Review

Staffel 2 - 4,5/10

Staffel 2

Schludrig im Wortlaut der Anklage 

Ich mochte die erste Staffel von „Slasher“ überhaupt nicht. Da war jeder unterklassige Slasher aus den gorereichen 80ern sehenswerter. Season 1 war langweilig, unspannend, kalt und unserem geliebten Subgenre, in dem sich Jason, Michael und Co. tummeln, ehrlich gesagt kaum würdig. Jeder zweite Fan hätte da etwas Besseres schreiben und mit den Mitteln sogar auf die Beine stellen können, als es Aaron Martin und sein Team getan haben. Warum ich jetzt dennoch Staffel 2 geschaut habe? Wahrscheinlich waren meine Neugier auf eine (eigentlich unumgängliche) Steigerung und meine Liebe zum schlitzigen Subgenre einfach zu groß. Außerdem klangen das verschneite Setting (+ Sommercamp-Rücklbenden) und die wesentlich positiveren Reviews vielversprechend. Dass es sich um eine Anthologieserie handelt, bei der jede Staffel neu startet und mit der vorangegangen nicht zusammenhängt, half mir ebenfalls bei der Entscheidungsfindung. In „Slasher: Guilty Party“ geht es um eine Gruppe junger Erwachsener, die vor fünf Jahren als Campbetreuer eine von ihnen brutal umgebracht haben. Nun kommen sie (im tiefsten Winter?!) zurück in die Nähe des Ortes des Geschehens, um die Leiche zu verlegen. Doch als weitere grauenerregenden Morde geschehen, holen die (durchweg leider wieder sehr unsympathischen) Nicht-mehr-Teenager alte Sünden wieder ein...

Staffel 2 von „Slasher“ ist besser als die erste. Keine Kunst, aber immerhin. Die Morde sind weiterhin erfreulich handgemacht und sehr, sehr blutig. Von einer Kettensäge bis zu einem riesigen Bohrer wird hier einiges aufgefahren und die Opfer müssen spektakulär leiden. Außerdem haben zumindest ein paar Figuren interessante Ansätze, die Locations sind nett gewählt („The Burning“ und „Cold Prey“ lassen grüßen) und acht Folgen halten die Kurzweile zumindest auf dem Papier (einigermaßen) hoch. Leider muss ich hier aber auch schon passen mit weiteren Argumenten für Season 2. Es fühlt sich einfach an wie ein Slasher von damals. Mit heutigen Mitteln. Ohne jegliche Kreativität. Sogar ohne großartige Hommagen. Aber auf über 6 Stunden gestreckt. Und selbst gute Slasher funktionieren nicht über einen solchen Zeitraum. „Guilty Party“ ist leider nicht gut. Warum ein so banales "Kostüm" für den Killer? Warum immer das gleiche Konzept? Warum so berechenbar? Warum nicht mal den Hut ziehen vor einem "Madman" oder "Pieces" oder "Happy Birthday to Me"? Warum nicht seinem Namen gerecht werden? Wie wär's mal mit Atmosphäre oder Spannungsaufbau? Slasher sind mehr als nur möglichst brutale Morde.

Die Zeit wird genutzt um blöde Figuren einzuführen, die dann im nächsten Moment auch schon dran glauben müssen. Alles zieht sich und man wartet eigentlich immer nur bis zum nächsten Splattererguss. Dazwischen ist trockenes Geplänkel mit einer Geschichte, die in ihrer Lahmarschigkeit und Einfallslosigkeit nur von der eigenen Auflösung getoppt wird. Nicht nur, dass man die schon sechs Meilen gegen den Strich riecht, es ist auch einfach super abgegriffen und beliebig. Das offene Ende enthält einem dann sogar noch das letzte Quäntchen Befriedigung vor. War es das also für „Slasher“, die Serie? Für mich ja. Diesmal ganz sicher. Die kriegen einfach keine Geschichte hin, die fesselt, keine Figuren, die man auch nur minimal leiden kann und keine Morde, die einen (über ihre Blutrünstigkeit hinaus) berühren. Bessere Darsteller und ein einigermaßen cooler Style samt Score würden ebenfalls gut tun. Vielleicht die nächste Staffel komplett retro aufziehen? Ist auch ausgelutscht, aber immerhin besser als solch ein seelenloser Aufguss des „10 kleine Negerlein-Prinzips“. Ruft mich an, ich hätte da einige Ideen und Szenarios auf Lager. Außer guten Maskenbildnern und Gorekünstlern scheint es bei dieser Produktion an nahezu allem zu hapern.  

Fazit: ein wenig solider als die erste Staffel. Die Goreausschläge samt praktischen Effekten sind top notch. Das Setting und der grundsätzliche Verlauf werden dem Subgenre schon gerecht. Nur leider wirkt ein auf so viele Stunden langgezogener, mittelmäßiger Slasher doch arg nervig und unnötig. Erst recht wenn man immer nur für den nächsten harten Kill dranbleibt. Einfallslos und überraschend arm an Hommagen und Wissen um das Metier. Null Leidenschaft. Nur Auftragsarbeiter. Das können keine echten Fans sein... (4,5/10)

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