Die Kritik beruht auf einem namentlich nicht bekannten Bootleg, das seit Jahren in diversen Cover-Varianten und unzähligen Neuauflagen auf Börsen und in Auktionshäusern zahlreiche Abnehmer findet. Es basiert auf dem Master der US-BR, während hierzulande der Film bislang nur auf VHS von CBS/Fox veröffentlicht wurde.
Drei Jahre sind vergangen, seit Charlie Brewster und Peter Vincent, der Moderator der Horror-TV-Show FRIGHT NIGHT, im gleichnamigen Horrorfilm einen Vampir aus Charlies Nachbarhaus getötet hatten. Inzwischen hat Charlie mit Hilfe einer Therapie mit der Vergangenheit abgeschlossen und mit Alex eine neue Freundin gefunden, als plötzlich die mysteriöse und ungeheuer attraktive Verwandlungskünstlerin Regine sich in sein Leben drängt. Wie sich herausstellt ist sie die Schwester des einst getöteten Vampirs und ist nun mit ihrer Gefolgschaft auf Rache aus...Da ist es auch kein Zufall, dass sie ausgerechnet im Appartmenthaus von Peter Vincent ihre Zelte aufschlägt - denn auch der "Vampirkiller" steht ganz oben auf ihrer Liste...
TOM HOLLAND, Autor und Regisseur des ersten Teils, überließ den Regiestuhl dem durch HALLOWEEN III - SEASON OF THE WITCH genreerprobten TOMMY LEE WALLACE, der auch das Drehbuch zu dieser Fortsetzung schrieb. Er begann bei JOHN CARPENTER als Cutter der beiden Filme HALLOWEEN - DIE NACHT DES GRAUENS und THE FOG - NEBEL DES GRAUENS, und sollte nach FRIGHT NIGHT II mit seiner Inszenierung des STEPHEN KING-Stoffes ES einen weiteren Erfolg verbuchen.
Inszenatorisch bleibt WALLACE dem Vorgänger treu und liefert eine solide Leistung ab, wobei Teil 2 den Härtegrad seines Vorgängers übertrifft und mit einigen derben Splattereinlagen und kruden Maskeneffekten aufwartet.
Davon abgesehen setzt FRIGHT NIGHT II Stil und Story des Erstlings fort und beschert dem Zuschauer eine moderne DRACULA-Variante, die den klassischen Gruselstoff mit zeitgemäßen Effekten kombiniert.
FRIGHT NIGHT II besticht vor allem durch die hervorragenden Maskeneffekte und den stimmungsvollen Soundtrack von BRAD FIEDEL. FIEDEL, der zuvor u.a. bereits die Scores zu TERMINATOR und dessen Fortsetzung komponiert hatte, hat es aus dem ersten Teil genauso in die Fortsetzung geschafft wie die beiden Hauptdarsteller WILLIAM RAGSDALE und RODDY McDOWALL. RAGSDALES größter Erfolg in seiner Karriere dürfte zweifellos die Rolle des Charlie Brewster sein, während man McDOWELL vor allem aus Genrefilmen wie PLANET DER AFFEN, DIE HÖLLENFAHRT DER POSEIDON und DIE KLASSE VON 1984 kennt. JULIE CARMEN, hier als Regine Dendridge zu bewundern, hat sich mittlerweile von der Schauspielerei verabschiedet und arbeitet als Psychotherapeutin. Einer ihrer bekannteren Filme, neben FRIGHT NIGHT II, dürfte JOHN CARPENTERS DIE MÄCHTE DES WAHNSINNS sein.
Wie einst die Fortsetzung zu DRACULA mit CHRISTOPHER LEE - BLUT FÜR DRACULA - beginnt auch FRIGHT NIGHT II mit einer kurzen Rückblende, um dann drei Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils in die Handlung einzusteigen. Regisseur TOMMY LEE WALLACE beginnt vielversprechend, bremst das Erzähltempo im Mittelteil durch einige Längen, und entschädigt mit einem effektvollen Finale. Die Fortsetzung ist insgesamt atmosphärischer und blutiger, wobei vor allem die Vampir-Sequenzen stilvoll und mit sehr viel Biss inszeniert sind. Was 1996 WES CRAVENS SCREAM für den Slasher war, wurde bereits elf Jahre zuvor in FRIGHT NIGHT und seiner Fortsetzung zum Standard. Beide Filme erweisen sich als originelle Hommage an frühere Zeiten und die stilbildenden Klassiker des Genres, die hier in diversen Szenen, mit Hang zum Augenzwinkern, zitiert werden. Dank ausgezeichneter Effektarbeit verwandeln sich die Vampire in Wölfe und Fledermäuse und klettern, wie einst CHRISTOPHER LEE, die Hauswände empor. Bekannte Stilmittel wie Pfählungen finden ebenso Verwendung wie die Macht des Kruzifix und dem Ekel der Blutsauger vor Knoblauch, während BRIAN THOMPSON als Bozworth mit seinem zügellosen Appetit auf Spinnen, Käfer und andere Insekten auf den irren Renfield aus dem klassischen DRACULA verweist. Mit der FRIGHT NIGHT-Show wird der modernen und populären Popkultur und Figuren wie ELVIRA Tribut gezollt und diverse Filmplakate aus Charlies Studentenbude zu TEENAGE CAVEMEN oder WOMAN IN PRISON verdeutlichen, als was die FRIGHT NIGHT-Reihe verstanden werden will: als knallbuntes B-Movie und Verbeugung vor dem Grindhouse- und Horrorkino der 50er und 60er Jahre.
Die Mischung aus klassischem Grusel und modernem Splatter weiß zu überzeugen - allerdings sind wirklich gute Gags Mangelware. TOMMY LEE WALLACE versteht sich vielmehr auf Klamauk und strapaziert dieses Stilmittel streckenweise über Gebühr. Als Fortsetzung eines postmodernen Klassikers durchaus gelungen, gehört dieser Streifen in jede gut sortierte Filmsammlung.