Review

Bekanntermaßen neigen Leute in Hollywood zu Glorifizierungen und viel Pathos, besonders, wenn es um riskante Berufe geht. Der Lineman etwa, den man hierzulande mit einem Starkstromelektriker gleichsetzen würde, verrichtet seine Arbeit wie jeder andere, nur dass er in oftmals schwindelerregender Höhe unter widrigen Umständen agieren muss. Respekt dafür, doch muss man deshalb am Ende gleich einen penetranten Spendenaufruf unterbringen?

Beau (John Travolta) ist ein Lineman durch und durch, obgleich er 1999 durch eine Unachtsamkeit seinen Bruder und kurz darauf dessen Frau verlor. Seither kümmert er sich um Nichte Bailey (Kate Bosworth), welche mit Duncan (Devon Sawa) liiert ist, was Beau überhaupt nicht behagt, zumal Duncan neuerdings ebenfalls als Lineman unterwegs ist.
Als ein Jahrhundertsturm aufzieht, müssen die Männer zwangsläufig zusammenarbeiten…

Ein paar Klischees und grob konstruierte Begebenheiten sind hinnehmbar, doch bereits die zum Trauma führenden Ereignisse in der Exposition sind reichlich dick aufgetragen.
Aber immerhin minimale Action, denn die bildet bei diesem Streifen deutliche Mangelware.
Stattdessen erleben wir ein zwischenmenschliches Drama nach dem anderen und der angekündigte Jahrhundertsturm mutiert zum lauen Lüftchen.

Zahlreiche, zumeist unnötige Nebenhandlungsstränge lassen den Stoff eher zäh denn unterhaltsam erscheinen. Es geht um eine alkoholabhängige Mutter (Sharon Stone), einen Stalker, neue Nachbarn, ein vermeintliches Fremdgehen, einen traumatisierten Irak-Veteran und aufgebrachte Rocker. Doch kaum etwas ist relevant für die eigentliche Handlung, welche ohnehin schon reichlich dünn ist. Und wenn man schon die Arbeit der Elektriker lobhuldigen will, sollte man zumindest einige der Gefahren ihres Jobs visualisieren.

Immerhin sind ein paar Aufnahmen in luftiger Höhe gelungen, die Kletterpartie auf einem Übertragungsmast gerät durchaus spannend, wogegen ein entgleister Zug nach billigem Model aussieht und das Fuchteln mit dem Hotstick in prekären Momenten teilweise jeglicher Logik entbehrt. Elemente des Katastrophenfilms kommen erst im letzten Drittel zum Tragen und obgleich der angebliche Jahrhundertsturm äußerlich kaum Dynamik ins Spiel bringt, wird dramaturgisch ein wenig nachgeholfen, um zumindest zum Showdown noch ein wenig Spannung zu generieren, wobei der Ausfall eines Notstromaggregators im Hospital eher unwahrscheinlich erscheint.

Dabei gibt es handwerklich nicht allzu viel auszusetzen. Okaye Kamera, solider Score, passable Mimen, einschließlich eines Travolta, der dem Treiben ein markantes Erscheinungsbild verleiht. Bosworth als Achtzehnjährige zu verkaufen, wirkt demgegenüber lächerlich und genauso deplatziert, wie die ausführliche Werbung einer Linemen-Foundation, die auch ohne Spendenaufruf bereits aufdringlich daherkommt.

Somit begibt sich Regisseur David Hackl („Saw V“) auf gehobenes Soap-Niveau, indem er viel Drama, jedoch wenig Action präsentiert. Das Zwischenmenschliche interessiert und unterhält nur zum Teil, viele Begebenheiten kommen arg konstruiert daher und final schwingt jede Menge Pathos mit, um dem Berufsbild der Linemen ein Denkmal zu setzen.
Kann man so machen, dürfte den Großteil des Publikums jedoch eher verärgern.
4,5 von 10

Details
Ähnliche Filme