Zweite Regiearbeit des üblicherweise rein und auch ausreichend vor der Kamera beschäftigten Nick Cheung, der de facto auf dem Höhepunkt seiner Karriere die Möglichkeit dazu nutzt, seine Popularität und 'Macht' nunmehr für das Erzählen eigener Ideen umzusetzen. Eine Ausübung die zuvor bereits mit Hungry Ghost Ritual [ 2014 ] und dort wie auch hier ungewöhnlicherweise im (seit einigen wenigen Jahren wieder in HK und auch China prosperieren und entsprechend geförderten) Horrorgenre geschehen ist. Cheung, der als Darsteller selber mit dieser Gattung im Grunde (bis auf Ausnahme Shiver, 2003) rein gar nichts zu tun hatte, hat sich nach eigenen Aussagen bei dem Debüt um eine Reminiszenz an derlei Werke um 1990+- bemüht, was hierbei eigentlich viel deutlicher und auch ansprechender für den (Massen)Mark als noch bei dem Erstling, einem eher dramatischen Albtraum als die nunmehrige Achterbahnfahrt mit mehr Aktion und mehr Firlefanz und Diskrepanz geschehen ist:
Der durch Selbstmord seiner Mutter [ Karena Lam ] früh zum Waise gewordene Wong Wing-fatt [ Nick Cheung ] ist seit frühen Jugendtagen als Exorzist tätig, wobei ihn mittlerweile der eigene Hausgeist Cherr [ Amber Kuo ] und sein großmäuliger Assistent Chung [ Louis Cheung ] sowie von irdischer Seite auch der Triade Kwong [ Philip Keung ] dabei behiflich sind. Angeregt durch eine seiner auf Video aufgenommenen und publik gewordenen 'Übungen' heftet sich auch die engagierte Reporterin Fong Zi-ling [ Sisley Choi ] an seine Fersen, wobei sie auch aufgrund diversen eigenmächtigen Verhaltens den sowieso schon zutiefst zornigen und mächtigen Geist Hark [ Xing Yu ] noch zusätzlich am provozieren ist. Fong versucht die Angelegenheit durch den ebenfalls berühmten 'Master Almighty' [ Chin Kar-lok ] zu bereinigen und verschlimmert es dadurch nur noch mehr.
Ob es nun Absicht war oder nicht, oder ob der Zuschauer es will oder nicht, fällt einem bei Ansicht von Keeper of Darkness relativ schnell der amerikanische Constantine [ 2005 ], der Film, nicht die erfolglose Fernsehserie, und eventuell vielleicht noch ein lärmeriger Donnie Darko [ 2001 ] und damit eigentlich alles andere als einheimische Vertreter dieser Art von Filmen ein. Natürlich gab es besonders in den späten Achtziger und Anfang der Neunziger weitaus genug Arbeiten um die Vampire Buster [ 1989 ] oder den Exorcist Master [ 1993 ], werden derlei vermeintliche Anspielungen hier aber eher untergehen und weichen oft dem rein internationalen Werk.
Das ist nicht schlecht per se, erzählt Cheung hier doch vor allem mit vielen verschiedenen Varianten eine Geschichte, die mal gruselig, dann wieder humoristisch durchsetzt, auch mit einer depressiven (Geister)Romanze versehen und einem spooky crime & mystery versehen ist. Alles drin, was man so braucht, um das Publikum zu unterhalten, auch wenn die geradlinige Weise im Vorgänger konsequenter wirkte als das (beliebtere) Panoptikum hier und jetzt. Überhaupt stellt man sich als Erweiterung und gleichzeitig Gegensatz zum Erstling dar, ist die Hauptfigur nicht nur sympathischer, reifer und viel erfahrener im Umgang mit den Wesen aus der Zwischen- und der Unterwelt, sondern hat sogar noch identifikationsstiftende Verstärkung, ganze drei Sidekicks, die zwar wenig Hilfe, aber immerhin mit Bemühungen und großen Worten dahingehend anwesend sind. Zudem bewegt man sich von einem Ort zum anderen, statt nur an einer Stätte zu verharren, trifft viele Bekannte und durchstreift das nächtliche HK, was für mal mehr und mal minder interessante Außenaufnahmen und einigen durchlässig scheinenden, eher weniger gelungenen Effekteinsatz all der vielen unruhigen Seelen um einen herum sorgt.
Wong hat nämlich das Dritte Auge, sieht die Geister in der Umgebung als das, was sie nun darstellen und die Verkörperung des Spiritualismus, die sie nun sind. Ein rastloser Zustand, in der er trotz des Alleinlebens in seiner Wohnung, übriggeblieben noch von den Kindheitstagen der Siebziger, niemals gänzlich allein und niemals ungestört, immer auf der Hut und immer auf der Wacht ist. Tauschen möchte man da nicht, zumal hier wirklich Einiges los ist, Jemand im Swimmingpool im Wellnessclub um die Ecke bei lebendigen Leibe verbrennt, der Böswatz mit dem langgezogenen Körper und dem riesigen Gesicht auch das Fluchtauto zum Überschlagen bringen kann, und zwischendurch ein Kungfu-erfahrener Scharlatan bei einer seiner versuchten Austreibungssessions besessen wird und ein wirklich schwerer Gegner ist. Hinzu kommen einige namhafte Cameos [ Shawn Yue, Jacky Cheung, Lawrence Ng usw. ] und eine stets vorhandene weirdness & craziness, die anders als im ruhigen und fatalen Startauftritt viel eher das Geisterfestival mit allem drum und allem dran, der laute Nachzügler mit holpernden, wenn auch hektischer Aktivität bereitgehalten wird. Viel drin im Blockbustermenü demnach, wobei auch ständig die Richtung gewechselt, und nur anfangs dessen der wahre Horror im Sinne von Alleinsein, Dunkelheit, Einsamkeit, dem Gefangensein in einem abgesperrten Raum oder auch die Schwere einer im Rückblick doch oft trostlos wirkenden Kindheit ausgereizt wird.