Review

Storyline:
In der Zukunft scheint die Menschheit alle Mühsal und Unbill hinter sich gelassen zu haben. Man lebt behütet unter den gigantischen Kuppeln der Metropolen. Die Geburten werden im In Vitro-Verfahren per Zuchttank erledigt und die noch von den Humanoiden zu verrichtenden Arbeiten halten sich in Grenzen. Friede, Freude, Eierkuchen all überall. Doch einen Haken hat die Sache dann doch: Denn die Gesellschaft hat ihre Geschicke mittlerweile in die virtuellen Hände eines ratternden, blinkenden Siebzigerjahrevehikels von Computer gelegt. Und der übernimmt nicht nur alle administrativen Aufgaben, sondern hat auch die Aufgabe eine drohende Überbevölkerung zu verhindern. Zu diesem Zwecke trägt jeder Mensch eine Lebensuhr und wird mit Anbruch des dreißigsten Lebensjahres ins sogenannte "Karussell" zitiert. Angeblich wird man laut der Mythologie der Zukunft in dieser Apparatur "erneuert". De fakto liegen dies Dinge allerdings etwas anders und man wird darin in handliche Partikel desintegriert. - Diese Erkenntnis dämmert auch immer wieder einigen Karussell-Kandidaten, weshalb die Computeradministrative eigens ausgebildete Jagdtrupps, die sogenannten Sandmänner, unterhält, die flüchtige Individuen eliminieren. Zu diesem erlesenen Kader gehört auch der sechsundzwanzigjährige Logan 5. Eines Tages wird er jedoch jäh aus der heile Welt-Phantasie gerissen, als ihm der allmächtige Computer darselbst den Auftrag gibt, die Zuflucht entkommener "Läufer" zu infiltrieren und aufzudecken. - Seine Lebensuhr wird zu diesem Zwecke vorgestellt und so muß Logan von nun an, zusammen mit der Läuferin Jessica, ebenfalls vor den ehemaligen Kollegen um's nackte Überleben flüchten...


Review:
Flucht ins 23. Jahrhundert ist, gerade wenn man seine Entstehungszeit bedenkt, ein wegweißendes Stück Science Fiction-Geschichte. Der Plot ist spannend, innovativ und bleibt von der ersten bis zur letzten Minute hochinteressant. Die gesellschaftkritischen Aspekte haben ebenfalls die Zeit überdauert und haben auch dieser Tage noch ihre Aktualität und Berechtigung. Technisch ging der Film ebenfalls neue Wege und bietet nach Kräften geschickt das auf, was zu seinen Zeiten eben in dieser Hinsicht machbar (und für das Budget bezahlbar) war. Und so kann man das Werk auch heute, Jahrzehnte nach dem Release, noch geflißentlich genießen ohne sich an den Effekten all zu sehr zu stoßen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Roboter "Box" ist schon ein arg billiges Versatzstück aus der Alt-Alu-Kiste über das man heutiger Tage schon etwas schmunzeln muß und selbst anno 1976 hätte man das sicher optimaler hinbiegen können. Abgesehen davon hat man hier aber wirklich überzeugend gearbeitet und oft mit nur wenigen, geschickt eingesetzten Tricks und gelungenen Sets die Zukunftsszenarie gezeichnet. Dabei behilft sich der Film fast überwiegend mit real existierenden Locations, die (geringfügig modifiziert, eine erstaunlich stimmige SciFi-Szenerie abgeben. Dieses wurde mit genialem Feingefühl für Bild und Flair vorgenommen und so fällt dieser flimische Taschenspielertrick nie unangenehm in's Auge und Fabriken, Einkaufszentren und Brunnenanlagen sowie diverse andere reale Drehorte werden glaubhaft zum "23. Jahrhundert". in tricktechnischer Hinsicht für die Siebziger des Weiteren besonders bemerkenswert sind auch die Aufnahmen, die schließlich das verwilderte Washington zeigen sowie das Karussell selbst. Auch heute, immerhin über dreißig satte Lenze nach dem Release, haben die entsprechenden Szenen so gut wie nichts von ihrer Faszination verloren.

