Wow, wow, wow!
Hier liegt ein Film des beliebten Westernhelden vor, der sich gewaschen hat! Neben Django (dessen Name für alle möglichen Filme "mißbraucht" wurde) und Ringo, ist Sartana wohl die bekannteste Italo-Western-Serienfigur überhaupt.
In "Sartana kommt" sind unglaublich viele gute Zutaten zu einem klasse Western gemixt worden, der das Fan-Herz höher schlagen lässt.
Auf der Suche nach 500.000$ in Gold und 20.000.000$ Falschgeld, muss sich Sartana mit mehrern Parteien, die alle auf der Suche danach sind, herumschlagen.
Hilfe bekommt er von seiner mitgebrachten Orgel und dem mechanischen Aufzieh-Roboter "Alfi"...
Alter Schwede, was Regisseur Giulianon Carnimeo aka Anthony Ascott hier abgeliefert hat, macht einfach nur Spaß!
Gleich zu Beginn legt der Film richtig los, als der gute Sartana drei Sheriffs abknallt und sich daraufhin in einem Gefängnis-Fort selber stellt. Gleich hier wird die exzellente Kameraarbeit aufgegriffen, die sich kontinuierlich durch den Film zieht.
Dazu wird das ganz hervorragend durch den Western-Score von der Genre-Größe Bruno Nicolai unterstrichen. Speziell das Hauptthema ist wunderbar eingängig und bekommt durch den Einsatz der Maultrommel einen ironisch/schelmischen Touch, der wunderbar zum Charakter des Sartana passt. Dazu kommen immer mal wieder Momente auf, die an Großmeister Morricone erinnern. Also rundum gelungen!
Im Gefängnis kann sich Sartana dann mal wieder gekonnt befreien (Sartana ist eben mit seinen Gimmicks des James Bond des Westerns) und befreit ebenso den dort Gefangenen Grand Full, der Wissen um das Gold und die Dollars hat.
Nach der Flucht trennen sich die Wege der beiden vorrübergehend, denn Sartana will in der Stadt Mansfield nach dem Gold und den Dollars forschen. Dort sind mehrer Parteien ebenfalls auf der Suche nach der Beute. Der zwielichtige Sheriff mit seiner Bande, ein durchgeknallter mexikanischer "General", samt Armee und noch einige andere Halunken.
Es ist eine Freude mitanzusehen, wie Sartana alle diese Gegner an der Nase herumführt und gegeneinander ausspielt.
Passend dazu gibt es wieder markante Sprüche, zotige One-Liner und schwarzen Humor. Die Stadt Mansfield ist voll von falschen Schlangen, die allerdings keine Chance gegen den überlegenen Sartana haben.
Inszenatorisch gibt es nichts zu bemängeln. Schön auch die Rücklenden um den Deal Gold gegen falsche Dollars. Jede der Parteien hat eine andere Version parat, die sie Sartana erzählen. Dazu ist die Kulisse wunderbar arrangiert und es kommt auch mal genreuntypisches, wie ein türkisches Bad, zum Einsatz.
Sartana stellt den Schurken auch wieder gekonnt Fallen und überrascht den Zuschauer durch einfallsreiche (optische) Tricks, in die die Gegener blindlings hineinlaufen. Selbst von den Gegener gestellte Stolpersteine erkennt Sartana und schickt die Halunken selber hinein.
Neben einigen kleineren Gewaltspitzen hält der Film wunderbar die Waage zwischen Humor, Action und Brutalität. Herausragend ist dann auch noch das Finale, in dem Sartana die mexikanische Armee mit seiner "Wunder-Orgel" eliminiert! Schön auch das einige Genre-Stereotypen, wie eine Schlägerei oder das gefangen nehmen und
Foltern des Held hier ausgelassen wurden.
Gut, was kann man zu den Darstellern sagen, ausser das alles passt. Gianni Garko als Sartana, in feinem Zwirn, ist ja sowieso schon aus den Vorgängern bekannt und eingespielt. Er passt einfach perfekt und bringt den Charakter gut zur Geltung. Dazu ist der weitere Cast mit vielen bekannten Italo-Western Gesichtern gespickt (Piero Lulli, die wunderschöne Nieves Navarro, Franco Pesce oder auch Sal Borgese). Hier stimmt alles, was will man mehr?!
Die gute Inszenierung, die hervorragende Kameraarbeit und die Schnitte ziehen sich bis zum Finale durch. Dazu ist der Spannungsbogen kontinuierlich, der Film wird nie langweilig und springt von einem kleinen Highlight zum nächsten.
Wer Spaghetti-Western mag und einen Schuß Humor darin ab kann, bekommt hier einen der besten, wenn nicht den besten, Sartana-Streifen überhaupt. Als einzigen Nachteil könnte man dem Film ankreiden, das Sartana immer überlegen ist und so gut wie nie in Bedrängnis gerät, aber hey, das ist Sartana! Der Film macht einfach Spaß und sticht unter den Einheitsproduktionen der damaligen Zeit leuchtend heraus. Klar reicht der Film nicht ganz an die Leone Western-Highlights heran, muss er aber auch nicht! Ganz knapp schrammt dieses Kleinod an einer 9/10 vorbei und es bleibt nur noch zu sagen:
Westernherz, was willst Du mehr?