Eilzabeth Mitchell spielt eine engagierte Senatorin, deren politische Agenda vor allem aus einem sehr persönlichen Anliegen besteht. Nachdem ihre Familie vor Jahren bei der Purge brutal ermordet wurde, kämpft sie für ein Ende der alljährlich stattfindenden Nächte, in denen sämtliche Verbrechen nicht geahndet werden. Doch die Neuen Gründerväter, die Schusswaffen- und Versicherungslobby, das konservative Establishment, das sich bei der Purge der Armen, Obdach- und Hilflosen entledigen kann, steht gegen sie. Von daher lebt sie bis zur alles entscheidenden Wahl, bei der sie zur Präsidentin gewählt werden könnte, gefährlich - zumal bis dahin noch eine Purge-Nacht ansteht. Ihr Sicherheitsmann, gespielt von Frank Grillo, der seinerseits schon einige Erfahrungen mit dem jährlichen Ereignis machen musste, soll sie beschützen.
Ein Hauch von Satire umwehte bereits die ersten beiden „Purge“-Filme, in denen trotz der Schock-Effekte, bei aller überzogenen Gewalt, doch Bezüge zur amerikanischen Ellenbogengesellschaft, zum Raubtierkapitalismus, wie es so schön heißt, und zur Vernarrtheit von Teilen der Bevölkerung zu ihren Schusswaffen hergestellt wurden. Da war es naheliegend, Parallelen zur US-Wahl zu ziehen, die ja ohnehin schon zur Farce verkommen ist und tatsächlich einen Irren ins Weiße Haus befördern könnte. Doch James DeMonaco, wie schon bei den Vorgängerfilmen für Drehbuch und Regie verantwortlich, macht mit seinen plumpen Anspielungen und simplen Botschaften viel zu wenig daraus.
Ist der Einfall, dass der aus allen Teilen der Welt pünktlich zur Purge einsetzende Mordtourismus zusätzliches Geld in die Vereinigten Staaten spült, noch recht bissig, das vermittelte Bild einer Jugend, die sich erst der eigenen Eltern entledigt und dann wegen eines Schokoriegels einen Ladenbesitzer zu töten versucht (oder auch einfach nur zum Spaß mordet, foltert und verstümmelt) auch angesichts der Ausreise mordlustiger, europäischer Jugendlicher zum IS durchaus verstörend, sind die restlichen politischen und gesellschaftlichen Bezüge nichts als grober Trash - überzeichnete Figuren und platte Dialoge inklusive. Jedenfalls wirken der Präsidentschaftskandidat der Purge-Befürworter und die anderen Anwesenden bei der alljährlichen Purge-Messe noch verblendeter und ekstatischer als die degenerierten Höhlenbewohner, die in einem Teil der „Planet der Affen“-Saga eine Atombombe als ihren Gott verehren. Die permanente ideologische, ja religiöse Überhöhung der Purge nimmt dabei allzu überzogene Ausmaße an, wenngleich es in den USA sicherlich den einen oder anderen Waffennarren geben dürfte, der den 2. Zusatzartikel für einen gottgegebenen Teil nationaler Identität hält. In solcherlei Szenen wirkt „The Purge: Election Year“ dennoch wie billiger Trash, wie eine Schmuddelproduktion, zumal es der eine oder andere Darsteller mit dem Overacting definitiv übertreibt.
Wenn sich die Protagonisten im nächtlichen Washington durchschlagen, wo Chaos, Gewalt und Anarchie herrschen, wird aber doch deutlich, dass „The Purge: Election Year“ kein billiger Horrorfilm von der Stange ist, sondern mit einem Budget von immerhin 10 Millionen Dollar zumindest finanziell durchaus im Oberhaus mitspielen kann. Mit den alptraumhaften Sequenzen der nächtlichen Purge, bei denen brutale Gewaltfantasien in surreale Bilder gebannt werden, mit wohldosierten Schockeffekten und dem düsteren Setting, kreiert DeMonaco stellenweise eine dichte Atmosphäre, wobei ihm auch das Grundprinzip seiner Filmreihe in die Hände spielt, das hinter jeder Straßenecke jederzeit der Tod lauern könnte. Für einen brauchbaren Unterhaltungswert sorgen zudem die knallharten, sehr physischen Action-Szenen, was man vom beliebigen Plot nicht gerade behaupten kann. Die weitgehend blassen Darsteller, von denen eigentlich nur Elizabeth Mitchell etwas Eindruck hinterlässt, trüben den zumindest auf handwerklicher Ebene guten Grundeindruck jedoch ein wenig. Fairerweise muss aber auch festgehalten werden, dass die platten Figuren, die der gutherzigen Senatorin, die des aufopferungsvollen Beschützers oder die des austauschbaren Neonazi-Bösewichts keinem von ihnen die Möglichkeit eröffnen, hier zu glänzen. Schon gar nicht mit den peinlichen One-Linern, die es im Minutentakt hagelt. Immerhin gibt DeMonaco darüber hinaus einen tieferen Einblick in die Strukturen der Purge-Gegner, die in versteckten Lazaretten die gröbsten Folgen der Nacht abzufedern versuchen, womit der „Purge“-Kosmos um eine recht interessante Facette erweitert wird.
Fazit:
„The Purge: Election Year“ ist in seinen besseren Momenten ein verstörender und atmosphärisch dichter Einblick in die titelgebende Nacht der Anarchie, ein zwölfstündigen Alptraum, der in surreale Bilder gebannt wird. Jenseits dieser Sequenzen und der knallharten Action-Szenen langweilt der dritte Teil der Horror-Reihe aber mit platten Dialogen, plumpen politischen Anspielungen und einigen trashigen Überspitzungen. Hätten die satirischen Elemente besser funktioniert, hätte „The Purge: Election Year“ der Film des Wahljahres werden können, so ist er durchschnittliche Horror-Kost.
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