Maine: Seit einem Autounfall, bei dem ihr Ehemann Richard ums Leben kam, vegetiert Stephen, der 18jährige Stiefsohn der Kinder-Psychologin Mary Portman, paralysiert und stumm vor sich hin und bedarf ständiger Pflege, weswegen die überforderte Frau nun darüber nachdenkt, ihn doch noch in ein Heim abzuschieben. Eines Nachts taucht der junge Tom, einer von Marys Patienten, auf einmal in ihrem Haus auf und verschwindet kurz darauf spurlos in den umliegenden Wäldern. Als die Suche nach dem Jungen erfolglos bleibt, nimmt man an, dass dieser bei den vorherrschenden Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt wohl erfroren sein muss. In der Folgezeit wird Mary ob ihrer Schuldgefühle von Alpträumen geplagt und hört auch immer wieder merkwürdige Geräusche, deren Ursprung sie sich nicht erklären kann. Geht etwa Toms Geist im trauten Heim um...? Oder gibt es eine andere Erklärung...? Eine Familien-Tragödie inklusive klischeehaftem Verkehrsunfall als Ausgangspunkt ("Friedhof der Kuscheltiere" und "Disturbia" lassen grüßen!), die wie immer fotogene Naomi Watts als überforderte Witwe und ein bockiger Sohnemann, dem man auf den ersten Blick ansieht, dass mit ihm irgendwas nicht ganz koscher ist, weswegen die großen Überraschungen da im Anschluss auch ausbleiben... der Inhalt von "Shut In" mutet da zunächst eher wie ein banales Seifenoper-Drama statt wie ein waschechter Thriller an. Es dauert eine ganze Zeit, bis es TV-Regisseur Farren Blackburn gelingt, ein wenig Tempo in die Angelegenheit zu bringen und das Ganze auch genre-mäßig in den Griff zu kriegen, aber selbst da läuft der Streifen dann noch nicht auf Hochtouren. Inszeniert ist die Chose dann irgendwann wie ein reiner Horrorfilm mit Alptraum-Sequenzen und vielen, vielen Jump-Scares, die nicht unbedingt dazu beitragen, den Film ernster nehmen zu können... was aber durchaus hilft, ist die beachtlich frostige Atmosphäre, die da durch das verschneite Setting und die kühle Fotografie erzeugt wird, was "Shut In" als kanadische Produktion kennzeichnet und tatsächlich ein wenig von der üblichen Hollywood-Ware abhebt. Einige Geisterfilm-Anleihen wirken da jedoch eher störend innerhalb einer Handlung, die bereits früh erahnen lässt, dass sie eher nach den Regeln des üblichen Psychopathen-Kinos gebaut wurde. Unterm Strich verbleibt allerdings der Eindruck eines mittelprächtigen, aber zumindest ansprechend besetzten Mainstream-Gruselers nach der Manier des 2005er-"Hide and Seek" mit Robert De Niro oder William Brent Bells ebenfalls nicht gänzlich überzeugendem "The Boy", die ihre Twists im dritten Akt aber wirkungsvoller gesetzt haben. Immerhin: Wer nicht allzu harsch urteilt und einen nicht immer logischen Brechstangen-Plot verknusen kann (oder ganz einfach auch nur Schlimmeres gewohnt ist), der wird "Shut In" aber zumindest noch als durchschnittliche Spannungsmache empfinden, mit der man sich nicht gänzlich den Abend ruiniert...
5/10