Doch, so gut die Geschichte auch durchdacht ist. Wenn man will kann man natürlich auch hier, wie bei fast jedem SciFi-Stoff, einige logische Stolpersteine finden. So ist zum Beispiel nicht zu erklären, warum die Menschen mit dreißig sterben müssen? Zur Regelung der Bevölkerungsdichte etwa? Kaum denkbar, kontrolliert der Rechner doch bereits die Geburten. Und wie mögen die Läufer wohl ihre diversen Geheimtüren und Mechanismen installiert haben? Kaum denkbar, dass man auf einer überhasteten Flucht mal eben noch unterwegs solche Installationen tätigt. Und wer schmiedet diese Ankh-Symbole und nach welchem Muster oder Auswahlverfahren werden sie verteilt, ohne mit der Sache aufzufliegen? [Spoiler] negeluzmhal renhcertpuaH negithcämlla ned mu nehciersua hciltsnre llos egarF etetrowtnaeb hcslaf enie nohcs dnU? [/Spoiler] - Aber wie gesagt: Mit einer solchen Einstellung soll und darf man schlicht nicht an einen SciFi-Stoff herangehen, sonst verdirbt man sich nur den Spaß am Ganzen. Zumal einem diese Gedanken beim Ansehen des Filmes nicht kommen, dafür ist er gelungen und einnehmend. Das genauere Durchdenken beginnen wohl höchstens leicht überakribische Film-Fans wie meiner einer im Nachhinein.

Kommen wir zur deutschen Lokalisation des Werkes, präsentiert sich diese wieder einmal (wie wir es bei Siebzigerjahrefilmen leider gewohnt sind) recht durchwachsen. Wie genau man auf den wirren deutschen Titel gekommen sein mag, wissen wohl nur die damals Zuständigen selbst. "Flucht ins 23. Jahrhundert"... Egal wie man es auch betrachtet: Dieser Titel ergibt schlicht und einfach absolut keinen Sinn. Die Akteure befinden sich im 23. Jahrhundert, so weit so gut. Aber sie flüchten nicht dorthin. Überhaupt impliziert der Titel wir hätten es hier mit einem Zeitreise-Plot zu tun, was nicht im Mindesten der Fall ist. Aber lassen wir's gut sein, Namen sind nur Schall und Rauch. - Zumindest machte man sich immerhin die Mühe stimmlich passende und schauspielerisch fähige Sprecher für die Teutonenvariante zu verpflichten. Am Script hapert's allerdings wiederum. Die Diversen Expressionen des Computers werden zum Beispiel nahezu durch die Bank falsch übersetzt und auch die Szene mit dem Gesichts-Chirurgen läßt etwas zu wünschen übrig, was spätestens dann offenkundig wird wenn Logan und Jessica das Geschehen später im Rebellenhauptquartier resümieren. insgesamt kann man aber auch das unter "verschmerzbare Mäkel" verbuchen, der Filmgenuß leidet darunter jedenfalls nicht weiter.



F A Z I T :
Flucht ins 23. Jahrhundert ("Logan's run") ist ein auch heute noch mehr als sehenswertes Stück Science Fiction-Geschichte. Die guten und innovativen Ideen sowie der durchdachte Plot fesseln die Zuschauerschaft und auch die für damalige Verhältnisse fulminante Tricktechnik hat auch heute noch ihren eigenen Reiz. Neben den diversen heute eher unbekannten Akteuren darf hier auch der unvergessene Sir Peter Ustinov hier in einer tragenden Rolle glänzen. Für SciFi-Fans und Siebzigerjahre-Veteranen gehört dieser Film zurecht und ohnehin zum Alltime-Kultrepartoire. Aber auch jungen Generationen, die hier vielleicht schon bei Ansicht des Entstehungsjahres vorschnell abwinken kann ich nur raten: Gebt wem Werk mal eine Chance. Ihr werdet es unter Garantie nicht bereuen! Lediglich die kleinen Logiklöcher in der Geschichte und die heute stellenweise etwas antiquiert anmutende Tricktechnik lassen diesen Geniestreich aus der frühen SciFi-Filmära in meiner Gunst knapp an der Zehnerwertung vorbeischrammen.

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