Drei junge Einbrecher - zwei Burschen, ein Mädchen - auf Tour in einer kaum mehr bewohnten Geisterstadt in den USA. Dank der Nachschlüssel/elektronischen Codes, die einer der drei seinem bei einem Sicherheitsunternehmen angestellten Vater heimlich entwendet, gestalten sich die Raubzüge fast wie ein Kinderspiel. Als in das Anwesen eines alleinstehenden, blinden Kriegveteranen eingebrochen werden soll, stellt sich der Hausherr dann allerdings als wesentlich zäher heraus als die drei Diebe ihn zuvor eingeschätzt hatten. Kaum sind sie im Haus, heißt es statt schneller Kohle Don't Breathe - denn der Blinde verfügt über ein ganz ausgeprägtes Gehör...
Regisseur Fede Alvarez liefert hier einen spannenden Thriller ab, der sich ganz und gar im Halbdunkel eines abgewohnten Hauses in einer Geisterstadt abspielt. Eine geniale Idee, die Story in Detroit anzusiedeln, wo seit dem Niedergang der einst mächtigen US-Autoindustrie die Kulissen bereits existent sind und nicht erst mühsam aufgebaut oder am PC konstruiert werden müssen. Paradoxerweise ist der eigentliche Handlungsverlauf schon von Anfang an vorgegeben (ein vermeintlich leichter Einbruch geht vollkommen schief), auch die Figurenzeichnung nimmt einiges vorweg, dennoch bleibt Don't Breathe mit vergleichsweise bodenständigen Mitteln (keine Splattereinlagen, keine erkennbaren CGIs) bis zum Schluß spannend.
Während man erst nach und nach durch die Handlung des Films mehr über den Kriegveteranen (starke Leistung: Stephen Lang) erfährt, wird das Einbruchstrio einigermaßen klischeehaft eingeführt. Alex (Dylan Minnette), der seinem Vater die Sicherheitscodes klaut, ist eher halbherzig dabei, hat ein schlechtes Gewissen und will, als es beim Ausrauben des blinden Hausherrn nicht so läuft, gleich wieder abhauen. Rocky (Jane Levy) dagegen verfolgt konkrete Pläne mit der Beute - sie möchte die Stadt mit ihrer kleinen Schwester verlassen, da ihre Mutter und deren neuer Freund sie schlecht behandeln. Der dritte im Bunde nennt sich Money (Daniel Zovatto), ist Rockys Lover und darüberhinaus ein großkotziges Arschloch: Er trägt eine Designer-Jacke mit riesigem Pelzkragen (vollkommen ungeeignet bei Einbrüchen, aber Hauptsache angeben) und pinkelt in die fremden Wohnungen (DNA-Tests kennt die Polizei in Detroit bzw. das Drehbuch offenbar nicht) - er ist die treibende Kraft des Trios und führt auch eine Waffe mit sich - wohlwissend daß dies die gesetzliche Lage deutlich verschärft, sollten sie erwischt werden. Erfreulich, daß diese Kackbratze als erstes ins Gras beißen muß - aber eben nicht überraschend.
Was der Film ganz nebenbei tangiert, ist die moralische Komponente hinter dem Kampf auf Leben und Tod im vermeintlich halb verfallenen Haus: Darf der Hausherr die drei Einbrecher töten, wenn er die Gelegenheit dazu hat? Oder sind die drei Einbrecher nur arme Teufel, denen die triste wirtschaftliche Lage ihr Handeln quasi aufzwingt, die also nur überleben wollen und daher die Sympathie der Zuschauer verdienen? Eine höchst ambivalente Frage, die zusätzlich Nahrung dadurch erhält, daß auch der Hausherr ein "kleines Geheimnis" hat - dürfen die Einbrecher deswegen Vergeltung üben oder ist das Verhalten des Blinden nachvollziehbar oder gar gerechtfertigt? Diese und andere Fragen halten einen konstanten Spannungbogen aufrecht, wenn in halbdunklen Kellern und spinnweben-durchzogenen Lüftungsschächten geflohen, sich versteckt und gekämpft wird. Ein Highlight ist der Kampf mit dem Hund, Stichwort: Kofferraum - sehenswert!
Lediglich das Ende konnte nicht so recht gefallen, denn Fede Alvarez scheint sich für keine der beiden Seiten (Einbrecher - Hausherr) entscheiden zu können und läßt daher - ohne allzuviel verraten zu wollen - das Ende einigermaßen offen, Sequeltauglichkeit inklusive. Dennoch bleibt Don't Breathe ein spannender Horrorthriller ohne allzugroße Logiklöcher, straight abgefilmt und stets glaubwürdig. 8 Punkte.