Eigentlich gehört es zum guten Ton, Beiträge der deutschen TV-Krimilandschaft nicht gut zu finden, doch nicht ohne Grund kam der Streifen von Regisseur Philipp Kadelbach bei Kritikern und Publikum gleichermaßen gut an. Das mag nicht zuletzt an einer einzigen kurzen Einstellung liegen, die eine gewisse Nachhaltigkeit generiert.
Klaus Roth (Tom Schilling) ist den Job des Durchschnittspolizisten leid und darf nun undercover im Kreis der serbischen Wettmafia ermitteln. Um an den Paten Aco Goric (Lazar Ristovski) zu gelangen, erschleicht sich Roth, der nun als Milan unterwegs ist, die Freundschaft des Neffen Luka (Edin Hasanovic). Doch kann Roth seine Tarnung innerhalb der intensiver werdenden Freundschaft Aufrecht erhalten?...
Unerwartet düster ist bereits der Einstieg, als ein Wagen mitten im Wald stoppt, drei Männer mit einem Verletzten aussteigen und eine Knarre gezückt wird. Ausgeblichene Farben, kontrastarme Umgebungen, vieles spielt sich bei Nacht ab und wenn nicht, spiegeln sich negative Schwingungen bei den Protagonisten wieder. Beispielhaft hierfür ist Roth, der völlig desillusioniert seiner Tätigkeit nachgeht und den einzigen Hoffnungsschimmer in der Freundschaft zu Luka sieht, der eigentlich seine Zielperson sein sollte.
Anbei geht es um das brisante und stets aktuelle Thema der Bestechung im Sport, der Manipulation durch Schiedsrichter und Spieler, Geldwäsche, verschiedene Interessengruppen und Konflikte, aber auch um Loyalität und Werte innerhalb einer Familie, wobei es völlig gleich ist, ob die Mafia nun aus Serben, Kroaten oder Deutschen besteht.
Die eher leise Spannung bezieht der Stoff aus der latenten Unsicherheit des Ermittlers, der zusehends in einen Sog aus Familienzusammenhalt, illegalen Geschäften und einen Bandenkrieg hineingezogen wird, wobei ein paar drastische Einstellungen die knallharte Realität durchaus glaubhaft untermauern.
Überhaupt ist die großartige Kamera zu erwähnen, die stets sicher geführt wird, dabei recht nah an den Figuren ist und dennoch Zeit findet, gelegentlich auszuharren. Dadurch wirkt das Erzähltempo zwar ab und an ausgebremst, doch im Zusammenhang mit dem durchweg treffenden Score wird eine zuweilen intensive Stimmung geschaffen, welche im letzten Drittel ihren Höhepunkt erfährt, als irgendwann an die Szene vom Einstieg angeknüpft wird.
Schilling ist richtig gut als unsicherer Ermittler, kommt jedoch nicht ganz gegen die Leistung von Hasanovic an, der seiner Figur die glaubhafte Mischung aus vager Hoffnung, Aufrichtigkeit und zielstrebiger Umsetzung verleiht. Aber auch die treffend besetzten Nebenrollen überzeugen durch die Bank.
„Auf kurze Distanz“ bringt das Treiben des verdeckten Ermittlers auf mehreren Ebenen gut auf den Punkt. Trotz minimaler Längen im Mittelteil und einigen Klischees innerhalb der Gangsterkreise punktet der Streifen durch eine stimmige Atmosphäre, einer durch und durch gelungenen Optik, sehr überzeugenden Mimen und einem konsequenten Finale.
Deutlich überdurchschnittliche TV-Kost.
7 von 10