Review
von rubinek
Ein Sommer in den 1960er Jahren. Der 12-jährige Julian lebt zusammen mit seinem Vater (Bergmann), der Mutter und der jüngerer Schwester in einer Mietwohnung im Ruhrgebiet gleich gegenüber der Zeche. Die Mutter ist am Rande des Nervenzusammenbruchs, die frühreife 15-jährige Nachbarin lockt, ein Nachbar mag kleine Jungen mehr als er sollte, die Nachbarschaftsbande rüpelt und die Schule nervt. Julian ist ein eher sensibles und ruhiges Kind, dem es manchmal schwer fällt, sich in die rohen Lebensumstände zu fügen.
Mich hat der Film enttäuscht. Habe zumindest pralles Leben erwartet und gerade da scheitert Junges Licht. Es gibt exakt zwei Szenen während der zweistündigen Laufzeit, wo wirklich mal Stimmung aufkommt und zwar bei einem nachmittäglichen Besäufnis und bei einer Beichte mit einem herrlich unkonventionellen Pastor.
Auf der Bildebene wirkt vieles zu glatt, museal, einfach nicht authentisch. Es gibt Szenen, da gehen die Protagonisten mitten am Tag durch die Straße und da ist niemand zu sehen. Nicht am Fenster, nirgendwo. Das Licht ist meist weich und strahlend und richtig dreckig wirkt es auch Untertage nicht.
Selbst die Dialoge (der Film basiert auf einer Literaturvorlage), die oft lobend erwähnt werden, haben mich nicht überzeugt.
Es gibt Filme, da brodelt es, obwohl (oder weil) Themen und Untiefen nur angedeutet werden. Hier wird auch viel angedeutet, aber da brodelt überhaupt nix. Man das Gefühl, man bekommt lauwarme Schonkonst gefüttert. Der Film ergibt kein großes ganzes, sondern eine Ansammlung von nicht mal spannenden Szenen. Ein wirklicher Höhepunkt fehlt komplett. Damit man mich nicht falsch versteht, ich mag ruhige Filme wie "Das weiße Band", aber zwischen ruhig und öde besteht eben ein gravierender Unterschied.
Und selten so schlechte Filmmusik gehört. Als hätte man einen Straßenmusikanten mit Gitarre und Mundharmonika neben die Leinwand gesetzt und etwas improvisieren lassen.
Ungewöhnlich ist der Wechsel zwischen Farb- und Schwarzweißsequenzen sowie Bildformate, die zwischen 4:3, 16:9 und 21:9 wechseln. Ist nicht so schlimm, wie es sich anhört, aber der Sinn hat sich mir nicht so ganz erschlossen.
Mit gutem Willen 6/10