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Die Arbeit als verdeckter Ermittler hatte sich Klaus Roth (Tom Schilling) anders vorgestellt, irgendwie abwechslungsreicher und vor allem nicht so frustrierend. Doch mittlerweile ist nur noch desillusioniert von den Vorstellungen seines Vorgesetzten, nicht nur kleine Fische, sondern mal richtig große Gangster auffliegen zu lassen, denn sein Auftrag, die illegale Wettszene um einen serbischen Paten zu infiltrieren, erweist sich als äußerst schwierig. Dessen Neffen Luka (Edin Hasanovic) hatte er zwar erfolgreich auf seine Seite ziehen, sprich: dessen Vertrauen gewinnen können, doch der lieber locker im Sportcafé abhängende Bursche, der noch dazu bald Vater wird, taugt bestenfalls zum Kleinkriminellen.
So bleibt Roth nichts anderes übrig, als mit seinem ebenfalls serbischen Hintergrund (Tarnname: Milan) einen auf Kumpel zu machen und eine entsprechende Gelegenheit abzuwarten. Die scheint dann gekommen, als ein rivalisierender türkischer Clan einen der Serben schwer verletzt und damit die Feier zur Geburt von Luka´s Sohn stört. Doch die erwartete Reaktion des Familienoberhaupts bringt den Undercover-Agenten in ernste Schwierigkeiten: Luka soll nämlich den (bekannten) türkischen Täter erschießen. Das aber kann Roth, der ob seiner Freundschaft zu Luka immer mehr Zweifel an seinem eigentlichen Auftrag hat, nicht zulassen...

Mit stets düsteren, meist nachts spielenden Szenen versucht Regisseur Philipp Kadelbach in seinem bezeichnend Auf kurze Distanz betitelten Unterwelt-Krimi Einblicke in die frustrierende Undercover-Arbeit eines Berliner Polizisten zu geben. Sein Hauptdarsteller Schilling hat sich mehr oder weniger dazu überreden lassen, ist aber schnell enttäuscht von seiner gefährlichen Tätigkeit (die mit einer Tracht Prügel beginnt) und beginnt allmählich, das erworbene Vertrauen des etwa gleichaltrigen Luka höher einzuschätzen als seine dienstliche Aufgabe.

Denn beide junge Burschen passen eigentlich nicht so recht in das Unterwelt-Milieu: Roth, der von Berufs wegen sowieso nicht hinlangen darf, ist eher ein Softie, und Luka würde viel lieber das Familienleben mit seiner hochschwangeren Frau (und später mit seinem Sohn) genießen, als auf der Straße das Terrain gegen mißliebige Konkurrenz abzusichern. Als er einem rivalisierenden Türken die Meinung geigen will, bekommt er einen Kopfstoß und schleicht ohne Gegenwehr jammernd und fluchend davon, was ihn trefflich charakterisiert. Später, als er den Mordauftrag erhält, muß er sehr mit sich kämpfen, will aber die serbische Familienehre nicht gefährden und steckt daher trotzig die ihm zur Verfügung gestellte Waffe ein - wohl wissend, daß er nur der Familienbande wegen überhaupt dabei sein darf.
Währenddessen hat Roth, inzwischen zum Paten des Neugeborenen ernannt, dennoch stets mißtrauisch von den Serben beäugt, eine Alibi-Freundin zur Seite gestellt bekommen, die natürlich auch Polizistin ist, mit der er sich aber nicht allzugut versteht. Schlechte Voraussetzungen also, Lukas Onkel Aco Goric, dem berüchtigten serbischen Clan-Chef, das Handwerk zu legen. Zu allem Überfluss mischt sich dann in den aufkommenden Bandenstreit auch noch eine weitere Partei ein, von der Roth nichts ahnt...

Auch wenn Schilling und Hasanovic ihre Rollen tadellos verkörpern, kann man beiden Filmcharaktären nicht allzuviel abgewinnen, nichts Spektakuläres gibt es auch in den Nebenrollen (erwartungsgemäß oberfies mal wieder Aleksandar Jovanovic als Kapo Radan Goric) zu vermerken, wie überhaupt der Plot an sich bis auf einen Twist am Ende nicht allzu überraschend verläuft. Auch sind die Einblicke in die Mechanismen der Wettmafia (hier Fußball unterer Ligen sowie Tennis) nicht sonderlich profund, sondern kratzen nur beiläufig an der Oberfläche dieses für das organisierte Verbrechen wichtigen Geschäftszweigs und so bewegt sich Auf kurze Distanz eher auf mittlerem Tatort-Niveau inkl. eines erzwungen wirkenden Nicht-Happy-Ends am Schluß. Kann man sich geben, muß man aber nicht gesehen haben: 5,51 Punkte.

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