Ein getarnter ehemaliger Raketenbunker mit angeschlossener Forschungsstation und Gefängniszellen irgendwo in den USA ist sozusagen die letzte Bastion, in die sich die Menschheit zurückgezogen hat. Die nicht-infizierte Menschheit besser gesagt, denn draußen, quer über alle Kontinente verstreut, toben gut 7 Milliarden Infizierte herum, die von einer Art Zombie-Tollwut befallen sind, welche sie zwar nicht tötet, jedoch höchst aggressiv anderen Menschen gegenüber auftreten läßt. Da es für diese durch Bisse und anderweitige Blutkontakte übertragene Seuche bisher kein Gegenmittel gibt, versuchen die Wissenschaftlerin Dr. Gina Rose (Natalie Dormer) und ihr Team im Bunker den titelgebenden Patient Zero zu finden.
Bei der Befragung und Beobachtung der sich wie wilde Tiere verhaltenden und entsprechend angeketteten Infizierten spielt Soldat Morgan (Matt Smith) eine besondere Rolle, da er zwar gebissen und somit infiziert wurde, das Virus bei ihm aber (noch) nicht ausgebrochen ist. Somit kann er die Sprache, oder besser das Gebrüll/Fauchen der Probanden einigermaßen verstehen und Dr. Rose wertvolle Dienste bei der Rückverfolgung der Infizierung leisten. Solcherlei Ambitionen steht der für die Sicherheit im Labor zuständige Colonel Knox (Clive Standen), der am liebsten alle vom Virus Betroffenen sofort erschießen lassen würde, allerdings ablehnend gegenüber und duldet die Befragungen nur widerwillig.
Der erste Infizierte - Morgan nennt ihn Joe Cocker - liefert schon einen interessanten Hinweis, gibt er doch an, zu Halloween in Minnesota infiziert worden zu sein, womit er an jenem Ort der frühest Gebissene wäre, wie Dr. Roses Datenbank ausspuckt. Leider erhält er einen Kopfschuß von Knox, bevor Morgan mehr aus ihm herauskitzeln kann. Noch interessanter wird es später bei einem anderen Befragten, den sie den Professor (Stanley Tucci) nennen: der verhält sich ziemlich ruhig, läßt sich nicht auf gezielte Provokationen ein und antwortet auch sonst in ungewohnter Weise. Was für ein Spiel spielt dieser verschlagene Professor?
Mit einer kurzen aktuellen Lagemeldung zu bewegten TV-Bildern setzt Regisseur Stefan Ruzowitzky den Zuschauer sogleich ins Bild und läßt mit Patient Zero seine Variante eines Zombiefilms größtenteils in einem unterirdischen Bunker stattfinden, dessen ausgedehnte Anlagen sich durch einen konstanten Strom an verletzten Soldaten, geflohenen Zivilisten und gefangen genommenen Infizierten immer mehr füllen. Der Ansatz, den Erstinfizierten zu finden (der anders als andere Infizierte noch keine Mutation durchlaufen hat), um aus seinem Blut ein Gegenmittel zu entwickeln, ist mal etwas anderes, als das ständige sich Verstecken und Verteidigen, das man von den meisten anderen Zombie-Streifen her kennt. Wobei "Zombie" ohnehin die falsche Bezeichnung ist, denn die auch im Film so genannten Infizierten zerfleischen sich nicht gegenseitig wie bei Fulci und Konsorten, sondern gleichen von Optik und Auftreten her vielmehr jenen aus 28 Days Later - hier wie dort gilt ihre Mordlust noch nicht Infizierten. Auch Kommunikationsfähigkeit und Intelligenz der vom Virus Befallenen sowie die Existenz eines zwischen Mensch und Infizierten stehenden Individuums wie Morgan sind ungewohnte und interessante Parameter.
Leider fällt Patient Zero trotz dieser Voraussetzungen dann immer öfters in sattsam bekannte Verhaltensmuster der Proponenten zurück, die man aus diversen anderen US-Kriegsfilmen bereits kennt und die die Geschichte in ausgetretene Pfade führen. Matt Smith taugt trotz seiner Rolle nicht wirklich als Sympathieträger, und Stanley Tucci (mit gelben Kontaktlinsen) erhält nur in einer längeren Sequenz Gelegenheit, sich zu präsentieren - sein schauspielerisches Potential, das locker für eine Hauptrolle ausreichen würde, wird viel zu wenig genutzt. Daneben haben wir noch die betont humanistisch argumentierende Ärztin Dr. Rose, die - natürlich - ein kitschiges Liebesverhältnis mit Morgan hat, den dicklichen Scooter (John Bradley) als Sidekick sowie den eindimensional-egoistischen Redneck Knox als Film-Arschloch.
Nach zwei Dritteln Filmlaufzeit kommt etwas Action in den Bunker, die nachfolgenden Begebenheiten sind jedoch nicht sonderlich überraschend und besonders das schwache Finale, das einen zweiten Teil oder eine Serie anzukündigen scheint, fällt dann enttäuschend aus.
Somit gilt für Patient Zero, der neben einigen bekannten Namen im Cast auch über durchwegs ordentliche Produktionswerte inklusive einer splattrigen Amputationsszene verfügt, aus der vielversprechend klingenden Prämisse schlichtweg nicht genug herausgeholt zu haben. Schade, da war mehr drin: 5 Punkte.