Review

Dokumentationen über den Aufbau und die Psychologie von Horrorfilmen gibt es zwar nicht im Dutzend an jeder Ecke, aber man könnte meinen, dass das Gebiet zumindest rückwirkend jetzt ausgiebig beackert wurde – zumindest konnte man mir in den letzten 20 Jahren nichts Neues präsentieren, wenn man das Thema universell statt speziell anging. (Ich bin bei zeitaktuellen Trends jederzeit gern bereit, Konzessionen zu machen!)

Mit „Terror im Parkett“ (Terror in the Aisles) konnte ich jetzt noch so eine bedeutende Lücke füllen, denn anders als so viele Dokus, die heute friedlich bei Youtube vor sich hin grasen, liefen diese 82 Minuten sogar mit relativ großem Erfolg in den Kinos anno 1984 in den USA und war gegen Ende der 80er so eine Art Standardwerk geworden. Allerdings rutschte der Film dann eher in die zweite Reihe zurück, was sich erst bei einer Sichtung hinreichend erklären lässt.

Wer im Internet- oder auch nur im MTV-Zeitalter „Terror im Parkett“ sieht, denkt vermutlich hauptsächlich ein Wort, dass 1984 noch nicht in aller Munde, aber im Werden war: Clipshow!
Der Fünkchen Rahmenhandlung lässt Donald Pleasence und Nancy Allen mit ausgesuchten Zuschauerdarstellern in einem vollbesetzten Kino eben genau diesen Film bzw seine Filmausschnitte sehen, während uns die Moderatoren in gesetzten Abständen einige Mechnanismen und psychologische Wendungen des Filmgenres erläutern bzw. benennen, worauf dann die Aussagen mittels Filmausschnitten belegt werden.

Und ja, das sind sehr ausgiebige Filmausschnitte.
Um seine Aussagen zu stützen, bekommt man das volle Programm von Schlüsselszenen aus allen möglichen Klassikern des Genres geboten, dem Exorzisten, dem Omen, dem Baby von der Rosemary. Michael Myers schaut vorbei, Jack Nicholson schwingt die Axt, David Cronenberg gibt seinem Unterbewusstsein Gestalt und Carpenter lässt generell die Kuh fliegen, ob nun in Haddonfield, in der Antarktis oder in einer Nebelbank. Und man sollte natürlich auch mal nach den Kindern schauen, wenn man nicht gerade als Ami durch England bei Vollmond wandert.

Der Kenner weiß also schon, was ihn erwartet: ein relatives Best-Off bekannter Szenen (inclusive der Psycho-Duschszene), dem man ein transparentes narratives Mäntelchen umgehängt hat. Nach jedem (durchaus zutreffenden) Statement bekommt man einen Schnittmix aus 3 oder 4 Filmen präsentiert, der wechselseitig die Aussage nachweist. Das kann dann aber dazu führen, dass ich ein halbes Dutzend Szenen aus einem weniger genrenahen Krimi wie „Vice Squad“ durchstehen muss, nur weil Wings Hauser so ein großartiger Psycho und Frauenschläger ist.

Natürlich hat man auch ein paar Schwarz-Weiß-Klassiker mit hinein genommen, aber die sind wie üblich kurz gehalten, denn „Terror“ delektiert sich hauptsächlich an den Jahren ab 1970 bis eben zum Produktionsjahr des Films und das bedeutete eben hauptsächlich Grusel aus der großen Welle, die „Halloween“ 1978 lostrat.
In einem Zeitalter, wo noch nicht totale Verfügbarkeit aller Filme gang und gebe war, bot der Film ein tolles Wiedersehen bekannter Schlüsselszenen, heute wirkt der Film mehr wie ein stolzer Rückgriff, der allerdings in einer Tour einen Kardinalfehler macht: er spoilert!

„Terror im Parkett“ haut die Plot-Twist und Terror-Enden reihenweise raus und schafft es so de facto, das Beste zu verraten, inclusive fast aller Morde aus „Halloween“.
Wer sowieso alles kennt, könnte seinen Spaß haben, wenn es nicht eben schon die ikonenhaften Ausschnitte wären und nur die außerhalb des Kontextes machen auch nicht endlos satt.

So wirkt „Terror im Parkett“ wie ein charmanter Rückgriff auf die Zeit damals vor dem Internet und den Möglichkeiten der permanenten Information, als man sich die Filmgeschichte noch hart erarbeiten musste und mit dem Film einen Haufen Anregungen bekommen und noch was lernen konnte.
Aber er ist auch ein wenig aus der Mode geraten, abseits seiner zeitlosen Clips und natürlich drängten selbst Mitte der 80er eine Armee neuer Horrorfilme nach und gestalteten die Genrekonventionen zum Teil neu.
Insgesamt erscheint der Film heute charmant, aber erzählerisch dünnblütig und irgendwann hab ich dann doch vorgespult. Ansonsten: Nancy Allen sah wirklich heiß aus! (5/10)

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