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Gerade noch rechtzeitig zum Countdown der US-Wahlen hat Autor und Regisseur James DeMonaco den vermeintlichen Abschluss seiner Trilogie fertig gestellt. Etwaige Parallelen zu Präsidentschaftskandidaten sind unübersehbar und werden zwar wenig subtil in die Runde geworfen, doch immerhin macht sich mal jemand Gedanken um das…geringere Übel.

Seit Senatorin Roan (Elizabeth Mitchell) als Kind während einer Purge den Tod ihrer Familie erdulden musste, kämpft sie auf politischer Ebene um deren Abschaffung. Doch als die alljährliche Säuberung erneut ansteht, kippen die Verantwortlichen der NFFA die Regeln, so dass absolut jeder gejagt werden kann. Bodyguard Leo (Frank Grillo) muss alles einsetzen, um ein Attentat zu vereiteln…

Die Grundidee ist nach wie vor fies als auch unglaublich ausbaufähig: Einmal im Jahr können Bürger für zwölf Stunden alle erdenklichen Verbrechen begehen, ohne dafür belangt zu werden. Folgerichtig bringen Leute ihre Ehepartner um, es wird geraubt und gefoltert und hilflose und sozial schwache Leute werden nicht selten Opfer aggressiver Ventile.
Jedoch rückt DeMonaco auch im dritten Teil die eigentlichen Gegebenheiten weniger in den Vordergrund, als es Anhänger der Prämisse vielleicht gern gesehen hätten.

Natürlich gibt es wieder einige bizarre Grausamkeiten wie ein überdimensionales Fallbeil oder überaus skurrile Verkleidungen und Masken, doch einzelne Vorgänge unterstreichen allenfalls die düstere Grundstimmung, hinterfragen jedoch zu keiner Zeit das Titelgebende.
Stattdessen wird die Nacht der Anarchie mit zwei, drei parallel ablaufenden Handlungssträngen eingeführt, welche im Verlauf miteinander verknüpft werden. Politikerin und Bodyguard auf der Flucht, dazu ein einfacher Ladenbesitzer mit seinem Abgestellten und eine Widerstandskämpferin, die sich für die Opfer der Nacht einsetzt. Die Guten finden zueinander und die bösen Fanatiker frönen in einer Kathedrale ihrem Fetisch, der im letzten Drittel ein wenig zur Groteske verkommt.

Kurzer Leerlauf entsteht immer dann, wenn die leider zu oberflächlich gezeichneten Figuren etwas zu hinterfragen versuchen, was meistens ohne Pointe verpufft. Oder wenn hanebüchene Aktionen der Glaubwürdigkeit das Fundament entziehen, wie etwa bei einem spezifischen Pfeifen, auf welches gleich eine ganze Gang anspringt oder beim Entfernen eines Geschosses aus der Brust. Die Guten klappern zwar einige Stationen ab, es kommt regelmäßig zu Ballereien und einigem Blutvergießen, spannend und gleichermaßen atmosphärisch wird es jedoch nur dann, wenn die Unberechenbarkeit der scheinbar menschenleeren Straßen unerwartet zuschlägt, so wie es die Grundidee ursprünglich verspricht und plötzlich Autos mit dichter Weihnachtsbeleuchtung aufkreuzen.

So erfüllt auch Teil drei der Säuberung nicht die einstigen Erwartungen, verfügt allerdings innerhalb der fast zwei Stunden Laufzeit über ein paar unterhaltsame Momente mit einiger Action und bringt einige markante Momente zum Vorschein, die mithilfe des dynamischen Scores durchaus in Erinnerung bleiben. Darstellerisch wird allenfalls Durchschnitt geboten, handwerklich sind deutliche Verbesserungen zu den Vorgängern auszumachen, inhaltlich geht das Werk mal wieder ein wenig am eigentlichen Thema vorbei und liefert letztlich einen passablen Thriller mit Sci-Fi-Elementen, etwas Horror und trashiger Sozialkritik.
6 von 10

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