Die Belange des wahrscheinlich schwersten noch aktiven Actiondarstellers der Welt interessiert heutzutage vor allem noch die, die auch mit ihm aufgewachsen und die ersten Gehversuche in dem Geschäft und allen voran die Phase der Warner Bros. Kinoerfolge, lang lang ist's her, durchgestanden haben. Seagal kam zur exakt richtigen Zeit und hat das Genre, damals noch gefragt und lebendig vor allem im Abgleich mit dem Kampfsportfilm eine gute Zeitlang würdig vertreten und mit einigen Klassikern auch bestens bedient. Die Goldene Ära, die ebenso bei den anderen im Verbund, bei Van Damme und Lundgren längst Geschichte, aber wichtig für die weiterhin anhaltende Akzeptanz und das Weiterbestehen einer stabilen Karriere, trotz auch vorhandener Schmährufe und einem quantitativ schwankenden, allgemein niederen Ausstoss ist:
Colonel Robert Sikes [ Steven Seagal, der außer etwas Messerfuchtelei im Heizungskeller gen Ende wenig Fanservice betreibt ], eine Eine-Mann-Armee, ist nach Salt Lake City zurückgekehrt, um als innerstaatlicher Terrorist seine Stadt vor all dem Abschaum da draußen, allen voran auch die Schergen von Gangsterboss Vincent Romano [ James Russo ] zu säubern. Als einzige Zeugin eines Bombenanschlages im lokalen Stripclub gerät dabei auch die dort angestellte Keri Green [ Helena Mattsson ] in Gefahr, die fortan von dem eigens abbestellten FBI Agenten William Porter [ Hauptrolle mit Alkohol: Craig Sheffer ] beschützt wird. Währenddessen jagen die Polizisten Detective James Peterson [ Louis Mandylor ] und Detective Christina Rodriguez [ Malinda Money ] im Auftrag ihres Vorgesetzten Captain Connely [ Michael Flynn ] den fleißig als tödlichen Scharfschützen aktiven Sikes, der bald vom geifernden Journalisten Jerry Simon [ Griff Furst ] als "Super-Vigilante" angepriesen wird.
Angebot und Nachfrage sind dabei aktuell wieder am Erblühen, nach einem ruhigen Jahr 2015, welches wohl die Pause und die Ruhe vor dem Sturm nur war und 2016 schon wieder vergeben und vergessen ist. Der Arbeitseifer (für 15min Ruhm) ist zurück und beschert gerade Anfang des Wonnemonats Mai (vermeintlich) gleich mehrfaches Präsent, gleich drei aufeinander folgend veröffentlichte Filme, was erstmal und ohne Vorbehalte pures Glück für die treue Schar der Anhänger ist. Aufgrund dieser Nähe zueinander, die beabsichtigt ist oder nicht, und eben nur in teilweise 48h Unterschied vor dem Erblicken der Öffentlichkeit besteht, bietet sich der Vergleich natürlich auch an; wobei schon von den nackten Fakten her, der Beteiligung von mindestens drei namhaften Mitspielern und der (recht vollmundigen) Herangehensweise im Marketing als Death Wish - Versatzstück der ungemütliche, aber darum auch wissende und dies voll ausspielende Code of Honor gegenüber dem Sniper: Special Ops und seiner einzigen und eh seltsamen Wahl des Regisseurs durch Fred Olen Ray oder der blassen Gangsterliebelei Asian Collection gewinnt.
Von dem zitierten Death Wish, einer nach über 40 Jahren noch bestehenden Hausmarke und Messlatte des Selbstjustizthrillers ist dabei natürlich nur der Vigilantismus, das Ausüben einer Profession als selbsternannter Rächer über dem Gesetz stehend selber über, das Drama davor und der Umgang damit entsprechend nicht. Zwar werden hier die Beweggründe für den Amoklauf, das Massaker erklärt, allerdings von außen stehend und mit dem üblichen Klischee, welches hier auch nicht wirklich zieht und eher bigott und als Gegenteil einer Begründung und als überhaupt im Blutrausch als bald egal wirkt. Zudem werden die Übeltäter, die mit der Vorgeschichte auch allesamt nichts zu tun haben und 'bloß' zu einer großen Masse an Kriminellen gehören und zur falschen Zeit am falschen Ort sind, hier im Kreuzzug auch allesamt über die nötigen Maße hinaus hingerichtet (ein Pimp bekommt keinen Präzisionsschuss, sondern vorher noch zwei 'Nebentreffer' in die Schultern ab. Zwei Kleinkriminelle werden mitten in der Verhaftung und schon in den Fängen der Polizei beseitigt usw.), was nicht gerade für Verständnis sorgt und in Sachen Identifikation und Sympathie auch eher die Waage zum “Nein“ hin, unabhängig selbst von der erst vorhandenen Fragwürdigkeit des Skriptes und bald auch seiner Hanebüchenheit ausschlägt.
Eher schmuddelig, siffig und grob statt charmant gehalten ist auch der Rest des gleichsam antagonistischen, ursprünglich Foreign and Domestic betitelten Filmes, der mehr aus diversen ausgewalzten Tötungsszenarien statt adrenalinpeitschenden Actionszenen besteht, und der gleich seinem Rächer aus dem Hintergrund die direkten Wege und dies ohne zu Zögern, ohne Skrupel, den Pfad der Gewalt (durch Digitalisierung viele auffällige bzw. auch auffällig viele Bluteffekte, Kopf- & Körpertreffer en masse) und Trostlosigkeit quasi geht. Ähnlich wie die vom gleichen Thema ableitenden, im Vergleich allerdings gemäßigten, geradezu handzahmen Tokarev (2014) und I am Wrath (2016) die Zeichnung eines düsteren, derben, sich unwohl und schmutzig fühlen lassenden Amerika, dass aus Stripclub, Motel, Hinterzimmer und der Belegschaft von Storage Wars, nur so aussehend, nicht so nett besteht. Ein useliger, unverhohlen menschenfeindlicher bis menschenverachtender Ort, der selbst die wenigen positiven Seiten, die Vertreter von Recht und Ordnung auch recht verbraucht und abgehärmt und die besten Tage längst hinter sich zeichnet; was allerdings die Wirkung, und sei es nur die des Abstoßens, die negative Konnotation so nicht verfehlt.