Susan (Amy Adams), eine erfolgreiche, aber doch unglücklich wirkende Galeristin aus Los Angeles, ist mit dem smarten, aber unter großen Erfolgsdruck stehenden Hutton (Armie Hammer) zum zweiten Mal verheiratet. Eines Abends erhält sie von ihrem Ex Tony (Jake Gyllenhaal) ein Romanmanuskript zugesandt, mit dem Titel „Nocturnal Animal“. Dieses Buch ist ihr gewidmet und je mehr sie darin liest und wir miterfahren, wissen wir warum dies der Fall ist. Der Roman erzählt die Geschichte einer Erlösung, einer Wandlung, einer Rache: Hauptfigur Edward (auch Jake Gyllenhaal) fährt mit seiner Frau und Tochter nach West-Texas in den Urlaub. Nachts werden sie von drei skrupellosen Rednecks gerammt und attackiert. Dabei entführen sie die beiden Frauen, während Ehemann Edward etwas hilflos und ängstlich mit dem Dritten im Bunde zurückbleibt. Edward kann schließlich fliehen und sich zur Polizei durchschlagen. Mit Hilfe des örtlichen Detectives Bobby Anders (Michael Shannon) finden sie die grausame Wahrheit heraus.
Immer wieder springt der Film jedoch zurück in die Realität, zu Susan, ihrer unglücklichen Ehe und zu ihrer gescheiterten Ehe mit Tony, von dem sie sich recht krass vor 20 Jahren getrennt hatte. Sie sieht die Parallelen zwischen Tony und Edward, die Parallelen zu ihren Entscheidungen und Vorstellungen, die sie von ihrem ersten Mann hatte. Am Ende schafft der Film eine Art Katharsis, die kurzzeitig sicher befriedigt, jedoch auch nur Leere und Verwüstung zurücklässt.
Tom Ford, der Modemacher, nahm sich nun über 5 Jahre Zeit für seinen zweiten Film, nach „A Single Man“. „Nocturnal Animals“, eine Anspielung auf die unter Schlaflosigkeit leidende Susan, ist ein wuchtiges, bewegendes, glänzend gespieltes Thrillermelodram.
Zentrum des Films sind zwei Figuren: Susan und Tony bzw. Edward. Gerade am Anfang ihrer Ehe erschien Susan Tony als so angenehm „sensibel“ und „verständnisvoll“, wohingegen ihre strenge Mutter (Laura Linney) ihn einfach nur als Schwächling brandmarkte. Und scheinbar haben sich die Vorbehalte bestätigt, im wahren Leben wie im Roman. Und doch löst dieser Roman auch eine Veränderung in Susan aus, die dazu führt, dass sie ihr Leben stärker hinterfragt, ahnend, dass sie von Hutton schon längst mit einer Jüngeren betrogen wird.
Faszinierend an Fords Film sind für mich zwei Dinge: einmal, die hypnotische Eleganz des Films, die auch in den intensiven Gewaltszenen des Films durchscheint und die zweitens eine inhaltliche Ebene: was für Entscheidungen treffe ich, wie treffe ich sei und wie kann ich sie verändern, auch im Nachhinein. Und ist Rache eine Erlösung? Kann sie befreien oder schafft sie nur neue Verwerfungen?
Dazu noch großartige Schauspieler, eine ziemlich guter Soundtrack und fertig hat man eine 8,5/10.
Noch mehr ist es nicht geworden, vielleicht lag es einen meinen zu hohen Erwartungen. Was bleibt, ist ein faszinierender Film, der beweist, was für ein konstant guter Regisseur Tom Ford zu sein scheint.