Rahmenhandlung praktisch gar nicht um das Thema „Zerstörung der Natur“ geht, es ist lediglich ein Vorwand, um einen mutierten Eisbären zu präsentieren, dem ein Isolationsteam unter Mitwirkung von Sherilyn Fenn (ja, ist ein Mini-Twin-Peaks-Treffen hier) vermutlich Wolfs-DNA eingebaut hat. Gleich zu Beginn schlachtet das Tierchen die ganze Station abgesehen von Fenn ab und geht dann auf Tour. Dumm nur, dass da fast niemand wohnt am Polarkreis.

Fast niemand sind dann vier freundliche People mit indianischem Background, die zufällig einen Modefotografentrupp empfangen, die aus der seligen Kombi „Arschlochfotograf, Mäuschen-Assistentin und zwei bratzig unterfütterte Models“ besteht.
Da hätten wir dann also acht potentielle Opfer, während sich die irgendwie sediert agierende Fenn auf ihrer Flucht der Enklave erst annähert und dann zwischen den Leuten herumwieselt, ohne auch nur ansatzweise die Dringlichkeit der Situation klar machen zu können (bzw. es auch nur nachdrücklich zu versuchen).

Während die Location überraschend schön und wild geraten ist, bietet „Unnatural“ sonst nur wenig, denn der Monsterbär zeigt sich nur selten vor der Kamera, ist kurz als Schatten zu sehen oder der Prop-Workshop kommt man mit dem Köpfchen zu sehen. Wenn er denn aber zupacken, wirbelt die Kamera meistens im Zwielicht ganz dolle und dann fließt am Boden etwas Blut.
Das ist also alles nicht sonderlich aufregend, sondern dödelt nach und nach auf ein ganz nettes, aber unaufgeregtes Finale zu – und da keiner der Anwesenden supersympathisch rüberkommt, stört der untypische Bodycount auch nicht weiter.
Wer auf den Schnellschußhaufen aus der Online-Videotheke steht, wird es fast für einen guten Film halten, aber vielversprechendes Talent kann ich dem Ex-Fanfilmer Hank Braxtan jetzt nicht zusprechen. Aber ein wenig über Asylum-Niveau liefert er schon ab. Nett, aber belanglose Dutzendware. (4/10)

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