Anfang Mai 2016 war wie Geburtstag und Weihnachten zusammengetragen für die immer noch treue Schar an Seagal-Anhängern und anderen beinharten direct to video - Actionfans; eine Klientel, die sich überschneidet, gemeinsame Kreise findet und dankbar für Nachschub, für weiteren Konsum überhaupt und auch anfällig für das Fallen in die Nostalgie angesichts derzeitigen prekären Lage ist.
Weihnachten ist dabei das Stichwort, dass dem Geburtstag – älter wird Jeder, die Recken der Kindheit ebenso wie sein Zuschauer selbst – den Rang abläuft. Wie so oft kommt nach dem Festmahl und dem ausschweifenden Feiern anschließend der Kater, was von diesem Fall von der Sichtung vom Sniper: Special Ops, einem 'Kriegsdrama' vom zuletzt mit diversen Weihnachtsfilmen reüssierenden und ansonsten im Trashfilm residierenden Fred Olen Ray und die Ernüchterung diesbezüglich (und das gleich nach dem räudigen Hund namens Code of Honor und vor dem säuselnden 'Action'märchen Asian Connection) ausgeht:
Nach der Gefangenennahme eines hochrangigen amerikanischen Politikers im Wüstenkaff Matubahk wird eine militärische Befreiungsoperation losgeschickt, die zwar den Auftrag erfolgreich ausführen kann, dabei allerdings gleich mehrere Männer im Kugelhagel der Taliban verliert und zwei Leute auch zurück lassen muss. Während Sergeant Vic Mosby [ Tim Abell ] auf sofortiger Rückkehr in das umkämpfte Gebiet drängt, um die sich dort versteckenden und einschließenden Sniper Jake Chandler [ Steven Seagal ] und den verletzten Rich [ Daniel Booko ] heraus zu holen, wird er von seinem Vorgesetzten Lieutenant Colonel Jackson [ Dale Dye ] mit einer anderen Mission betraut. Unweit des Lagers ist ein defekter Laster mit Waffen und Nachschub gestrandet, der allerdings auch noch andere Überraschungen bereit hält. Vic, Vasquez [ Rob Van Dam ], der ortskundige Übersetzer Bashir [ Anthony Batarse ] und der Mechaniker Jennings [ Scott Thomas Reynolds ] machen sich auf den gefährlichen Weg. Vom Team unbemerkt hat sich auch die aufdringliche Reporterin Janet Cooper [ Charlene Amoia ] dem Selbstmordkommando angeschlossen.
Nun ist Arbeitsbiene Ray auch eine seltsame Wahl für einen Seagal (und für das Genre), allerdings in den letzten Jahren auch fast der Regisseur mit dem größten Namen, vom Bekanntheitsgrad her, und da ist Spezl Keoni Waxman schon mitgezählt. Er ist nur nicht bekannt für Aktionsfilme, noch nicht einmal für den heiligen Ernst, sondern vielmehr das Gegenteil dessen, dem unterhaltsamen schlock, der die offensichtlichen Mankos wie Geld oder Talent durch amüsierendes Unkönnen und eine “Alles halb so wild“ - Verfahrensweise ausgleicht, die in diesem Fall nur zur Hälfte da ist. Und mit der anderen Hälfte und vor allem auch dem (erstmal ehrenhaften Ansinnen) die Meisten im Publikum wohl eher verprellt.
Denn was man hier serviert bekommt, ist sein striktes Westernszenario, wo die Cowboys auch tatsächlich noch Cowboys sind, aber der Feind der namens-, sprach- und gesichtslose Turbanträger, der zahlreich mit der Bleispritze heranstürmt und ebenso zahlreich noch im Hintergrund, im Hinterhalt am lauern und dort Gefahr und Tod bringen ist. Ein Cowboy, der beste und dickste von allen, der allerdings in voller Kampfmontur und so vielleicht nur dick angezogen ist, ist dabei im Feindesland eingeschlossen, was dem Projekt seinen ursprünglichen Titel Captive und Seagal den geschätzten 1 Tag Drehzeit (von insgesamt 14) gibt. Während die anderen Jungs erstmal Hilfe und Nachschub holen und den entsprechenden Trek dafür aus der Gefahrenzone retten sind.
Im Klartext bedeutet das: Einige operative Pattsituationen, viel militärischer Jargon vom Oscar Mike und seinem Bravo Lima, anfängliche Infiltration, Extraktion, das Ausführen von Befehlen (von alten Knackern, die vom Schreibtisch aus entscheiden, während die Jungs da draussen vor dem Stacheldrahtzaun der Blue Cloud Movie Ranch, Santa Clarita, CA ihr Leben am Riskieren sind) und das Abwägen von Kosten und Nutzen, und Politik und dem eigentlichen Ziel, dass Leben müssen mit dem Nervfaktor des Journalismus und seiner Freiheit von Rede und Meinung, die hier allerdings besonders nervig und eine Störpresse geradezu ist.
Das bedeutet auch: Viel Staub, Sand und Hitze und die dicke Uniform, wo man schon beim Zusehen vom gekühlten Sofa aus ächzt und schwitzt, eine durch vielleicht Abell in der eigentlichen Hauptrolle gute darstellerische Leistung, bei den anderen no names und bei dem Chef mit dem Scharfschützengewehr wohl eher nicht, so einige Lächerlichkeiten und ein wenig Gefecht, was jetzt alles nicht so aufregend, aber auch nicht so aufreibend für das Herz und die Gedanken und den Widerspruch dazwischen wie etwa American Sniper oder der Lone Survivor, erklärte Brüder im Wollen, nur eben nicht im Können sind.