Als einer der gefährlichsten Jobs Amerikas hat der des "Lineman", eines Elektrikers für Stromtransportvorrichtungen, im Filmgeschäft noch relativ wenig Aufmerksamkeit erfahren. Allenfalls stößt man hier auf Dokumentationen wie "Storm Soldiers" aus dem Jahr 2013; ansonsten muss man schon 80 Jahre in die Vergangenheit reisen, um wenigstens auf "Slim" (1937) zu stoßen, in dem Henry Fonda sich unter den Linemen bewähren soll und ebenfalls mit einem Sturm konfrontiert wird.
Mag die Prämisse also auch noch so ehrenhaft sein, den Film führt sie mehrfach in die Bredouille. Wie um die Jahrzehnte verschenkter Möglichkeiten und somit den Rückstand auf den Beruf des Polizisten oder Feuerwehrmanns aufzuholen, wird die Gefahr am Mast von Hochspannungsleitungen regelmäßig überbetont, ohne dass David Hackl jedoch die visuellen Mittel hätte, den großen Worten Taten folgen zu lassen; so besteht John Travoltas erster Auftritt darin, wie ein Cowboy in einem typischen Rebellenfilm mit seinem Pickup angebraust zu kommen, unter dem mahnend-bewundernden "hey hey hey" seiner Kollegen. Dabei ähnelt seine äußere Erscheinung nicht nur der selbstironisch angelegten Rolle als Rocker in "Wild Dogs", sondern mit ein wenig Fantasie gar seinem haarigen "Battlefield Earth"-Alien – gleichermaßen tun es ihm seine Schauspielbemühungen nach. Im späteren Verlauf ist dann angesichts sich überschlagender Ereignisse gar vom "Armageddon" die Rede, einem Begriff, den Hollywood für immer mit Panoramaeinstellungen von Endzeitszenarien in Verbindung gebracht hat; hier jedoch sieht man im Rahmen der Optik einer TV-Serie nur einen Gegenstand im Hintergrund brennen, halb von Regen und Dunkelheit verschluckt.
Das Problem von "Life On The Line" ist nicht sein inszenatorisches Understatement, sondern die Tatsache, dass er trotz seiner begrenzten Mittel die ganz großen Gesten zu imitieren versucht. Das betrifft auch gerade die vielen Subplots, die den Countdown zum finalen Sturm mit Zwischenmenschlichem zu füllen versuchen. Als sich die Schicksale der Figuren schließlich so miteinander verknüpfen, dass ihr Handeln unmittelbaren Einfluss auf alle anderen ausübt, offenbart sich eine Konstruiertheit, die tatsächlich nur schmerzhaft mit anzusehen ist, insbesondere, da sie den falschen Pathos noch einmal zusätzlich untermauert. Dass das notdürftig zusammengestrickte Drehbuch auf dem Rücken einstmals erfolgreicher Darsteller wie Sharon Stone, Kate Bosworth, Julie Benz oder eben Travolta ausgetragen wird, passt ins Bild, ebenso wie die Beteiligung von Devon Sawa, der nach seinen Erfolgen mit "Die Killerhand" und "Final Destination" kaum mehr ein Bein in ordentliche Filmprojekte bringen durfte. Auch hier verschenkt er sich wieder als dummer Bursche mit dem Herz am rechten Fleck, der sich im Zusammenspiel mit dem Vater (bzw. in diesem Fall Onkel) der Frau, die er liebt, ins Klischee des ungeliebten Schwiegersohns verirrt. Schade, denn eigentlich ist Sawa, das zeigt er ansatzweise auch diesmal wieder, kein so schlechter, wie es seine Filme widerspiegeln.
Natürlich fehlt am Ende auch nicht die Texttafel (inklusive Spendenaufruf) und die Bilder der tödlich verunglückten Arbeiter schmücken den Abspann. Was "Life On The Line" hingegen trotz all seiner Ehrdarbietung für den Beruf versäumt, ist ein nüchterner, unverstellter Blick auf das Sujet, der es nicht erforderlich macht, Handlungsstränge krampfhaft zu verbiegen, um ein wenig Poesie in die Ereignisse zu bringen. Denn auch Spannung und Action machen nun nicht gerade so eine gute Figur, dass man alle anderen Unzulänglichkeiten deswegen vergessen dürfte.