Der Horrorfilm: immer wieder Sündenbock und Buhmann einer mittleralterlichen Possen-Partei aus dem Südosten Deutschlands, wenn es darum geht, einen Alibi-Schuldigen für gewalttätige Kids und dergleichen zu suchen. In der Tat ziehe ich eine Linie zwischen wirklich widerwärtigem Close-to-snuff-Zeugs à la "Hostel 1 & 2", "Saw 2 - 4" und Co., möchte aber auf der anderen Seite auf die liebgewonnenen Klassiker never ever verzichten.
Wie funktioniert eigentlich ein Horrorfilm? Welche Emotionen ruft er beim Betrachter hervor? Diese und noch weitere Fragen stellen sich Dr. Loomis, äh, Donald Pleasance und Nancy "Dressed To Kill" Allen in der Pseudo-Doku "Terror im Parkett". Gemeinsam mit einpaar - zugebenermaßen - recht dumpfbackigen Zuschauern sitzen beide im Kino und geben ihren Senf zu Ausschnitten aus folgenden Klassikern: "Carrie", "Der weiße Hai", "Die Brut", "Halloween", "Das Feuerkind", "Freitag der 13.", "Blutgericht in Texas", "Videodrom", "Die Nacht der lebenden Toten", "Tarantula", "Das Ding aus einer anderen Welt", "Shining", "Teufelskreis Alpha", "Rosemary´s Baby", "Das Omen", "Die Vögel", "Der Exorzist" uvm.
"Terror im Parkett" will psychologische Aufklärung betreiben, liefert aber nur die oberflächlichen Statements seiner beiden Kommentatoren ab. So erklärt Pleasance zum Beispiel den Unterschied zwischen "Suspense" und "Schock": In einer Szene macht der weiße Hai aus den Untiefen des Meeres Jagd auf seine Opfer: Langwierige Kamerafahrten auf die Silhouette der badenden Person, dazu die bekannte Score - das ist also Suspense. Der Schock hingegen tritt meist völlig unvermittelt ein: dann, wenn zum Beispiel in "American Werewolf" an einem friedlichen Abend plötzlich die Zombie-Gestapo vor der Türe steht und alles kurz und klein schießt.
Ferner lernen wir, dass das Böse manchmal aus dem All kommt (siehe "Alien"), anderfalls jedoch in Gestalt eines Kindes zu finden ist. Pleasance lobt die Grandiosität der Spezial-Effekte (Kunstblut ist auch irgendwie charmanter als CGI), während Nancy Allen damit kokettiert, das Sex im Film tödlich sein, aber auch gut als Waffe eingesetzt werden kann. Der Gegensatz Horror/Komödie wird ebenfalls angesprochen, genauso wie der Aspekt, dass Filme eine Reflektion des Unterbewussten seien. Altmeister Alfred Hitchcock darf ebenfalls einpaar Sätze sagen.
Alles in allem ist "Terror im Parkett" freilich sehr kurzweilig, vom Aufklärerischen her jedoch keinen Pfifferling wert. Irgendwie wird man die ganze Zeit den Verdacht nicht los, dass die Produzenten nur ein paar Cents aus den Klassikern herauspressen wollten. Das Patentrezept hat jedoch Michael Myers-Jäger Dr. Loomis in petto, denn man soll sich immer wieder einreden, es sei alles nur ein Film (und sich auf dem dunklen Nachhause-Weg vor der Spinne, dem Wolfsmensch oder dem Vampir in acht nehmen.) In diesem Sinne: Gute Nacht!
7 von 10 Punkten.