Review

Wenn ein Name wie Alexandre Aja maßgeblich an der Produktion beteiligt ist und ein nicht unerfahrener Regisseur wie Johannes Roberts („Storage 24“) die Strippen zieht, kann es auch schon mal für eine Kinoauswertung reichen. Was allerdings kein Garant für innovative Ansätze ist, denn bis auf ein paar Jump Scares und den Hauch einer exotischen Kulisse schwimmt der Streifen komplett im Fahrwasser nahezu sämtlicher Genrekonventionen.

Mumbai, Indien: Maria (Sarah Wayne Callies) und ihr Mann Michael (Jeremy Sisto) haben ihren Sohn Oliver bei einem tragischen Unfall verloren. Haushälterin Piki (Suchitra Pillai) eröffnet der schwer traumatisierten Mutter eine Möglichkeit, sich von ihrem Sohn zu verabschieden, doch etwas läuft bei dem Ritual schief und öffnet die Grenze zwischen dem Diesseits und dem Jenseits…

Beinahe besonnen läutet Roberts seinen Dämonenfilm ein, etabliert seine Figuren vergleichsweise gefühlvoll, um schließlich während der Rückblende des Unfalls ein wenig Dramatik zu erzeugen. Um das Ritual zu vollziehen, geht Maria jedoch recht weit: Sohn ausbuddeln, verbrennen, die Asche einsammeln und zu einem abgelegenen Tempel tragen, nur um einmal Tschüß zu sagen. Und dann öffnet die Trulla entgegen aller Warnungen auch noch die titelgebende Tür im falschen Moment.

Was folgt, ist eine Mischung aus „Ring“ und „Exorzist“ und eigentlich allen anderen Geisterfilmchen der letzten dreißig Jahre. Natürlich kehrt Oliver zurück und mischt alsbald das Leben von Schwesterchen Lucy (Sofia Rosinsky) auf und sorgt für tote Fische im Teich, während Dad eher unbeteiligt bleibt und Mom nicht nur einmal erlebt, wie die Klaviertasten wie von Geisterhand gedrückt werden. Hinzu gesellen sich sabbelnde Schamane und ein paar Fratzen und letztlich darf auch Javier Botet nicht fehlen, der bereits in „Rec“ und „Mama“ einen weiblichen Geist/Dämon mimte.

Was ein wenig vor totaler Beliebigkeit rettet, sind die toll gefilmten Schauplätze und die ausgezeichneten Mimen, allen voran Sarah Wayne Callies als Mutter unter Dauerstress und Sofia Rosinsky als Tochter in äußerst unterschiedlichen Gefühlsstadien. Positiv ist auch die Soundabmischung zu erwähnen, obgleich die Effekte bei diversen Schockmomenten etwas drüber sind. Ebenfalls grundsolide arbeitet die Maske mit diversen körperlichen Ekeleinlagen, die mit ansehnlicher CGI angereichert werden.

Der Rest verläuft relativ vorhersehbar und klischeebeladen, bis das eher magere Finale noch einen minimalen Twist hinterher schiebt. Dazwischen tummeln sich bellende Hunde, verschwundene Kinder, eine Überdosis Schlaftabletten und ein Plüschtiger, doch nichts davon dürfte dauerhaft hängen bleiben.

Tür zu, Licht aus, Lucy ?!?? Die Abläufe kennt und mag man, doch innovativ sieht anders aus, obgleich ein paar gruselig gestaltete Kreaturen noch ansatzweise Suspense ins Spiel bringen (fast schon mehr als die brabbelnden Schamanen). Halbwegs gelungene Figurenzeichnungen und ein solides Handwerk täuschen über die Laufzeit von 96 Minuten nicht über die austauschbare Geschichte hinweg, die kaum fesselt und trotz ungewöhnlichen Lokalkolorits nach kurzer Zeit vergessen sein dürfte.
5 von 10

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