Wenn ein Katastrophenfilm mal wieder auf wahren Tatsachen beruhen soll, ist Vorsicht geboten, vor allem, wenn Disney als Produktionsfirma die Strippen in der Hand hält.
Was Regisseur Craig Gillespie in Sachen Action in Szene setzt, ist zuweilen atemberaubend, den Kitsch gegen Ende hätte er sich allerdings weitgehend sparen können.
Im Februar 1952 kommt an der Ostküste New Englands ein verheerender Wintersturm auf. Der Öltanker SS-Pendleton unter der Leitung von Ray Sybert (Casey Affleck) schwimmt mit dem Heck nahezu unkontrollierbar in den Wellen, während eine vierköpfige Crew um Bernie Webber (Chris Pine) einen Rettungsversuch in Form eines Himmelfahrtskommandos unternimmt…
Die ersten Minuten kommen ein wenig befremdlich daher, da sie das Love Interest des Helden einführen, welches von Holliday Grainger eher nervig denn sympathisch verkörpert wird, zumal ihre Figur stets unentschlossen zwischen emanzipierter Dame und Heulsuse pendelt. Demgegenüber ist die Crew an Bord des zerschellten Tankers weitaus besser gezeichnet, mit einigen markanten Individuen und einem stoisch dreinblickenden Affleck, welcher durchaus als zweiter Held durchgeht. Den dritten Handlungsstrang bildet die Küstenwache, welche mit einem kleinen Holzboot den haushohen Wellen zu trotzen versucht.
Was sogleich positiv ins Auge sticht, ist die detailverliebte Ausstattung. Einige Oldtimer, das Gebäude der Küstenwache mit angrenzendem Leuchtturm und vor allem die Innenausstattung des Tankers sind genial ausgearbeitet, nur Kostüme und Frisuren wirken teilweise zu modern für die frühen Fünfziger.
Den Höhepunkt des wasserlastigen Treibens bildet die Action auf hoher See, bei der an einigen Stellen deutlich wird, wie hilflos der Mensch gegenüber Naturgewalten dasteht, spätestens als das Rettungsboot wie eine Nussschale getrieben wird, die erstaunlicherweise nicht kentert.
Entsprechend sind natürlich einige Unwahrscheinlichkeiten zu verzeichnen, welche von Sandbänken, genauem Timing über bestimmte Konstrukte der Schiffsteuerung reichen.
Einige Passagen sind arg vorhersehbar, andere leiden vor allem gegen Ende unter zuviel Pathos, was der ansonsten toll arrangierte Score von Carter Burwell noch verstärkt.
Dennoch, für Freunde eher klassisch aufgezogener Katastrophenfilme bietet der Streifen genügend Dramatik, souverän inszenierte Action und größtenteils gute darstellerische Leistungen, obgleich Pine aussieht, als hätte er gleich zehn Kutter gegen die Wand gesteuert.
Die 117 Minuten Laufzeit vergehen ohne Durchhänger, bieten spannende Phasen und liefern Genrefans eine ansehnliche Produktion mit verzeihbaren Schwächen der zuweilen etwas zu kitschig verlaufenden Story.
Knapp
7 von 10