Wozu der Mensch fähig ist...06.01.2018
Weit ab vom Zentrum Bogotas steht ein Bürogebäude, eingezäunt und bewacht. Darin hat die Belko Corporation ihren Sitz, ein NGO, welches Amerikanern hilft, in der Fremde zu arbeiten. Doch dieser Tag ist anders als die anderen...das Gebäude wird hermetisch abgeriegelt, und eine körperlose Stimme befiehlt den Mitarbeitern, zwei von Ihnen umzubringen. Das die Stimme es ernst meint, merken die konsternierten Arbeiter daran, daß die Nichtbefolgung mit vier direkt getöteten Kollegen bestraft wird. Sodann wird das unmenschliche Treiben verschärft, weitere Tote folgen, derweil alle im Unklaren darüber gelassen werden, wozu das alles dient. Am Ende gibt es nur wenige Überlebende, derweil die Hintergründe knapp aufgelöst werden – für meinen Geschmack zu oberflächlich.
Toller Streifen, über den man möglichst wenig im Vorfeld lesen sollte, denn dann trifft einen die Unmenschlichkeit des Vorgehens mit voller Wucht. Der Film zeigt uns, wozu der Mensch in Extremsituationen fähig ist. Er regt an zu Diskussionen darüber, wie man sich wohl selbst verhalten würde. Kann man seinen Kollegen ermorden, mit dem man sich über ein Jahr das Büro teilt? Befreundet ist? Tut man es nicht, stirbt man selbst...das sind schwierige Fragen.
Seitens der Schauspieler alles in Ordnung, man kennt die Typen ja aus jedem beliebigen Büro, Menschen mit Hemd und Krawatte, teils mit seltsamen Manieren...alles dabei.
Die Regie fährt hier schwere Geschütze auf. Da gibt es kein verschämtes Wegblenden, die graphischen Effekte des Tötens werden voll ausgekostet, ohne sich daran zu weiden – es wird aber auch nicht verschämt weggeblendet. Der finale Twist ist vielleicht ein wenig aufgesetzt, aber das stört wenig...in Summe ein kurzer und sehr intensiver Film über das Monster Mensch, auch seitens der Hinterleute, die hier wie mit Ameisen spielen – passend dazu auch, daß im Büro ein kleines Terrarium mit Ameise steht. Kurzum, dein seltener Fall eines derben Kammerspiels, spannend bis zum Schluss, zumal auch nicht die üblichen Verdächtigen davonkommen...bißchen mehr Hintergrund wäre nett gewesen, aber dazu gibt es ja vielleicht mal einen Folgefilm. Für dieses Experiment aber gebe ich gerne 8/10.