Der Teenager Fin lebt, seitdem seine Mutter verstorben ist und sein Vater den Abflug gemacht hat, zusammen mit seinem älteren Bruder Jake und dessen Freundin Mia, in die er heimlich verschossen ist, unter einem Dach. Dem Ärger über ihre öde Existenz in ihrem Kaff machen Fin und seine Kumpels durch kleine Ladendiebstähle und Sachbeschädigungen Luft... oder, indem sie einfach nur so zum Spaß in der Schule ihren Lehrer Mr. Gale piesacken, der sich seit Jahren vergeblich bemüht, ihnen trotz allen Widerständen doch noch ein wenig Bildung zukommen zu lassen. Doch irgendwann ist auch die längste Zündschnur abgebrannt und die Bombe explodiert: Pünktlich an dem 16ten Geburtstag seines Schülers schnappt Mr. Gale über und verschleppt Fin sowie dessen besten Freund Joel in seinen Werkzeug-Schuppen, um ihnen einen Nachhilfe-Unterricht zu geben, der sich gewaschen hat... "The Lesson" ist nach "Eden Lake" und "F" ein weiterer Film, der da den innerhalb der britischen Gesellschaft schwelenden Konflikt zwischen dem (vermeintlich?) gehobeneren Bildungs-Bürgertum und den Problemjugendlichen der (vermeintlich?) verrohten, sozialschwachen Unterschicht thematisiert beziehungsweise mehr oder minder verklausuliert innerhalb eines Horrorfilms abhandelt... und, soviel sei vorab verraten, von den genannten Streifen ist er mit Abstand der beste, aber 'ne Eins mit Sternchen gibt's hierfür auch nicht. Die bewusst minimalistisch angelegte Low-Budget-Produktion aus Frauenhand (!) ist da zunächst nämlich mehr reines Drama und beinahe schon eine ausgewachsene Milieu-Studie, in der zumindest die Teenager-Charaktere recht ausführlich eingeführt werden, bevor das Ganze dann mittendrin einen ziemlich abrupten Schlenker in Richtung Torture-Porn à la "Hostel" macht... quasi Ken Loach meets Eli Roth. Die Mixtur ist relativ unbequem anzusehen und das nicht mal unbedingt wegen des vergossenen Kunstbluts während des Folter-Parts mit Hammer und Nägeln (in der Beziehung hat das offensichtliche Vorbild mehr Dampf im Kessel) oder der steril-schroffen Digital-Optik (die allerdings ab und an mal ein paar Bilder von fast schon poetischer Qualität liefert, wenn da die natürliche Lichtstimmung passend eingefangen wird), sondern halt doch vornehmlich ob der knappen, aber glaubwürdigen Schilderung des tristen, perspektiv- und hoffnungslosen Teenager-Alltags, der da kein anderes Ventil als (Klein-)Kriminalität und Gewalt zulässt... und wegen der mir das übertrieben kitschige Happy End auch nicht allzu übel aufgestoßen ist, auch wenn es der Tonalität des Vorhergehenden doch gänzlich zuwiderläuft. Ähnlich überzeugend hätte man sich dann aber auch den psychologischen Unterbau für den Genre-Teil der Angelegenheit gewünscht, aber in der Darstellung des durchgeknallten Lehrers Mr. Gale bedient man dann doch wieder nur ein paar Milchbrötchen- und Muttersöhnchen-Klischees. Tja, schade irgendwie, denn eigentlich merkt man "The Lesson" ja an, dass Regisseurin Ruth Platt tatsächlich was zu sagen hat und ihr Film darum - auch aufgrund des Spiels mit den Zuschauer-Sympathien, die sich da im Laufe der Handlung munter verschieben - etwas substanzieller daherkommt, als der übliche billige Horror-Schund aus der Independent-Ecke... nur echte Spannung kommt dabei leider kaum auf. Fazit: Nicht mit Auszeichnung bestanden, aber auch nicht durchgefallen.
6/10